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1-Euro-Kocher für Tagelöhner?

Leider laufen wieder wichtige Diskussionen nur via Email mit „Eingeweihten“. Dies finde ich sehr bedauerlich, denn diese Diskussionen könnten hier im Forum öffentlich und dann auch hoffentlich sachlich geführt werden und würden viel mehr Menschen erreichen. Für unser Mitglied Richard Fetzner, den großen Meister im Bau von hocheffizienten einfachen Kochherden, war ein Schock zu hören, dass in Togo die Frauen allenfalls 1 Euro zur Verfügung hätten, um diesen Kocher zu bezahlen. Richard hat sich in der Tat außerordentlich verdient gemacht, um preisgünstige effektive Kocher zu entwickeln und zu verbessern - und jetzt das!

Natürlich kann keiner dieser Kocher für 1 Euro hergestellt oder verkauft werden.

Was bedeuten diese 1 Euro?

Die meisten Menschen in unseren Partnerländern leben entweder von der Subsistenzwirtschaft oder sind Tagelöhner. Somit bekommen sie jeden Tag ihren Lohn oder bekommen dann ein wenig Geld, wenn sie aus eigener landwirtschaftlicher Produktion etwas verkaufen können. Davon muss dann der tägliche Bedarf finanziert werden. Im Kongo sind das z.B. für die meisten Menschen höchstens 5 Euro am Tag. Davon müssen sie vielleicht 2 Euro für Miete ausgeben, 2 Euro für Lebensmittel und 1 Euro für Haushaltsenergie – und auch in den Städten wird sehr häufig noch auf den Drei-Steine-Öfen gekocht. Sie müssen also jeden Tag Holz oder Holzkohle kaufen, um ein warmes Essen zubereiten zu können.

In der tropischen Welt haben die Menschen traditionell weder Ersparnisse, noch Rücklagen noch Vorräte. Diese Gewohnheiten der Winter-Sommer-Welt im Norden sind den Menschen in der tropischen Welt völlig fremd, sie wurden früher auch nicht benötigt, weil man immer etwas säen oder ernten konnte. Doch heute muss mit diesen 5 Euro gewirtschaftet werden – und da darf nichts dazwischenkommen. Wenn ein Familienmitglied krank wird und für die Gesundheit bezahlt werden muss, bricht überall die Katastrophe aus. Auf diesem Niveau steht den Frauen also für Haushaltsenergie und Kocher nur 1 Euro zur Verfügung – und das jeden Tag.

Nun sind die Kocher von Richard so konzipiert, dass sie den Holz und Holzkohleverbrauch revolutionär verringern. Wenn also bisher 30 Euro im Monat für Haushaltsenergie ausgegeben werden musste, so könnte mit einem solch modernen Kocher leicht die Hälfte oder noch mehr gespart werden. Spätestens in 6-8 Wochen wäre also doch solch ein Kocher, der 20 oder 30 Euro kostet, bezahlt, denken wir. Theoretisch stimmt das auch, aber praktisch steht in diesen Haushalten dieses Geld als Investitionsmittel nicht zur Verfügung, sondern jeden Tag 1 Euro für die Kochenergie.

Die Lösung können nicht die Kocherproduzenten bringen, sondern da müssen andere Erfahrungen eingebracht werden. Natürlich könnten Entwicklungsorganisationen die Kocher verschenken. Das ist aber nicht nachhaltig. Bei dem vorhin beschriebenen System ist leicht folgendes zu sehen: Wenn der Kocher auf Kredit verkauft wird und wenn die Frau pro Monat statt 30 Euro nur 15 Euro für Haushaltsenergie aufwenden muss, kann sie 15 Euro für die Kreditrückzahlung geben, aber unbedingt jeden Tag einen halben Euro! Damit wäre der Kocher nach 2 Monaten bezahlt und wenn er hochwertig ist, lässt sich eine längere Zeit damit kochen und viel Geld einsparen.

Das ist aber noch keine Lösung für die Produktion. Denn die meisten Handwerker, welche in der Lage wären, die von Richard entwickelten Kocher zu produzieren, haben keine Investitionsmittel für das Material und haben auch nur wenig Marketing-Kenntnisse, wie wir in den letzten Jahren bei unseren Barnstorfer Jahrestagungen gelernt haben. Somit benötigen wir auch auf der Seite der Produktion Investitionen, die am besten durch humanitäre oder ökologische Organisationen aufgebracht werden könnten.

Dafür ist nötig, dass die bisher entwickelten Kocher präsentierbar sind und zwar so wie in einem Laden, wo man dann den Kocher aussuchen könnte, den man am liebsten fördern möchte. Dabei wäre auch sinnvoll anzugeben, welche Materialien gekauft werden müssen. Ich vermute, dass dann in den verschiedenen Ländern unterschiedliche Preise zustande kommen. Im Kongo z.B. findet sich auf dem Land überall Lehm, der kostenlos geholt werden kann. In den Gebieten um die Städte herum ist das ganz anders. Lehm kostet Geld und der Transport nochmal.

Somit benötigen wir bei LHL Lösungen mit denen die Modelle so bereitgestellt werden, dass wir auf der einen Seite damit Geldgeber suchen und finden und auf der anderen Seite Handwerkern das nötige Know How vermitteln können.

Natürlich müssen die „Kocherentwickler“ nicht alle Aufgaben selbst lösen und übernehmen. Ich fände aber sehr hilfreich, wenn sie ihren Teil der offenbar inzwischen ausgereiften Kochermodelle so präsentierten, dass wir damit Interessenten für die Finanzierung ansprechen können. Bisher ist das sehr schwierig. Vor allem gibt‘s auch keinen „Kocher für Togo“, „Kocher für Madagaskar“, „Kocher für Kongo“ usw. In all diesen Ländern ist der Bedarf an Verbesserung der Haushaltsenergie enorm. Wenn in einem „virtuellen Supermarkt“ diese Modelle bereitstünden, dann wäre schon ein großer Schritt getan. Hier auf dieser LHL Internetseite sind die technischen Voraussetzungen gegeben, um solch einen „virtuellen Supermarkt“ mit Bau- und Nutzungsanleitungen einzurichten. Deshalb bitte ich darum, die Diskussion auf diesem Niveau fortzusetzen. Vielen Dank!