Felix Jenny leitet in Ghana ein Projekt, wo Holzkohle zum Boden hinzugefügt wird, um den Ertrag zu erhöhen (https://assg.info/ ) . Er hat unsere Fragen beantwortet.
Wo findest Du Holzkohle?
In vielen Dörfern befinden sich Köhler. Mit den Resten des Herstellungsvorgangs können sie nichts anfangen. Große Haufen liegen einfach da. So kommen wir mit einem gemieteten LKW und holen für wenig Geld mehrere m³ Holzkohle. Dann müssen die kleinen Stücke zur Puder gestampft werden.
Wieviel Biochar soll man pro ha einbauen?
In Ghana haben wir gemessen, dass die Wirkung einer Biochar-Zugabe zum Boden umso grösser ist, je saurer der Boden ist und je weniger organischen Gehalt dieser aufweist. Darum bringt übrigens Biochar in den qualitativ guten europäischen Böden auch kaum etwas im Vergleich zu den damit verbundenen Kosten.
Wir haben letztmals im 2019 Versuche mit Mais gemacht mit verschiedenen Konzentrationen von Biochar-Kompost. Und das immer im selben Gebiet, also bei gleichem Ursprungsboden, gleichem Saatgut, gleichem Saat-Termin und gleichem Wetter für Biochar- und Control Boden. Einen Teil der Resultate sieht man in meiner Graphik "Yield factor". Dabei sieht man sehr schön ein ökonomisches Grundprinzip, jenes vom abnehmenden Grenznutzen: Dieser bedeutet, wenn man immer mehr vom selben Gut einsetzt, wird der damit erzielte Zusatznutzen immer kleiner.
Man kann jede Menge an Biochar zwischen Null und 10 Tonnen/ha einsetzen und jede eingesetzte Menge ergibt gegenüber Control ein verbessertes Ernteresultat. Die Grafik zeigt auch, dass je mehr Biochar pro ha (oder pro m2) eingehackt wird, desto grösser wird der landwirtschaftliche Ertrag sein. Dabei aber -ganz wichtig- beachten: Je weniger Biochar ich pro ha einsetze, desto grösser ist der landwirtschaftliche Zusatzertrag pro eingesetzte Tonne Biochar.
In diesem Spannungsfeld zwischen der eingesetzten Biocharmenge pro ha, der Anzahl Ernten/Jahr, der Wahl des anzubauenden landwirtschaftlichen Produktes und der Menge an verfügbarem Biochar ergibt sich je nach Konstellation eine andere Menge an einzusetzendem Biochar/ha.
Soll die Holzkohle jedes Jahr erneut in die Erde eingebaut werden, oder reicht einmal?
Beim normalen Biochar-Kompost haben wir den Boden immer nur 1x verbessert, was danach viele, viele Jahre positiv auf die Pflanzen wirken sollte. Abgeleitet davon würde ich meinen, dass bei Bäumen eine einmalige und reichliche Behandlung genügt. Zweimalige oder mehrere Anwendungen schaden sicher nicht. Ob es aber zusätzlich viel bringt, wäre nachzuweisen. Vermutlich wird der Zusatzeffekt klein sein. Lieber eine solche (Zweit-) Anwendung einem anderen Baum als Erstbehandlung zukommen lassen, das bringt unter dem Strich sicher mehr.
Soll grobes oder feines Pulver-HK benutzt werden?
Ganz klar möglichst feines (ausgesiebtes) HK-Pulver, denn grobe HK-Komponenten verstopfen rasch die Bodenporen, so dass selbst die feineren HK-Teilchen kaum mehr zu den Wurzeln runter durchkommen. Das heißt, dass praktisch alle Komponenten in der Biochar-Suspension fein genug sein müssen, um durch die Bodenporen nach unten bis zu den Wurzeln vorzudringen. Kleine Menge an Holzkohle kann man im Mörsel stampfen.
Wie tief soll die HK in die Erde eingebaut werden?
Je weniger feinkörnig die Mischung ist, desto eher ist mit zum Beispiel 15 cm tiefen Ringgräben am äußeren Rand der Baumscheibe oder alternativ mit zum Beispiel 10 je 15 cm tiefen Löchern vorzugehen, in die dann der Biochar geschüttet wird. Bodenmechanisch scheint mir ein Ringgraben besser, da das Erdreich beim ausgehobenen Graben gelockert wird. Beim Rammen von Löchern wird das Erdreich horizontal verdränget und damit verdichtet, was die Bodendurchlässigkeit verschlechtert.
Mit welchen Pflanzen / Bäumen habt Ihr am meisten eine gute Erfahrung gemacht?
In Afrika mit hundsmiserablen Böden wird gefühlsmäßig sogar bei ganz jungen, frisch gepflanzten Bäumen ein markanter Effekt zu beobachten sein. Wobei in solchen Fällen sowohl aerober Biochar-Kompost wie auch anaerob geladener Biochar eine massive Wachstumsbeschleunigung auslösen wird. Zudem ist in zwei Fällen, bei frisch gepflanztem Mango und bei einem Versuch mit Kakaostecklingen in Mittelamerika nachgewiesen worden, dass die ersten Früchte nicht erst -wie im Normalfall- nach ca. 5-6 Jahren, sondern bereits nach 2-3 Jahren an den Bäumen wuchsen. Das ist wirtschaftlich gesehen ein Riesenvorteil!
Ist Holzkohle auch eine gute Alternative für Backyardgardens?
Ja, ganz sicher! Wenn ein Feldbauer (Anbau zum Beispiel Mais, Hirse, Groundnuts, Reis) und ein Backyard Gardener (Gemüse: z. B. Roselle, Chili) die genau gleiche Menge an Biochar/ha in ihren Boden einbauen, so wird der landwirtschaftliche Ertrag beim Backyard Gardener 3x höher sein als beim Feldbauern, der pro Jahr nur 1 Ernte während der Regenzeit einbringen kann. Im Gegensatz dazu hat der Backyard Gardener, der in der Trockenzeit normalerweise Zugang zu Wasser hat, alle 4 Monate auf demselben Biocharboden anpflanzen und ernten.
Holzkohle als Bodenverbesserer
Felix Jenny leitet in Ghana ein Projekt, wo Holzkohle zum Boden hinzugefügt wird, um den Ertrag zu erhöhen (https://assg.info/ ) . Er hat unsere Fragen beantwortet.
Wo findest Du Holzkohle?
In vielen Dörfern befinden sich Köhler. Mit den Resten des Herstellungsvorgangs können sie nichts anfangen. Große Haufen liegen einfach da. So kommen wir mit einem gemieteten LKW und holen für wenig Geld mehrere m³ Holzkohle. Dann müssen die kleinen Stücke zur Puder gestampft werden.
Wieviel Biochar soll man pro ha einbauen?
In Ghana haben wir gemessen, dass die Wirkung einer Biochar-Zugabe zum Boden umso grösser ist, je saurer der Boden ist und je weniger organischen Gehalt dieser aufweist. Darum bringt übrigens Biochar in den qualitativ guten europäischen Böden auch kaum etwas im Vergleich zu den damit verbundenen Kosten.
Wir haben letztmals im 2019 Versuche mit Mais gemacht mit verschiedenen Konzentrationen von Biochar-Kompost. Und das immer im selben Gebiet, also bei gleichem Ursprungsboden, gleichem Saatgut, gleichem Saat-Termin und gleichem Wetter für Biochar- und Control Boden. Einen Teil der Resultate sieht man in meiner Graphik "Yield factor". Dabei sieht man sehr schön ein ökonomisches Grundprinzip, jenes vom abnehmenden Grenznutzen: Dieser bedeutet, wenn man immer mehr vom selben Gut einsetzt, wird der damit erzielte Zusatznutzen immer kleiner.
Man kann jede Menge an Biochar zwischen Null und 10 Tonnen/ha einsetzen und jede eingesetzte Menge ergibt gegenüber Control ein verbessertes Ernteresultat. Die Grafik zeigt auch, dass je mehr Biochar pro ha (oder pro m2) eingehackt wird, desto grösser wird der landwirtschaftliche Ertrag sein. Dabei aber -ganz wichtig- beachten: Je weniger Biochar ich pro ha einsetze, desto grösser ist der landwirtschaftliche Zusatzertrag pro eingesetzte Tonne Biochar.
In diesem Spannungsfeld zwischen der eingesetzten Biocharmenge pro ha, der Anzahl Ernten/Jahr, der Wahl des anzubauenden landwirtschaftlichen Produktes und der Menge an verfügbarem Biochar ergibt sich je nach Konstellation eine andere Menge an einzusetzendem Biochar/ha.
Soll die Holzkohle jedes Jahr erneut in die Erde eingebaut werden, oder reicht einmal?
Beim normalen Biochar-Kompost haben wir den Boden immer nur 1x verbessert, was danach viele, viele Jahre positiv auf die Pflanzen wirken sollte. Abgeleitet davon würde ich meinen, dass bei Bäumen eine einmalige und reichliche Behandlung genügt. Zweimalige oder mehrere Anwendungen schaden sicher nicht. Ob es aber zusätzlich viel bringt, wäre nachzuweisen. Vermutlich wird der Zusatzeffekt klein sein. Lieber eine solche (Zweit-) Anwendung einem anderen Baum als Erstbehandlung zukommen lassen, das bringt unter dem Strich sicher mehr.
Soll grobes oder feines Pulver-HK benutzt werden?
Ganz klar möglichst feines (ausgesiebtes) HK-Pulver, denn grobe HK-Komponenten verstopfen rasch die Bodenporen, so dass selbst die feineren HK-Teilchen kaum mehr zu den Wurzeln runter durchkommen. Das heißt, dass praktisch alle Komponenten in der Biochar-Suspension fein genug sein müssen, um durch die Bodenporen nach unten bis zu den Wurzeln vorzudringen. Kleine Menge an Holzkohle kann man im Mörsel stampfen.
Wie tief soll die HK in die Erde eingebaut werden?
Je weniger feinkörnig die Mischung ist, desto eher ist mit zum Beispiel 15 cm tiefen Ringgräben am äußeren Rand der Baumscheibe oder alternativ mit zum Beispiel 10 je 15 cm tiefen Löchern vorzugehen, in die dann der Biochar geschüttet wird. Bodenmechanisch scheint mir ein Ringgraben besser, da das Erdreich beim ausgehobenen Graben gelockert wird. Beim Rammen von Löchern wird das Erdreich horizontal verdränget und damit verdichtet, was die Bodendurchlässigkeit verschlechtert.
Mit welchen Pflanzen / Bäumen habt Ihr am meisten eine gute Erfahrung gemacht?
In Afrika mit hundsmiserablen Böden wird gefühlsmäßig sogar bei ganz jungen, frisch gepflanzten Bäumen ein markanter Effekt zu beobachten sein. Wobei in solchen Fällen sowohl aerober Biochar-Kompost wie auch anaerob geladener Biochar eine massive Wachstumsbeschleunigung auslösen wird. Zudem ist in zwei Fällen, bei frisch gepflanztem Mango und bei einem Versuch mit Kakaostecklingen in Mittelamerika nachgewiesen worden, dass die ersten Früchte nicht erst -wie im Normalfall- nach ca. 5-6 Jahren, sondern bereits nach 2-3 Jahren an den Bäumen wuchsen. Das ist wirtschaftlich gesehen ein Riesenvorteil!
Ist Holzkohle auch eine gute Alternative für Backyardgardens?
Ja, ganz sicher! Wenn ein Feldbauer (Anbau zum Beispiel Mais, Hirse, Groundnuts, Reis) und ein Backyard Gardener (Gemüse: z. B. Roselle, Chili) die genau gleiche Menge an Biochar/ha in ihren Boden einbauen, so wird der landwirtschaftliche Ertrag beim Backyard Gardener 3x höher sein als beim Feldbauern, der pro Jahr nur 1 Ernte während der Regenzeit einbringen kann. Im Gegensatz dazu hat der Backyard Gardener, der in der Trockenzeit normalerweise Zugang zu Wasser hat, alle 4 Monate auf demselben Biocharboden anpflanzen und ernten.