Kongolesische Bäume im Kongo zu pflanzen ist nicht so einfach

Bei den Volksversammlungen an den Standorten des LHL-Forstprojektes im Hochland von Südkivu (Dem.Rep.Kongo) mit dem LHL-Vorsitzenden H.Rothenpieler im Oktober 2019 wurden die Ergebnisse der Evaluation vorgestellt und mit der Bevölkerung diskutiert. In einem Punkt waren sich alle einig: Man will so viel wie möglich einheimische Bäume pflanzen. Bisher wachsen in der Fläche Pinus patula, Cupressus lusitanica, Casuarina equisetifolia, Acacia mearsi, auch Eucalyptus spp, allerdings von anderen Organisationen gepflanzt, nicht durch die LHL-Projekte. Dies sind alles „exotische“ Baumarten, die irgendwann einmal aus Australien oder Südamerika nach Afrika importiert wurden, weil sie relativ schnell wachsen. Im Süd-Kivu sind sie so verbreitet, dass überall ihr Saatgut zu kaufen ist. Obwohl der kongolesische Regen- und Bergwald zwischen 500 und 800 verschiedene Baumarten kennt ist nicht so einfach ihr Saatgut zu bekommen. Trotzdem haben die Partner gesucht und sie wurden in kleinen Rest-Naturwäldern fündig. Oft wussten sie nicht, wie der Baum heißt, dessen Samen sie sammelten. Manchmal konnten sie sogar Setzlinge mitnehmen und in ihre Flächen pflanzen. Doch immer wieder wurden sie auch enttäuscht, weil diese Setzlinge gar nicht so fröhlich wuchsen, wie man sich das vorstellte. Was war das Problem?

Um das herauszufinden vereinbarten wir mit den Botanikern Bonny und Pazo eine Exkursion zu den Projektstandorten. Beide arbeiten mit dem Botanikprofessor Eberhard Fischer zusammen. Bonny ist im Cyamudongo-Projekt in der Nähe des Nyungwe-Waldes in Ruanda tätig, wo ebenfalls einheimische Baumarten in Baumschulen heranwachsen, Pazo arbeitet im wissenschaftlichen Zentrum von Lwiro am Kivusee. Sie haben über die Ergebnisse berichtet und wir versuchen dies hier darzustellen. Die Originalversion des Berichtes von Pazo kann unter „Downloads“ runtergeladen und auf Französisch gelesen werden. Der Bericht über eine Exkursion nach Ruanda von unseren Partnern ist unter dem Titel: "Wie wachsen einheimische Bäume" beschrieben.

Der Bericht erinnert daran, dass vor 25 Jahren Millionen von Flüchtlingen aus Ruanda kamen. Damals seien viele Wälder abgeholzt worden, um den immensen Feuer- und Bauholz-Bedarf zu befriedigen. So seien viele vorher bewaldete Berge heute kahl. Das bekannteste Beispiel ist der Businga-Wald, der damals verschwand und den wir heute wieder aufforsten.

Heute fehlen dadurch nicht nur Brennholz, sondern das Mikroklima ist durch diese kahlen Landschaften gestört. Kurz nach der Jahrtausendwende begannen die ersten Partner in Luhwinja mit Aufforstungen, dann kam Burhinyi dazu und ab 2008 förderte LHL in der gesamten Region nicht nur Aufforstungen, sondern auch soziale Projekte, etwa eine Landvolkshochschule und die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen zu Naturschützern.

Heute kann gesagt werden, dass in der gesamten ländlichen Region der LHL-Projektstandorte kein Brennholzproblem mehr besteht, erstens weil inzwischen viele Berge wieder mit Wäldern bestanden sind und zweitens durch den teilweise flächendeckenden Einsatz der holzsparenden Lorena-Lehmöfen.

Die Botaniker besuchten die Projektstandorte vom 12.-23. Dezember. Sie sollten die Aufforstungsgebiete anschauen und Probleme im Zusammenhang mit dem Wachstum lokaler Arten identifizieren. Ebenso sollten sie sich die Baumschulen anschauen und gegebenenfalls Probleme bei der Keimung herausfinden. An jedem Projektstandort fand ein Fortbildungsseminar mit Agronomen, Baumschulgärtnern, Eigentümern von Privatwäldern und lokalen Chefs statt. Nebenbei wurden die lokalen Behörden aufgesucht und mit ihnen über das Projekt gesprochen. Schließlich gaben die Botaniker ihre Empfehlungen für Verbesserungen.

Die Rundreise begann in Kaziba, welches mit hohen Bergen umgeben ist. (zwischen 1.900 und 2.000 m über NN, 400-500 Meter höher als der Kivusee, ungefähr 1.100 bis 1.200 m höher als der Tanganjikasee). Infolge der Erosion sind die Böden, die für Aufforstung zur Verfügung stehen, inzwischen schlecht, doch die Botaniker stellten fest, dass dies nur für die Oberfläche gilt, etwas tiefer fand sich durchaus noch gute nährstoffreiche Erde. Das Team empfahl Saatgut für einheimische Baumarten verfügbar zu machen und auch an die Bevölkerung zu verteilen.

Auf der Aufforstungsfläche von Miakashugi, die vor allem mit Pinus bepflanzt ist, fanden sie an einheimischen Arten: Syzygium guineense ( Mugorhe), Sapium ellipticum ( Madubo), Bridelia micrantha , Hagenia abyssinica (Muketi)

und Tabernaemontana stapfiela. Die Setzlinge waren noch sehr frisch und wuchsen nicht besonders gut. Die Botaniker stellten fest, dass sie auf einer kahlen Fläche gepflanzt waren, wo sie viele Stunden der glühenden Sonne ausgesetzt sind, welche den Boden austrocknet. Die Setzlinge sollten stattdessen unter Schattenbäumen gepflanzt werden, auch Bananenhaine eigneten sich dafür gut. Die Botaniker fanden allerdings auch eine gute Regeneration einiger lokaler Arten: so von Harungana montana und Polyscias fulva

Das anschließende Seminar mit Agronomen, Baumschulgärtnern und Waldbesitzern hatte folgende Ziele, die in allen Projektstandorten wiederholt wurden: Die Bedeutung des natürlichen Waldes mit einheimischen Bäumen wurde aufgezeigt. Gleichzeitig wurden die verschiedenen Ökosystemleistungen hervorgehoben. In exotischen Wäldern fehlen z.B. die Vögel und viele weitere Tiere kommen erst wieder, wenn einheimische Bäume wachsen. Über das ökologische Gleichgewicht wurde gesprochen und die Entwicklungsstadien des Waldes aufgezeigt. Dann wurde gesagt, wie lokale Arten in die bestehenden Aufforstungen integriert werden können.

Im benachbarten Mushenyi fanden sich ähnliche Probleme wie in Kaziba. Einige Berge sind wieder bewaldet, andere noch kahl.

Luhwinja hat eine andere Struktur, weil die kanadische Goldfirma BANRO dort Bergbau betreibt, sodass viele Menschen nicht mehr landwirtschaftlich tätig sind, sondern im Bergbau. Auch viele „handwerkliche Goldsucher“ finden sich dort, die auf eigene Rechnung arbeiten. Allerdings sind ansonsten die Böden in Luhwinja reichhaltiger als in Kaziba und Mushenyi. Die Aufforstungserfolge der Partnerorganisation ADMR sind überall deutlich sichtbar, denn etliche Berge, welche die Dorfschaften umgeben, sind mit Wäldern bedeckt.

In der Baumschule von Mogo fanden sich vor allem Pinus patula, Cyphomandra betacea (eine Pflaumenart) und Macaranga kilmandscharica. Die Botaniker empfahlen neben Makaranga noch andere einheimische Baumarten zu züchten, besonders Polyscias fulva und Syzygium guineense könnten gut gedeihen.

Schließlich wurde der heranwachsende Businga-Wald besichtigt, der inzwischen schon Schatten spendet. In der Baumschule Ibambirho, die an einem kleinen Bach liegt, fanden sich folgende Setzlinge: Bridelia micratha, Podocarpus usambarensis, Syzygium guineense und Macaranga kilmandscharica. Aber auch hier waren ähnliche Empfehlungen nötig wie in Kaziba.

Schließlich hat das Team noch eine Exkursion nach Kyamate im Ruzizi-Plateau bei dem Städtchen Sange unternommen. Kyamate ist sehr verschieden von den Flächen im Hochland, sowohl der Boden ist verschieden als auch die Art der Vegetation. Früher war Kyamate häufig Opfer von regelmäßigen Buschfeuern. Dies war in der Vergangenheit ein Hindernis für Aufforstungsprojekte. Deshalb hatte die LHL-Partnerorganisation OSBDEC die Bekämpfung der Buschbrände zur Priorität gemacht und die Erfolge sind in Kyamate zu sehen. Dort entsteht wieder eine Busch-Savanne. In Zukunft könnte die Region, so die Botaniker, für Touristen interessant werden, wenn weiterhin die Buschbrände bekämpft werden. Dort entsteht dann eine interessante Waldlandschaft, während an anderen Stellen die Buschsavanne sich weiterentwickelt. Sie wird zu einem guten Lebensraum für einen Tierreichtum, wegen der Vielfalt vor allem für pflanzenfressende Tiere. Schon jetzt kommen Schimpansen zurück. An einigen Stellen kann auch regelrechter Wald entstehen.

Folgende Arten wurden in Kyamate gefunden:

Azanza garckeana,

Euphorbia gossypina,

Bridelia taitensis,

Zanthoxylum usambarense,

Lannea edulis,

Ozoroa insignis,

Grewia sulcata,

Combretum molle,

Maytenus senegalensis,

Maytenus tetraphylla,

Ziziphus mucranta,

Albizia adinthifolia,

Ozoroa reticulata,

Schrebera alata,

sterculia quinquelaba, dazu gibts noch eine Information ,

Zanthoxylum capense.

Die Botaniker empfehlen diesen Teil des heranwachsenden Waldes unter Naturschutz zu stellen, weil sie einige seltene Pflanzenarten wie terrestrische Orchideen und eine andere Art von Amorphophallus gefunden haben, die bisher in der Demokratischen Republik Kongo nicht gefunden wurden.

Für das Projekte benötigen wir noch Spenden für den Eigenanteil. Spendenkonto DE70 2806 4179 0135 8758 03 bei der Volksbank Vechta, BIC GENODEF1VEC, Verwendungszweck "Forstprojekt Kongo". Vielen Dank!