LHL fördert Bauerngenossenschaften in Katanga, Dem.Rep. Kongo

Die Partner:

LHL realisiert in Katanga ein Projekt mit der Organisation OSADK: Das ist die "Organisation hll. Apostel zur Entwicklung von Katanga". Dieser Verein wurde im Bereich der orthodoxen Diözese von Katanga im Süden der Demokratischen Republik Kongo gegründet von Mitgliedern der dortigen orthodoxen Kirche. Die orthodoxe Kirche ist in Katanga sehr stark vertreten mit über 150 Kirchengemeinden. OSADK ist eine Gründung durch das orthodoxe Kloster zu den hll. Aposteln in Kolwezi. Die Mitglieder gehören den lokalen orthodoxen Kirchengemeinden an.

Die ehemalige Provinz Katanga, die inzwischen in eine Reihe von kleineren Provinzen verwaltungstechnisch aufgeteilt wurde, hatte eine Fläche von 496.871 qkm. Zum Vergleich: Deutschland hat 357.578 qkm. Bischofssitz ist Kolwezi, ein Großstadt in Katanga mit fast einer halben Million Einwohnern. Fast 10 % der Einwohner gehören der orthodoxen Kirche an. Kolwezi hat neben dem Bischofssitz mehrere orthodoxe Schulen, darunter eine Fachschule für Landwirtschaft, ein orthodoxes Krankenhaus, zwei Klöster und mehrere Kirchengemeinden. Am Rande der Stadt finden sich riesige Tagebaugebiete zum Abbau von Kobalt, Kupfer und Uran, die teilweise in chinesischer Hand sind. Da die Chinesen oft ihre eigenen Arbeiter mitbringen, entstehen dadurch nicht viele Arbeitsstellen für die Kongolesen. Die Gemeindemitglieder sind deshalb oft sehr arm und im ländlichen Bereich betreiben sie Landwirtschaft auf dem Niveau der Subsistenzwirtschaft.

Das Kloster zu den hll. Aposteln wollte deshalb hier für viele Familien eine Verbesserung herbeiführen durch die Gründung von kleinen Genossenschaften. Man wollte diesen Familien einige hundert Hektar Land zur Bewirtschaftung zur Verfügung stellen und über die Organisation OSADK auch Traktoren und weitere Maschinerie zur Bearbeitung des Landes.

Die Planung:

OSADK hat bei LHL um eine Förderung nachgesucht, die im Sommer letzten Jahres vom deutschen Entwicklungshilfeministerium (BMZ) bewilligt wurde. In den folgenden drei Jahren sollten drei Traktoren angeschafft und die Bauern für die Landwirtschaft fortgebildet werden.

Aus dem Projektantrag: „Das Industriegebiet in der Region der Hauptstadt Kolwezi der Provinz Lualaba ist trotz zahlreicher Bergwerke sehr verarmt. Die Landwirtschaft ist derzeit sediert durch archaische Strukturen, die an die Subsistenzwirtschaft grenzen. Deshalb sind Grundnahrungsmittel nicht ausreichend auf den Märkten von Kolwezi zu bezahlbaren Preisen erhältlich. Bisher bearbeiten die Bauernfamilien ihre Felder mit Hacken und müssen zur Verbesserung der Böden oft teuren Kunstdünger kaufen. Nicht wenige Männer arbeiten im „handwerklichen Bergbau“, während andere Familienmitglieder etwas Landwirtschaft betreiben. Leider geschieht dies völlig unorganisiert. Deshalb müssen die Bauern ihre Produkte meist mit großem Zeitaufwand zu Fuß auf die Märkte in die Innenstadt von Kolwezi bringen und zwar so rechtzeitig, dass sie in der vorherrschenden Hitze noch einigermaßen frisch angeboten werden können.

Die Region gehörte früher zur kongolesischen Provinz Katanga. Diese wurde 2015 in vier kleinere Verwaltungseinheiten aufgelöst. Eine davon ist die neue Provinz Lualaba (benannt nach dem gleichnamigen Fluss) mit der Provinzhauptstadt Kolwezi, die ungefähr 450.000 Einwohner hat.

Wie fast überall im Kongo ist die Ernährungssicherheit insbesondere der ärmeren Bevölkerung, welche keine hohen Lebensmittelpreise zahlen kann – und dies ist die überwiegende Mehrheit – nicht gesichert. Im Kongo verhungern die Menschen zwar nicht, aber häufig hat man auch nicht genug zu essen, sodass viele Familien sich allenfalls eine Mahlzeit am Tag leisten können, manchmal sogar nur an jedem zweiten Tag. Berücksichtigt werden muss auch, dass in dem Industriegebiet sehr viel weniger Subsistenzwirtschaft existiert als in ländlichen Regionen, sodass praktisch alle Lebensmittel hinzugekauft werden müssen.

Die bäuerliche Landwirtschaft in Kolwezi und Umgebung wird bisher im Wesentlichen mit Hacken auf kleinen und kleinsten Flächen betrieben. Dabei wird vor allem Maniok und etwas Gemüse angebaut. Eine Diversifizierung hat nicht stattgefunden. Die geplante gemeinsame Produktion von Mais und Soja soll einerseits die große Nachfrage nach diesen Produkten befriedigen und andererseits dadurch das Einkommen der teilnehmenden Familien deutlich verbessern.

Hinzukommt, dass die Böden verarmen, weshalb einzelne Bauern begonnen haben, Kunstdünger teuer dazu zu kaufen, wodurch ihre Produkte jedoch teurer werden. Bisher nutzen die Bauern Kompost nur für einen bescheidenen Gemüseanbau. 99 % der Feldproduktion wird mit Kunstdünger hergestellt. Deshalb wird die in diesem Projekt vorgesehene allmähliche Umstellung auf Kompost sehr wichtig sein. Die Bauern konnten sich bisher nicht organisieren und ihre Produkte z.B. gemeinsam vermarkten. Deshalb verkauft jeder seine Produkte selbst und verliert durch Transport viel Zeit und zusätzlich mit Steuern und Abgaben auf die Einnahmen über 60% des Geldes, wodurch kein Überschuss erzielt wird, sodass ihr Wirtschaften an die Subsistenzwirtschaft grenzt, bei einem Einkommen von schätzungsweise 100 $ im Monat. Dies hat in den letzten Jahren zur Folge gehabt, dass viele Bauern die Landwirtschaft aufgegeben und sich als „handwerkliche Bergarbeiter“ („l’exploitation artisanale des minerais“, Bergarbeiter auf eigene Rechnung, „Ich-AG“) verdingt haben. Dies ist eine lebensgefährliche Tätigkeit, da immer wieder solche Bergarbeiter durch Erosion und Erdrutsche ums Leben kommen. Die Folge dieser Abwanderung aus der Landwirtschaft ist gewesen, dass die Versorgung der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln noch prekärer wurde, bzw. Lebensmittel wurden noch teurer. Während der belgischen Kolonialzeit waren die Verkehrsverbindungen gut ausgebaut und Katanga wurde aus dem nördlichen Kasai mit Lebensmitteln versorgt. Heute ist selbst die Nahversorgung aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse sehr aufwendig.

Durch eine maschinelle Bearbeitung können die Bauern die Produktion wesentlich erhöhen, zumal das topfebene Land sich gut für maschinelle Bearbeitung eignet.

Das Kloster ist daran interessiert, die umliegenden Bauerndörfer in eine industrielle Produktion zu integrieren. Mittelfristig sollen mit 500 Familien kleine Genossenschaften gegründet werden, die immer mehr zusammenarbeiten und deswegen das Niveau der Produktion professioneller organisieren. Dadurch ließe sich ein substantieller Beitrag zu einer preisgünstigen Lebensmittelversorgung von Kolwezi erbringen und für die Familien ein ausreichendes Einkommen erwirtschaften. Voraussetzung ist die maschinelle Landbearbeitung.“

Die Realisierung:

Anstatt eines gebrauchten Traktors wurde ein nagelneuer in China gekauft.

Doch leider benötigten Transport und Verzollung furchtbar viel Zeit. Statt im Oktober 2018 kam der Traktor erst Anfang März in Kolwezi an. Für die Aussaat von Mais und Soja, wie ursprünglich geplant, war dies viel zu spät. Welche Alternativen waren für die jetzige Saison, kurz vor Ende der Regenzeit noch möglich? Die Partner entschieden sich für den Anbau von Bohnen und siehe da, das riesige Bohnenfeld wächst und gedeiht.

Doch zuvor hatte die Partnerorganisation bereits einige Fortbildungsseminare zur Produktion von Kompost durchgeführt. Basis waren eine Reihe von Youtube-Filmen in der Kisuaheli-Sprache, welche im Einzelnen erklärten, wie der Kompost hergestellt werden sollte.

Und jetzt wird der Traktor wird eingesetzt, um die Wiesen zu mähen und kann sofort das Gras schon für den Kompost häckseln. Jetzt geht’s also los und statt Mais und Soja wurden auf dem riesigen Feld erst einmal Bohnen gepflanzt, die schon in einigen Wochen geerntet werden können.