Die LHL-Tagung "Frauen verändern die Welt"

LHL-Frauenseminar " Frauen verändern die Welt"

Vom 24. bis zum 26 Mai 2019 fand in Barnstorf das LHL-Seminar "Frauen verändern die Welt. Starke Geschichten und neue Wege aus der gesellschaftlichen Benachteiligung" statt.

An dieser Tagung nahmen Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Europa und Afrika teil, darunter mehrere Afrikanerinnen: Frau Sanou aus Burkina Faso, Frau Akogo und Frau Atiglio aus Togo, Frau Bangoura aus Guinea und (virtuell via Zoom-Zuschaltung) Herr Kodjo aus Togo.

Am Freitagabend begrüßte die Bürgermeisterin von Barnstorf, Frau Elke Oelmann, die Teilnehmerinnen im Rathaus Barnstorf. LHL-Vorstandsmitglied Dagmar Trümpler, Mitglied des Stadtrates von Diepholz, eröffnete die Tagung. Anschließend wurden zwei Projekte vorgestellt: Die Arbeit der Organisationen MAIA aus Burkina Faso und ADICH aus Togo. Frau Sanou erklärte, wie MAIA Mädchen und Frauengruppen durch Stipendien, Alphabetisierung, Berufsausbildung und Mikrokredite in der Region von Bobo unterstützt. Frauenkooperativen erhalten Material und Rohprodukte, die sie u.a. zu Butter, Tofu, Käse und Säfte verarbeiten und mit einem Überschuss verkaufen.

Frau Akogo stellte das Togoprojekt Efido von ADICH vor: Es handelt sich um ein Agrarzentrum, wo Männer und Frauen paritätisch arbeiten. Dort werden innovative Anbaumethoden unterrichtet und angewendet. Frauen besuchen Seminare, wo sie die Wertschöpfungskette erlernen: vom ausgewählten Saatgut bis zum Verkauf der Produkte, die sie aus den Rohprodukten herstellen. Sie werden unterrichtet, verfügen über Mikrokredite und einige werden erfolgreiche Kleinunternehmerinnen. Sowohl bei MAIA als auch bei Efido von ADICH werden Frauen über ihre Rechte (und Pflichten!) informiert und zur Selbständigkeit ausgebildet. Dies geschieht über Seminare und mit MultiplikatorInnen.

Im weiteren Verlauf der Tagung, die dann im Welthaus Barnstorf fortgeführt wurde, hörten die TeilnehmerInnen Referate über Familienplanung, Gesundheit, sexuelle Selbstbestimmung und Geschlechtergleiheit. Auch in Gruppenarbeiten fanden interessanten Diskussionen statt, bei denen sich die TeilnehmerInnen gegenseitig informieren konnten. Bewegende persönliche Zeugnisse - etwa zum Thema Frauenbeschneidung - wurden abgelegt und konfrontierten die TeilnehmerInnen mit einer Realität, deren Härte vielen bis dahin nicht bewußt war. Während einer Videokonferenz wurden zwei afrikanische Partner zugeschaltet, die über ihr Engagement in Togo und Benin berichteten.

Bei einem "Markt der Möglichkeiten" wurden weitere Projekte präsentiert: Wiederaufforstungen im Kongo, zur Verbesserung der Hausenergie; Solarkocher, Isolierkörbe und Solartrockner in Kenia um das Leben der Frauen zu verbessern; eine Schule für taube Kinder in Togo, wo Erziehung, Information über Hygiene, sexuelle Fragen, Kinderechte und das Recht der Mädchen "nein" zu sagen großgeschrieben wird. Am Sonntag berichtete Frau Atiglio vom VEN, wie notwendig das Engagement jedes einzelnen und die Bündelung aller Kräfte über die NGO's sind, um die nachhaltigen Entwicklungsziele umzusetzen.

All diese Informationen und dieser Perspektivwechsel führte bei allen Teilnehmerinnen zu neuen Impulsen, deren Dynamik sie in ihre zukünftigen Projekte einbeziehen wollen. Zuerst sollen genauer die realen Bedürfnisse der Zielgruppen untersucht werden: Was brauchen sie wirklich? Entsprechen ihre Vorstellungen von Hilfeleistung unseren? Was sind sie bereit zu leisten, damit beide Parteien nachhaltig an den Projekten gewinnen? Zu oft wurden in der Vergangenheit die Zielgruppen an dieses einseitiges "Geben ohne Gegenleistung" gewöhnt. Zweitens muss das Prinzip "Verantwortung übernehmen" für alle großgeschrieben werden. Jede TeilnehmerIn wurde angeregt zum Schluss folgende Frage für sich zu beantworten:"Was kann ICH für Dich tun?" Drittens sollen die Männer mehr in Projekte einbezogen und ihnen klargemacht werden, dass sie auch dabei viel zu gewinnen haben: die Komplementarität zwischen den Geschlechtern ist ein mächtiger Fortschrittsfaktor. Viertens soll anders mit dem Thema "Tradition" umgegangen werden. Sie steht, wie die Referentinnen betonten, oft im Gegensatz zu den geschriebenen Gesetzen. Menschen-, Frauen- und Kinderrechte sind in fast jeder Verfassung festgelegt und dies ist eine gute Basis. Das Umdenken ist schwierig, aber es kann nicht sein, dass weiterhin Mädchen vielerorts verstümmelt, Kinder ausgebeutet, Frauen zwangsverheiratet werden... Die Liste ist leider sehr lang. Alle Zivilakteure müssen durch Information und Sensibilisierung verstehen, dass sie von einer Evolution der Mentalitäten in den Köpfen und in den Taten profitieren können. Schließlich wurden die Vorteile der Möglichkeiten der afrikanischen Diaspora über die sozialen Medien betont. Die TeilnehmerInnen hörten von Beispielen, dass der kritische Blick der Verwandten, die außerhalb Afrikas leben, ein mächtiger Hebel ist, um vor Ort in Afrika ein Umdenken zu bewirken. (Chantal Kloecker)

Die Tagung wurde gefördert durch Engagement Global mit finanzieller Unterstützung des

und des

 

Ankündigung in der Diepholzer Kreizzeitung, die zahlreiche Besucher und Teilnehmer bewirkte:

Planung und Programm:

Frauen verändern die Welt!

Starke Geschichten aus Afrika über Wege aus der gesellschaftlichen Benachteiligung

Freitag 24. – Sonntag 26. Mai 2019

Frauen in der Entwicklungszusammenarbeit – Was der Norden und der Süden voneinander lernen können

Die Tagung soll afrikanischen Frauen eine Plattform geben, über die Arbeit in ihren Organisationen zu berichten. Sie werden von Hindernissen in ihrem sozialen Umfeld und in kulturellen Traditionen erzählen, die ihnen den Weg zu Selbstverwirklichung und gleichberechtigter gesellschaftlicher Teilhabe erschweren. Aber sie werden auch Beispiele dafür bringen, wie sie diese Hindernisse überwunden haben. Die Teilnehmer der Tagung sollen ein besseres Verständnis für die Lebensumstände afrikanischer Frauen und deren Bedürfnisse bekommen. Bestehende Entwicklungsprojekte sollen darauf geprüft werden, ob der Teilnahme von Frauen an Entscheidungsprozessen ein angemessener Stellenwert gegeben wird. Gemeinsam mit den afrikanischen Frauen sollen Wege zu erfolgreicher und nachhaltiger Zusammenarbeit gefunden werden.

Programm (Stand 26.03.19)

Tagungsgebühr: 20 Euro

Freitag 24.05.19

16:00 - 16:30

Ankunft und Unterbringung der Teilnehmer

16:30 - 17:15

Begrüßung und Einführung in das Programm

17:15 - 18:00

Vorstellung der Teilnehmer

18:00 - 18:45

Gemeinsames Abendessen im Welthaus Barnstorf

 

Fußweg zur Veranstaltung im Rathaus Barnstorf

19:00 -21.00

Begrüßung, Einführung: Dagmar Trümpler, Moderation: Christoph Hinske

Karidia Sanou, Burkina Faso: Vom Kampf für den Schulbesuch von Mädchen bis zur Förderung von Unternehmen in Frauenhand. Die Geschichte der Frauenorganisation MAIA

Y.E.Akogo, Togo: Berufliche Ausbildung von Frauen und ihr Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung in Togo

Samstag 25.05.2019

08:00 – 09:00

Frühstück im Welthaus Barnstorf

09:00 - 10:45

Karidia Sanou, Burkina Faso: Familienplanung, Gesundheit und sexuelle Selbstbestimmung von Frauen in Westafrika

Y.E.Akogo, Togo: Frauen und Geschlechtergleichheit – Und welche Rolle spielen die Männer? Ingelore Kahrens (Moderation)

10:45

Pause

11:00 – 11:45

Fatou Bangoura, Guinea Conakry (Westafrika) und Neuss: Frauen und Mikrokredite – eine Erfolgsgeschichte

11:45 - 12:30

Virtuell verbunden mit afrikanischen PartnerInnen , Auswirkungen der Kluft zwischen den Geschlechtern. Online-Panel, Christoph Hinske (Moderation)

12:30

Gemeinsames Mittagessen im Welthaus Barnstorf

14:00 – 14:45

Markt der Möglichkeiten – Ausstellung zu Projekten von und mit Frauen“ Christoph Hinske (Moderation)

14:45

Kaffeepause

15:00 - 16:30

Kleingruppenarbeit zu ausgewählten Schwerpunktbereichen: - Frauen und Bildung (Karidia Sanou u. Monika Hermann-Sanou) - Gesundheit und Familienplanung (Fatou Bangoura u. Heinz Rothenpieler) - Frauen und Landwirtschaft (Y.E Akogo u. Chantal Kloecker) - Haushaltsenergie (Ingelore Kahrens)

16:30 – 17:15

Spaziergang: Austausch in Kleingruppen: Was ist meine/deine Motivation für mein/dein Engagement in der Entwicklungszusammenarbeit?

17:15 – 18:00

 

17:15 – 18:00

Vorstellung der Ergebnisse der Kleingruppenarbeit

18:00

Abendessen im Welthaus, anschließend Präsentation von holzsparenden Kochern für den afrikanischen Haushalt und gemütliches Beisammensein

Sonntag 26.05.2019

08:00 – 09:00

Frühstück im Welthaus Barnstorf

09:00 – 09:45

Mana Atiglo, Togo/Hannover (Fachpromotorin für Migration & Entwicklung, VEN: Entwicklungspolitik mit Frauen - Erfahrungen aus der Arbeit des VEN (Verband Entwicklungspolitik Niedersachsen e.V.

09:45 -12.00

Podiumsdiskussion: Entwicklungszusammenarbeit von Frauen aus dem Süden und dem Norden: Zusammenfassung und Reflektion der Tagungsergebnisse, Konsequenzen und Strategien für zukünftige Zusammenarbeit Teilnehmerinnen: Karidia Sanou (Burkina Faso), Y.E.Akogo (Togo), Mana Atiglo (Togo/Hannover), Fatou Bangoura (Guinea Conakry (Westafrika) und Neuss), Monika Hermann-Sanou (München), Ingelore Kahrens (Brunsbüttel) Moderation: Christoph Hinske

12:00

Ende der Tagung; Mittagessen