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Teil 2 der Tagung "Wälder und Moore als „natürlichen Klimaschutz“ in der VHS Diepholz und im Welthaus Barnstorf
Der erste Teil der LHL Tagung "Wälder und Moore als 'natürlicher Klimaschutz' in Niedersachsen und in den Tropen" mit dem Besuch des Erdmannwaldes ist an anderer Stelle beschrieben.
Nach Rückkehr der Teilnehmer servierte die Körstube in Diepholz einen Abend-Imbiß.
Wie wichtig Bildungsarbeit für das Gelingen von Maßnahmen des Klimaschutzes ist, wurde bei der LHL-Vortragsveranstaltung mit verschiedenen Referenten deutlich, die am Freitagabend, 24.6.22, in der Volkshochschule Diepholz stattgefunden hat. Neben den beiden Projekten mit Jugendlichen stellte Klimaschutzmanagerin Kathrin Münning die Klimaschutzaktivitäten der Stadt Diepholz vor. Dabei legte sie einen besonderen Schwerpunkt auf Projekte an den Grundschulen. Mit dem Energiesparprojekt und dem Klimagarten-Projekt sollen die Schülerinnen und Schüler für den Klimaschutz sensibilisiert und vor allem zum eigenen Handeln motiviert werden. Kathrin Münning zeigte sich überzeugt, dass jeder und jede durch das eigene Verhalten einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. Detlef Tänzer stellte den Zuhörern den Beitrag der Moore zum natürlichen Klimaschutz vor und erläuterte im Detail die „Moorpolitik“ des Landkreises und Niedersachsens. Für all jene, welche die Aufforstungen im Ostkongo betreuen, war hochinteressant zu hören, dass sich ähnliche Prozesse in Afrika und Deutschland abgespielt haben: Im Ostkongo sind die Wälder durch Abholzung verschwunden, u.a. weil die Viehzüchter Grasland benötigen und keine Wälder, in Deutschland sind die Moore durch Entwässerung verschwunden, weil auf trockenen Flächen Landwirtschaft ertragreicher betrieben werden kann als auf nassen. Um diese Entwicklungen im Sinne des natürlichen Klimaschutzes umzukehren, braucht es Überzeugungsarbeit und vor allem Alternativen für die betroffenen Menschen. Für seinen Bereich nannte Detlef Tänzer Flächentausch im Rahmen von Flurneuordnungsverfahren und neue Bewirtschaftungsformen, die auch auf wiedernässten Moorböden betrieben werden können. Erste Erfahrungen für diese sogenannte Paludikultur gibt es bereits. Abschließend zog Forstdirektor Carsten Schröder die Verbindung zu Forstprojekten in Afrika und stellte einige Herausforderungen in diesem Bereich dar.
Für alle Teilnehmer der Vortragsveranstaltung wurde durch die vorgestellten Projekte eindrücklich klar, dass wir in der „EINEN WELT“ leben und in unterschiedlichen Regionen trotz sehr verschiedener Rahmenbedingungen ähnliche Probleme bestehen, über die sich ein Austausch lohnt. Die Veranstaltung hat dazu einen Impuls geliefert.
Mit einer vertiefenden Diskussion unter Leitung von Forstdirektor Carsten Schröder über Fragen der Aufforstung und Forstwirtschaft im Kongo wurde am Samstagvormittag nach Rückkehr von der Schulwald-Exkursion im Welthaus Barnstorf die Tagung fortgesetzt. Nach dem Mittagessen stellten Andrea Bastian und Dr. Christian Opayi Mudimu aus Kiel ihre Initiative des Klimadialogs zwischen kleinen Gruppen in Afrika und Deutschland vor, welche sie im Rahmen des schleswig-holsteinischen Landesnetzwerkes von Eine-Welt-Gruppen organisieren. Anschließend berichtete der Solarfachmann Alois Plüster über Möglichkeiten der Solarenergie in Kenia, wo er aktiv ist und von wo er vor wenigen Wochen von einer Reise zurückkam. Seine Berichte verdeutlichten eindrücklich welche Herausforderungen der Techniktransfer zu bewältigen hat, da die Mentalitätsunterschiede, auch und besonders bei afrikanischen Behörden, doch sehr groß sind. Die nächsten Beiträge wurden unter Moderation von Berufsschullehrer Jörn Lutat über eine "Zoom"-Schaltung gegeben. Julian Spratte und Lina Zacher von der BioPelletsEnergy gemeinnützige UG berichteten über Vorhaben und Möglichkeiten der Holzeinsparung auf Madagaskar durch Pellets-Techniken. Die Filmemacherin Lina Zacher hatte dazu einen interessanten Filmclip zusammengestellt. Auch über eine Zoom-Schaltung unter Moderation von Jörn Lutat berichtete Bernhard Müller aus Eschborn über "Waldschutz durch Verringerung des Holzverbrauchs" vor allem durch Verbesserungen bei der Haushaltsenergie. Dieser Vortrag kann als pdf-Datei von dieser Webseite heruntergeladen werden.
Am Sonntagmorgen stand abschließend das Thema "Die Stellung der privaten Träger in der Entwicklungszusammenarbeit am Beispiel der Forstwirtschaft" auf dem Programm. Heinz Rothenpieler erläuterte das Subsidiaritätsprinzip, welches interessanterweise zwar oft erwähnt wird, aber ebenso oft mit ganz unterschiedlichen Inhalten. Einerseits wird dies oft synonym für "Hilfe zur Selbsthilfe" verstanden, andererseits sollen private Träger, wie im Inland, nicht durch staatliche Initiativen ausgebremst werden, wenn sie gute Arbeit machen. Im Bereich der Forst-Auslandsprojekte sind nur wenige Nichtregierungsorganisationen unterwegs, weil forstliche Kompetenz erhebliche Geldmittel erfordert. Leider sind staatliche Stellen immer ängstlicher darauf bedacht, dass die Projekte perfekt geplant und abgerechnet werden. Solche Formalitäten dominieren dann gegenüber den Inhalten und behindern die oft ehrenamtlich geleisteten Arbeiten. Einen breiten Raum der Diskussion nahmen dann Überlegungen und Empfehlungen für eine Verbesserung der Lobbyarbeit privater Träger gegenüber staatlichen Stellen und der Politik ein.
Kommentare von Teilnehmern zur Tagung:
- Es war für mich ein schönes und erfolgreiches Wochenende. Ich habe mich sehr gefreut, am Seminar teilzunehmen.
- Die Tagung und die Exkursionen waren toll!
- Es war eine sehr gute Tagung, es hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich habe sehr viel mitgenommen.
- was für ein vielfältiges Programm!
- Wir hatten sehr viel Input. Es war sehr interessant.
- die LHL-Veranstaltung, hat mir ganz persönlich viele Impulse gegeben und mich bestärkt, dass jeder ach so kleine Schritt wichtig ist auf unserem Weg zu mehr Umweltschutz.
Die Tagung wurde gefördert von der Agenda21 in Diepholz, sie fand in Kooperation mit dem Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen e.V. statt und wurde vom BMZ gefördert.
Hier die Einladung und das aktualisierte Programm:
Tagung in Diepholz und im Welthaus Barnstorf vom 24.-26. Juni 2022
Wälder und Moore als „natürlichen Klimaschutz“ in Deutschland und in Afrika stärken!
Die Tagung will den „natürlichen Klimaschutz“ reflektieren und prüfen, welche Relevanz dieser für die Entwicklungszusammenarbeit hat. Im Sinn der EINEN WELT wollen wir dabei Fragen des Klimaschutzes sowohl lokal im Landkreis Diepholz bzw. in Deutschland als auch in den tropischen Ländern im Süden ansprechen.
Für Deutschland hat das Umweltministerium vor wenigen Wochen Eckpunkte für ein „Aktionsprogramm zum natürlichen Klimaschutz“ vorgestellt. Das Aktionsprogramm soll in den kommenden Jahren einen wichtigen Beitrag in Deutschland zum Klimaschutz leisten. Dahinter steht der Gedanke, dass intakte Ökosysteme mehr Treibhausgase binden können und unsere natürlichen Lebensgrundlagen widerstandsfähiger gegen die Folgen der Klimakrise machen. Im moorreichen Landkreis Diepholz kommt dabei der Wiedervernässung von Mooren eine besondere Bedeutung zu, aber auch die Stärkung natürlicher Wälder liefert einen wichtigen Beitrag zum „natürlichen Klimaschutz“. Die Erdmannswälder, in denen Waldbau auf natürlichen Grundlagen betrieben werden, sind dafür ein gutes Beispiel.
Forstprojekte in Afrika sind praktizierter „natürliche Klimaschutz“. Auf der Tagung wollen wir diskutieren, ob sich die Waldbaumethoden in den afrikanischen Forstprojekten und in den Erdmannswäldern gegenseitig befruchten können. Bei Waldschutz in Afrika muss auch immer das Problem der Entwaldung mitgedacht werden, die durch die Nutzung von Holz als Haushaltsenergie Nr.1 in fast allen afrikanischen Ländern vorangetrieben wird. Vor diesem Hintergrund sind Fragen zur verbesserten Verbreitung holzsparender Öfen bzw. Solaröfen eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Waldschutz in Afrika gelingen kann. Sie sollen deshalb ebenfalls auf der Tagung behandelt werden.
Programm:
Freitag, 24. Juni 2022
14.00 Uhr Diepholz, Bahnhof, Abfahrt mit Bus nach Erdmannshausen zum „Wald des Jahres 2022“
14.30 Uhr Zwischenhalt des Busses in Barnstorf, Bahnhof, um Seminarteilnehmer abzuholen.
15.00 Uhr Ankunft bei der Oberförsterei Neubruchhausen in Bassum. Anschließend forstfachliche Führung durch den Forst Erdmannshausen mit Forstamtsleiter Uwe Niedergesäss und Forstdirektor Carsten Schröder
17.00 Uhr Rückfahrt nach Diepholz
18.00 Uhr Imbiß in der Körstube des Alten Rathauses Diepholz
19.00 Uhr VHS Diepholz, Bahnhofstrasse: Natürlicher Klimaschutz in Wald und Moor – in Niedersachsen und in den Tropen
- 19.00-19.30 Uhr - Kurze Vorstellung der Kinder- und Jugendprojekte: Frau Münning, Klimaschutzbeauftragte der Stadt Diepholz: "Klimaschutz im Klassenzimmer - Klimagarten-Projekt der Diepholzer Grundschulen", Frau Schmutte: Der Schulwald der Graf-Friedrich-Schule, Heinz Rothenpieler: Die Marafiki wa Mazingira (jugendliche Umweltschützer) im Kongo
- 19.30 Uhr: Herr Detlef Tänzer, Vorsitzender des Fördervereins "Moorwelten " (EFMK), zuständig für den Naturschutz im Landkreis Diepholz: Beiträge der Moore zum natürlichen Klimaschutz
- 20.00 Uhr: Forstdirektor Carsten Schröder, Göttingen: Beiträge des Waldes zum natürlichen Klimaschutz in Niedersachsen und in den Tropen,
- anschließend: Podiumsdiskussion mit den Referenten über die Wald- und Moorpolitik von Bundes- und Landesregierung und die Vision des natürlichen Klimaschutzes für Deutschland und Möglichkeiten für die Entwicklungszusammenarbeit
21.00 Uhr Ende der Veranstaltung
Samstag, 25.6.22 - Welthaus Barnstorf
08.00 Uhr Frühstück
9.00 Uhr Abfahrt zum Schulwald in Diepholz mit Privatautos. Dort: Gespräch über Jugendprojekte zum natürlichen Klimaschutz in Deutschland und im Kongo
11.00 Uhr Rückkehr, Vortrag und Diskussion mit Forstdirektor Carsten Schröder : Tropenwald u. Natürl.Klimaschutz
12.30 Uhr Mittagessen
14.00 Uhr Dr. Opayi Mudimu/Frau Andrea Bastian, Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein: Das Konzept der Klimadialoge in Schleswig Holstein.
16.00 Uhr: Alois Plüster: Angepasste Solartechnik in Kenia
17.00 Uhr: Jörn Lutat (Moderation) Julian Spratte, Lina Zacher (per Zoom): Möglichkeiten der Holzeinsparung auf Madagaskar durch Pellets-Techniken.
18.00 Uhr Abendessen,
19.00 Uhr: Jörn Lutat (Moderation) Bernhard Müller (per Zoom): Waldschutz durch Verringerung des Holzverbrauchs in Kenia – Lösungen für die Haushaltsenergie
anschließend: gemütliches Beisammensein
Sonntag, 26.6.22, Welthaus Barnstorf
08.00 Uhr Frühstück
09.00 Uhr Heinz Rothenpieler: Die Stellung der privaten Träger in der Entwicklungszusammenarbeit am Beispiel der Forstwirtschaft
09.45 Uhr: anschließend Diskussion dieser Fragen im Zusammenhang mit den Themen der Tagung: Natürlicher Klimaschutz und Waldpolitik in der Entwicklungshilfe - Wie funktioniert Technologietransfer für holzsparende Kocher und Solarkocher von Deutschland/Europa nach Afrika?
12.00 Uhr: Mittagessen, Schluß der Tagung
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