Ich habe wieder mal einige Zeit ins Internet investiert und bin bezüglich anaeroben Prozessen ein kleines Stück weiter gekommen. Was ich allerdings nirgendwo gefunden habe, ist eine Erläuterung, inwiefern sich aerob und anaerob erzeugter Humus bezüglich Einfluss auf das Pflanzenwachstum unterscheiden. Bestätigt hat sich dagegen meine Vermutung, dass der anaerobe Prozess nur sehr langsam verläuft. Gelesen habe ich eine Dauer von ca. 1 Jahr bis zum beendeten anaeroben Abbauprozess der org. Substanzen. Neu war für mich folgendes: Beim anaeroben Abbau von organischen Substanzen (ohne Biochar drin!) werden in den ersten zwei Phasen Zwischenprodukte gebildet, die einen äusserst tiefen pH aufweisen sollen.
Eine Anwendung bei Pflanzen in diesem frühen Zustand könne diesen schaden oder sie sogar vernichten. Die anschliessenden weiteren Abbauprozesse, bei denen grössere Mengen an Methan entweichen, führen zu einem Wiederanstieg des pH-Wertes auf einen für die Pflanzen guten Wert (wohl etwa auf pH 6-7). Meine ersten Anwendungen von anaerob erzeugtem Biochar im Garten bei Rosen und Gemüse waren nicht methodisch (sondern erratisch) und zeitigten keine eindeutigen Wachstumsverbesserungen. Der anaerobe Biochar war zudem noch relativ jung (und damit möglicherweise in der erwähnten falschen Zwischenphase). Mangels Erfolgsbeobachtungen wendete ich den anaeroben Biochar nur noch sporadisch an, so dass die verbleibenden Mengen zum Zeitpunkt der ersten Anwendung bei den 2 Bäumen schon 1-2 Jahre alt und entsprechend ausgereift waren. Daher vermutlich auch meine Riesenüberraschung bezüglich der unerwartet grossen Wirkung bei den beiden Bäumen. Ich führe die grosse Wirkung auf diese beiden Bäume einerseits auf die richtige biologische Zusammensetzung des anaeroben Biochars zurück plus anderseits auf die extreme Feinheit der im Turbomixer erzeugten Substanz (darum meine Bezeichnug "atomisiert").
Diese Feinheit hat erstens die Eigenschaft, sich beim Fliessen nach unten zu den Wurzeln im Erdporengefüge wie Wasser völlig homogen zu verteilen. Den zweiten Effekt orte ich bei den feinen, im Giesswasser aufgeschwemmten Partikeln, welche im Wuzelraum nicht (wie bei groben Substanzen) an diskreten Orten, sondern wie in einem Schwamm das ganze Erdreich getränkt haben. Da aerobe Mikroorganismen überall im Erdreich auf "Kundschaft" lauern, wird im vorliegenden Fall -so meine Annahme/Folgerung- das eingebrachte organische Angebot in grossem Massstab im gesamten Wurzelbereich rasch mineralisiert, was die rasche und enorme Wirkung auf die Bäume erklären könnte.
Ich habe meinen vor 1 Monat neu produzierten anaeroben Biochar in etwa gleich zusammengesetzt und im Turbomixer zerkleinert wie bei früheren Chargen. Als einziger Unterschied bewahre ich den anaeroben Biochar nicht mehr draussen, sondern im Heizungskeller auf der warmen Ölheizung auf. So werden die chemischen Prozesse beschleunigt und im kommenden Frühjahr hoffentlich genügend gereift sein für eine wirkungsvolle Anwendung. Das im Internet als extrem umweltschädlich beschriebene Problem der Methanproduktion beim anaeroben Kompostierverfahren wird eliminiert, weil die methanhaltige Heizungsraumluft via Heizung (sogar noch mit Wärmegewinn......) verbrannt wird.
Eine neuartige und vielversprechende Methode zur Bodenverbesserung: Biochar + Bokashi
Welche neue Methode probierst Du gerade?
Mein neu entwickeltes Verfahren mit anaerob aufgeladenem Biochar scheint wirklich neuartig zu sein, denn weder im Internet noch in meiner Biochar-Literatur habe ich je etwas zu so einem Verfahren gelesen. Anaerob hergestellter Dünger gibt es allerdings schon, und zwar unter dem Fachbegriff Bokashi (https://www.mein-schoener-garten.de/gartenpraxis/balkon-terrasse/bokashi-em-kompost-im-eimer-herstellen-31706 ). Das Bokashi Ferment ist eine Mischung aus mit Effektiven Mikroorganismen fermentierten Bio-Getreidesorten plus Urgesteinsmehl und EM-Keramikpulver. Diese Methode wurde in Japan entwickelt und wird in Europa von Biogärtnern auch eingesetzt. Das Bokashi-Verfahren ist kompliziert in der Herstellung, weil man teure Mikroorganismen zukaufen und einmischen muss, weil die Masse laufend gestampft, verdichtet und jedes Mal wieder gegen Luftzutritt abgedichtet werden muss. Unten muss eine Drainage mit Hahn eingebaut werden, um den fermentierten Saft als Bokashi-Flüssigdünger abzufangen.
Wie gehst Du vor?
So mache ich das bei größeren oder alten Bäumen: Ich mixe/zerhacke alle frischen Zutaten (Zusammensetzung wie bei einem Kompost) inkl. Biocharpulver portionenweise in einem möglichst potenten Küchenmixer. Das funktioniert aber nur, wenn man gleichzeitig Wasser beifügt. Etwa so viel, dass die Mischung bezüglich Konsistenz etwa einem flüssigen Ketchup entspricht, gerade so flüssig, dass der Mixer noch knapp alles gut durchmischen kann. Das Gemixte fülle ich in 5 Liter Plastikflaschen ab (Anhang). Deckel mindestens 1-2 Monate lang nicht festschrauben, damit das entstehende Methan entweichen kann. Dieses Konzentrat muss mindestens 1/2 Jahr an einem möglichst warmen gären können. Dann ist es in verdünnter Form anwendungsreif.
Wie tief soll die Mischung in die Erde eingegraben werden?
Ich habe den anaerob angereicherten und vor der Anwendung verdünnten Biochar in allen Fällen (mit nur 2 Ausnahmen) nicht eingegraben, sondern immer direkt im Bereich der Baumscheibe auf die Erdoberfläche geschüttet und in den Tagen danach 2-3x etwas nachgewässert. Ich konnte das, weil mein dickflüssiges Produkt im Turbomixer sozusagen "atomisiert" worden ist. Bei Neupflanzungen muss man so vorgehen, indem man die Pflanzgrube mit Biochar-Kompost gut auskleidest und dann den Baum hineinsetzt.
Was erwartest Du von dieser innovativen Methode?
Die Zugabe von Biochar zu einer organischen, aber in flüssiger Form aufbereiteten Mischung à la Bokashi hat nach meinen Recherchen bisher noch niemand gemacht. Da sind wir innovativ und komplett auf Neuland. Die Chance ist groß, dass die Qualität unseres "Biochar-Bokashi" dem bisherigen Bokashi (ohne Biochar) dank einer Interaktion der fermentierenden Masse mit dem Biochar weit überlegen sein könnte. Was allerdings noch zu erhärten wäre….
Felix Jenny leitet in Ghana ein Projekt, wo Holzkohle zum Boden eingebaut wird, um den Ertrag zu erhöhen (https://assg.info/). Dies hat ihm die Idee gegeben, seine in Afrika gewonnene Erfahrung in seinem Zürichern Garten auszuprobieren.
Wann wurden die Obstbäume in Deinem Garten in Zürich mit HK angereichert?
Ich habe es z.T. im Herbst und z.T. im zeitigen Frühjahr gemacht. Ich weiß nicht, was besser ist und wieviel der Unterschied ausmacht. Gefühlsmäßig scheint mir die Anwendung im zeitigen Herbst etwas besser zu sein, da der Baum noch Einlagerungen fürs kommende Jahr vornehmen kann, was immer vorteilhaft ist (siehe Gartencenter, welche Herbstdüngerverkaufen). Das würde in Afrika dem Ende der Regenzeit entsprechen.
Mit welchen Pflanzen / Bäumen hast Du am meisten eine gute Erfahrung gemacht?
Ich habe erst wenige Anwendungen gemacht weshalb ich hier noch nicht erschöpfend Auskunft geben kann. Abgesehen von den Kiwis -wo ich keinen Effekt durch Biochar festgestellten konnte- hat es bei einem Birnbaum, einem Quittenbaum, und einem Feigenbaum hervorragend funktioniert. Möglicherweise auch noch bei einem Apfelbaum. Am wirksamsten ist der positive Effekt bei älteren Bäumen, deren Wachstum und Ertrag (u.a. wegen der Auslaugung des Bodens) abnehmend sind. Am wenigsten funktioniert es bei jüngeren, dynamisch wachsenden Bäumchen bei uns in Europa.
Fazit: Das wären meine halt leider noch nicht durch eine genügende Anzahl Versuche abgesicherten, belastbaren Resultate. Aber schon nächstes Jahr werden weitere Resultate (u.a. durch Richard Fetzner und Chantal) dazukommen.
Felix Jenny leitet in Ghana ein Projekt, wo Holzkohle zum Boden hinzugefügt wird, um den Ertrag zu erhöhen (https://assg.info/ ) . Er hat unsere Fragen beantwortet.
Wo findest Du Holzkohle?
In vielen Dörfern befinden sich Köhler. Mit den Resten des Herstellungsvorgangs können sie nichts anfangen. Große Haufen liegen einfach da. So kommen wir mit einem gemieteten LKW und holen für wenig Geld mehrere m³ Holzkohle. Dann müssen die kleinen Stücke zur Puder gestampft werden.
Wieviel Biochar soll man pro ha einbauen?
In Ghana haben wir gemessen, dass die Wirkung einer Biochar-Zugabe zum Boden umso grösser ist, je saurer der Boden ist und je weniger organischen Gehalt dieser aufweist. Darum bringt übrigens Biochar in den qualitativ guten europäischen Böden auch kaum etwas im Vergleich zu den damit verbundenen Kosten.
Wir haben letztmals im 2019 Versuche mit Mais gemacht mit verschiedenen Konzentrationen von Biochar-Kompost. Und das immer im selben Gebiet, also bei gleichem Ursprungsboden, gleichem Saatgut, gleichem Saat-Termin und gleichem Wetter für Biochar- und Control Boden. Einen Teil der Resultate sieht man in meiner Graphik "Yield factor". Dabei sieht man sehr schön ein ökonomisches Grundprinzip, jenes vom abnehmenden Grenznutzen: Dieser bedeutet, wenn man immer mehr vom selben Gut einsetzt, wird der damit erzielte Zusatznutzen immer kleiner.
Man kann jede Menge an Biochar zwischen Null und 10 Tonnen/ha einsetzen und jede eingesetzte Menge ergibt gegenüber Control ein verbessertes Ernteresultat. Die Grafik zeigt auch, dass je mehr Biochar pro ha (oder pro m2) eingehackt wird, desto grösser wird der landwirtschaftliche Ertrag sein. Dabei aber -ganz wichtig- beachten: Je weniger Biochar ich pro ha einsetze, desto grösser ist der landwirtschaftliche Zusatzertrag pro eingesetzte Tonne Biochar.
In diesem Spannungsfeld zwischen der eingesetzten Biocharmenge pro ha, der Anzahl Ernten/Jahr, der Wahl des anzubauenden landwirtschaftlichen Produktes und der Menge an verfügbarem Biochar ergibt sich je nach Konstellation eine andere Menge an einzusetzendem Biochar/ha.
Soll die Holzkohle jedes Jahr erneut in die Erde eingebaut werden, oder reicht einmal?
Beim normalen Biochar-Kompost haben wir den Boden immer nur 1x verbessert, was danach viele, viele Jahre positiv auf die Pflanzen wirken sollte. Abgeleitet davon würde ich meinen, dass bei Bäumen eine einmalige und reichliche Behandlung genügt. Zweimalige oder mehrere Anwendungen schaden sicher nicht. Ob es aber zusätzlich viel bringt, wäre nachzuweisen. Vermutlich wird der Zusatzeffekt klein sein. Lieber eine solche (Zweit-) Anwendung einem anderen Baum als Erstbehandlung zukommen lassen, das bringt unter dem Strich sicher mehr.
Soll grobes oder feines Pulver-HK benutzt werden?
Ganz klar möglichst feines (ausgesiebtes) HK-Pulver, denn grobe HK-Komponenten verstopfen rasch die Bodenporen, so dass selbst die feineren HK-Teilchen kaum mehr zu den Wurzeln runter durchkommen. Das heißt, dass praktisch alle Komponenten in der Biochar-Suspension fein genug sein müssen, um durch die Bodenporen nach unten bis zu den Wurzeln vorzudringen. Kleine Menge an Holzkohle kann man im Mörsel stampfen.
Wie tief soll die HK in die Erde eingebaut werden?
Je weniger feinkörnig die Mischung ist, desto eher ist mit zum Beispiel 15 cm tiefen Ringgräben am äußeren Rand der Baumscheibe oder alternativ mit zum Beispiel 10 je 15 cm tiefen Löchern vorzugehen, in die dann der Biochar geschüttet wird. Bodenmechanisch scheint mir ein Ringgraben besser, da das Erdreich beim ausgehobenen Graben gelockert wird. Beim Rammen von Löchern wird das Erdreich horizontal verdränget und damit verdichtet, was die Bodendurchlässigkeit verschlechtert.
Mit welchen Pflanzen / Bäumen habt Ihr am meisten eine gute Erfahrung gemacht?
In Afrika mit hundsmiserablen Böden wird gefühlsmäßig sogar bei ganz jungen, frisch gepflanzten Bäumen ein markanter Effekt zu beobachten sein. Wobei in solchen Fällen sowohl aerober Biochar-Kompost wie auch anaerob geladener Biochar eine massive Wachstumsbeschleunigung auslösen wird. Zudem ist in zwei Fällen, bei frisch gepflanztem Mango und bei einem Versuch mit Kakaostecklingen in Mittelamerika nachgewiesen worden, dass die ersten Früchte nicht erst -wie im Normalfall- nach ca. 5-6 Jahren, sondern bereits nach 2-3 Jahren an den Bäumen wuchsen. Das ist wirtschaftlich gesehen ein Riesenvorteil!
Ist Holzkohle auch eine gute Alternative für Backyardgardens?
Ja, ganz sicher! Wenn ein Feldbauer (Anbau zum Beispiel Mais, Hirse, Groundnuts, Reis) und ein Backyard Gardener (Gemüse: z. B. Roselle, Chili) die genau gleiche Menge an Biochar/ha in ihren Boden einbauen, so wird der landwirtschaftliche Ertrag beim Backyard Gardener 3x höher sein als beim Feldbauern, der pro Jahr nur 1 Ernte während der Regenzeit einbringen kann. Im Gegensatz dazu hat der Backyard Gardener, der in der Trockenzeit normalerweise Zugang zu Wasser hat, alle 4 Monate auf demselben Biocharboden anpflanzen und ernten.
Bei dem Thema ist noch viel Luft nach oben: Hier ein lesenswerter Artikel aus der Neuen Zürcher Zeitung: "Köhlern für den Klimaschutz"
Anaerobe Pflanzenkohle (Felix Jenny) (16/11/2020)
Ich habe wieder mal einige Zeit ins Internet investiert und bin bezüglich anaeroben Prozessen ein kleines Stück weiter gekommen. Was ich allerdings nirgendwo gefunden habe, ist eine Erläuterung, inwiefern sich aerob und anaerob erzeugter Humus bezüglich Einfluss auf das Pflanzenwachstum unterscheiden. Bestätigt hat sich dagegen meine Vermutung, dass der anaerobe Prozess nur sehr langsam verläuft. Gelesen habe ich eine Dauer von ca. 1 Jahr bis zum beendeten anaeroben Abbauprozess der org. Substanzen. Neu war für mich folgendes: Beim anaeroben Abbau von organischen Substanzen (ohne Biochar drin!) werden in den ersten zwei Phasen Zwischenprodukte gebildet, die einen äusserst tiefen pH aufweisen sollen.
Eine Anwendung bei Pflanzen in diesem frühen Zustand könne diesen schaden oder sie sogar vernichten. Die anschliessenden weiteren Abbauprozesse, bei denen grössere Mengen an Methan entweichen, führen zu einem Wiederanstieg des pH-Wertes auf einen für die Pflanzen guten Wert (wohl etwa auf pH 6-7). Meine ersten Anwendungen von anaerob erzeugtem Biochar im Garten bei Rosen und Gemüse waren nicht methodisch (sondern erratisch) und zeitigten keine eindeutigen Wachstumsverbesserungen. Der anaerobe Biochar war zudem noch relativ jung (und damit möglicherweise in der erwähnten falschen Zwischenphase). Mangels Erfolgsbeobachtungen wendete ich den anaeroben Biochar nur noch sporadisch an, so dass die verbleibenden Mengen zum Zeitpunkt der ersten Anwendung bei den 2 Bäumen schon 1-2 Jahre alt und entsprechend ausgereift waren. Daher vermutlich auch meine Riesenüberraschung bezüglich der unerwartet grossen Wirkung bei den beiden Bäumen. Ich führe die grosse Wirkung auf diese beiden Bäume einerseits auf die richtige biologische Zusammensetzung des anaeroben Biochars zurück plus anderseits auf die extreme Feinheit der im Turbomixer erzeugten Substanz (darum meine Bezeichnug "atomisiert").
Diese Feinheit hat erstens die Eigenschaft, sich beim Fliessen nach unten zu den Wurzeln im Erdporengefüge wie Wasser völlig homogen zu verteilen. Den zweiten Effekt orte ich bei den feinen, im Giesswasser aufgeschwemmten Partikeln, welche im Wuzelraum nicht (wie bei groben Substanzen) an diskreten Orten, sondern wie in einem Schwamm das ganze Erdreich getränkt haben. Da aerobe Mikroorganismen überall im Erdreich auf "Kundschaft" lauern, wird im vorliegenden Fall -so meine Annahme/Folgerung- das eingebrachte organische Angebot in grossem Massstab im gesamten Wurzelbereich rasch mineralisiert, was die rasche und enorme Wirkung auf die Bäume erklären könnte.
Ich habe meinen vor 1 Monat neu produzierten anaeroben Biochar in etwa gleich zusammengesetzt und im Turbomixer zerkleinert wie bei früheren Chargen. Als einziger Unterschied bewahre ich den anaeroben Biochar nicht mehr draussen, sondern im Heizungskeller auf der warmen Ölheizung auf. So werden die chemischen Prozesse beschleunigt und im kommenden Frühjahr hoffentlich genügend gereift sein für eine wirkungsvolle Anwendung. Das im Internet als extrem umweltschädlich beschriebene Problem der Methanproduktion beim anaeroben Kompostierverfahren wird eliminiert, weil die methanhaltige Heizungsraumluft via Heizung (sogar noch mit Wärmegewinn......) verbrannt wird.
Eine neuartige und vielversprechende Methode zur Bodenverbesserung: Biochar + Bokashi
Welche neue Methode probierst Du gerade?
Mein neu entwickeltes Verfahren mit anaerob aufgeladenem Biochar scheint wirklich neuartig zu sein, denn weder im Internet noch in meiner Biochar-Literatur habe ich je etwas zu so einem Verfahren gelesen. Anaerob hergestellter Dünger gibt es allerdings schon, und zwar unter dem Fachbegriff Bokashi (https://www.mein-schoener-garten.de/gartenpraxis/balkon-terrasse/bokashi-em-kompost-im-eimer-herstellen-31706 ). Das Bokashi Ferment ist eine Mischung aus mit Effektiven Mikroorganismen fermentierten Bio-Getreidesorten plus Urgesteinsmehl und EM-Keramikpulver. Diese Methode wurde in Japan entwickelt und wird in Europa von Biogärtnern auch eingesetzt. Das Bokashi-Verfahren ist kompliziert in der Herstellung, weil man teure Mikroorganismen zukaufen und einmischen muss, weil die Masse laufend gestampft, verdichtet und jedes Mal wieder gegen Luftzutritt abgedichtet werden muss. Unten muss eine Drainage mit Hahn eingebaut werden, um den fermentierten Saft als Bokashi-Flüssigdünger abzufangen.
Wie gehst Du vor?
So mache ich das bei größeren oder alten Bäumen: Ich mixe/zerhacke alle frischen Zutaten (Zusammensetzung wie bei einem Kompost) inkl. Biocharpulver portionenweise in einem möglichst potenten Küchenmixer. Das funktioniert aber nur, wenn man gleichzeitig Wasser beifügt. Etwa so viel, dass die Mischung bezüglich Konsistenz etwa einem flüssigen Ketchup entspricht, gerade so flüssig, dass der Mixer noch knapp alles gut durchmischen kann. Das Gemixte fülle ich in 5 Liter Plastikflaschen ab (Anhang). Deckel mindestens 1-2 Monate lang nicht festschrauben, damit das entstehende Methan entweichen kann. Dieses Konzentrat muss mindestens 1/2 Jahr an einem möglichst warmen gären können. Dann ist es in verdünnter Form anwendungsreif.
Wie tief soll die Mischung in die Erde eingegraben werden?
Ich habe den anaerob angereicherten und vor der Anwendung verdünnten Biochar in allen Fällen (mit nur 2 Ausnahmen) nicht eingegraben, sondern immer direkt im Bereich der Baumscheibe auf die Erdoberfläche geschüttet und in den Tagen danach 2-3x etwas nachgewässert. Ich konnte das, weil mein dickflüssiges Produkt im Turbomixer sozusagen "atomisiert" worden ist. Bei Neupflanzungen muss man so vorgehen, indem man die Pflanzgrube mit Biochar-Kompost gut auskleidest und dann den Baum hineinsetzt.
Was erwartest Du von dieser innovativen Methode?
Die Zugabe von Biochar zu einer organischen, aber in flüssiger Form aufbereiteten Mischung à la Bokashi hat nach meinen Recherchen bisher noch niemand gemacht. Da sind wir innovativ und komplett auf Neuland. Die Chance ist groß, dass die Qualität unseres "Biochar-Bokashi" dem bisherigen Bokashi (ohne Biochar) dank einer Interaktion der fermentierenden Masse mit dem Biochar weit überlegen sein könnte. Was allerdings noch zu erhärten wäre….
Versuche mit dem Biochar in der Schweiz
Felix Jenny leitet in Ghana ein Projekt, wo Holzkohle zum Boden eingebaut wird, um den Ertrag zu erhöhen (https://assg.info/). Dies hat ihm die Idee gegeben, seine in Afrika gewonnene Erfahrung in seinem Zürichern Garten auszuprobieren.
Wann wurden die Obstbäume in Deinem Garten in Zürich mit HK angereichert?
Ich habe es z.T. im Herbst und z.T. im zeitigen Frühjahr gemacht. Ich weiß nicht, was besser ist und wieviel der Unterschied ausmacht. Gefühlsmäßig scheint mir die Anwendung im zeitigen Herbst etwas besser zu sein, da der Baum noch Einlagerungen fürs kommende Jahr vornehmen kann, was immer vorteilhaft ist (siehe Gartencenter, welche Herbstdüngerverkaufen). Das würde in Afrika dem Ende der Regenzeit entsprechen.
Mit welchen Pflanzen / Bäumen hast Du am meisten eine gute Erfahrung gemacht?
Ich habe erst wenige Anwendungen gemacht weshalb ich hier noch nicht erschöpfend Auskunft geben kann. Abgesehen von den Kiwis -wo ich keinen Effekt durch Biochar festgestellten konnte- hat es bei einem Birnbaum, einem Quittenbaum, und einem Feigenbaum hervorragend funktioniert. Möglicherweise auch noch bei einem Apfelbaum. Am wirksamsten ist der positive Effekt bei älteren Bäumen, deren Wachstum und Ertrag (u.a. wegen der Auslaugung des Bodens) abnehmend sind. Am wenigsten funktioniert es bei jüngeren, dynamisch wachsenden Bäumchen bei uns in Europa.
Fazit: Das wären meine halt leider noch nicht durch eine genügende Anzahl Versuche abgesicherten, belastbaren Resultate. Aber schon nächstes Jahr werden weitere Resultate (u.a. durch Richard Fetzner und Chantal) dazukommen.
Holzkohle als Bodenverbesserer
Felix Jenny leitet in Ghana ein Projekt, wo Holzkohle zum Boden hinzugefügt wird, um den Ertrag zu erhöhen (https://assg.info/ ) . Er hat unsere Fragen beantwortet.
Wo findest Du Holzkohle?
In vielen Dörfern befinden sich Köhler. Mit den Resten des Herstellungsvorgangs können sie nichts anfangen. Große Haufen liegen einfach da. So kommen wir mit einem gemieteten LKW und holen für wenig Geld mehrere m³ Holzkohle. Dann müssen die kleinen Stücke zur Puder gestampft werden.
Wieviel Biochar soll man pro ha einbauen?
In Ghana haben wir gemessen, dass die Wirkung einer Biochar-Zugabe zum Boden umso grösser ist, je saurer der Boden ist und je weniger organischen Gehalt dieser aufweist. Darum bringt übrigens Biochar in den qualitativ guten europäischen Böden auch kaum etwas im Vergleich zu den damit verbundenen Kosten.
Wir haben letztmals im 2019 Versuche mit Mais gemacht mit verschiedenen Konzentrationen von Biochar-Kompost. Und das immer im selben Gebiet, also bei gleichem Ursprungsboden, gleichem Saatgut, gleichem Saat-Termin und gleichem Wetter für Biochar- und Control Boden. Einen Teil der Resultate sieht man in meiner Graphik "Yield factor". Dabei sieht man sehr schön ein ökonomisches Grundprinzip, jenes vom abnehmenden Grenznutzen: Dieser bedeutet, wenn man immer mehr vom selben Gut einsetzt, wird der damit erzielte Zusatznutzen immer kleiner.
Man kann jede Menge an Biochar zwischen Null und 10 Tonnen/ha einsetzen und jede eingesetzte Menge ergibt gegenüber Control ein verbessertes Ernteresultat. Die Grafik zeigt auch, dass je mehr Biochar pro ha (oder pro m2) eingehackt wird, desto grösser wird der landwirtschaftliche Ertrag sein. Dabei aber -ganz wichtig- beachten: Je weniger Biochar ich pro ha einsetze, desto grösser ist der landwirtschaftliche Zusatzertrag pro eingesetzte Tonne Biochar.
In diesem Spannungsfeld zwischen der eingesetzten Biocharmenge pro ha, der Anzahl Ernten/Jahr, der Wahl des anzubauenden landwirtschaftlichen Produktes und der Menge an verfügbarem Biochar ergibt sich je nach Konstellation eine andere Menge an einzusetzendem Biochar/ha.
Soll die Holzkohle jedes Jahr erneut in die Erde eingebaut werden, oder reicht einmal?
Beim normalen Biochar-Kompost haben wir den Boden immer nur 1x verbessert, was danach viele, viele Jahre positiv auf die Pflanzen wirken sollte. Abgeleitet davon würde ich meinen, dass bei Bäumen eine einmalige und reichliche Behandlung genügt. Zweimalige oder mehrere Anwendungen schaden sicher nicht. Ob es aber zusätzlich viel bringt, wäre nachzuweisen. Vermutlich wird der Zusatzeffekt klein sein. Lieber eine solche (Zweit-) Anwendung einem anderen Baum als Erstbehandlung zukommen lassen, das bringt unter dem Strich sicher mehr.
Soll grobes oder feines Pulver-HK benutzt werden?
Ganz klar möglichst feines (ausgesiebtes) HK-Pulver, denn grobe HK-Komponenten verstopfen rasch die Bodenporen, so dass selbst die feineren HK-Teilchen kaum mehr zu den Wurzeln runter durchkommen. Das heißt, dass praktisch alle Komponenten in der Biochar-Suspension fein genug sein müssen, um durch die Bodenporen nach unten bis zu den Wurzeln vorzudringen. Kleine Menge an Holzkohle kann man im Mörsel stampfen.
Wie tief soll die HK in die Erde eingebaut werden?
Je weniger feinkörnig die Mischung ist, desto eher ist mit zum Beispiel 15 cm tiefen Ringgräben am äußeren Rand der Baumscheibe oder alternativ mit zum Beispiel 10 je 15 cm tiefen Löchern vorzugehen, in die dann der Biochar geschüttet wird. Bodenmechanisch scheint mir ein Ringgraben besser, da das Erdreich beim ausgehobenen Graben gelockert wird. Beim Rammen von Löchern wird das Erdreich horizontal verdränget und damit verdichtet, was die Bodendurchlässigkeit verschlechtert.
Mit welchen Pflanzen / Bäumen habt Ihr am meisten eine gute Erfahrung gemacht?
In Afrika mit hundsmiserablen Böden wird gefühlsmäßig sogar bei ganz jungen, frisch gepflanzten Bäumen ein markanter Effekt zu beobachten sein. Wobei in solchen Fällen sowohl aerober Biochar-Kompost wie auch anaerob geladener Biochar eine massive Wachstumsbeschleunigung auslösen wird. Zudem ist in zwei Fällen, bei frisch gepflanztem Mango und bei einem Versuch mit Kakaostecklingen in Mittelamerika nachgewiesen worden, dass die ersten Früchte nicht erst -wie im Normalfall- nach ca. 5-6 Jahren, sondern bereits nach 2-3 Jahren an den Bäumen wuchsen. Das ist wirtschaftlich gesehen ein Riesenvorteil!
Ist Holzkohle auch eine gute Alternative für Backyardgardens?
Ja, ganz sicher! Wenn ein Feldbauer (Anbau zum Beispiel Mais, Hirse, Groundnuts, Reis) und ein Backyard Gardener (Gemüse: z. B. Roselle, Chili) die genau gleiche Menge an Biochar/ha in ihren Boden einbauen, so wird der landwirtschaftliche Ertrag beim Backyard Gardener 3x höher sein als beim Feldbauern, der pro Jahr nur 1 Ernte während der Regenzeit einbringen kann. Im Gegensatz dazu hat der Backyard Gardener, der in der Trockenzeit normalerweise Zugang zu Wasser hat, alle 4 Monate auf demselben Biocharboden anpflanzen und ernten.
Liebe LHLer, darf ich Euch auf diese Webseite aufmerksam machen: http://www.agrokarbo.info/ Könnten wir mit denen zusammenarbeiten? Gruß Heinz
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