300 junge kongolesische Mamas drücken neuerdings die Schulbank

Mit Unterstützung der Stiftung Demokratie im Alltag kann LHL den Wunsch vor allem vieler Frauen in Sange und Kamanyola (Ruzizi-Ebene bei Uvira) erfüllen: Alphabetisierung. Kürzlich haben die ersten Kurse begonnen. Der Lehrer Chrisostome Kazunzu hat einige Photos übermittelt.

In vielen Regionen im Kongo lernen bis zu 95 % der jungen Frauen nicht Lesen und Schreiben, weil die Eltern nicht genug Schulgeld aufbringen konnten - und im Zweifelsfalls wurden die Brüder gefördert.

Seit mindestens 30 Jahren ist Schule im Kongo nicht mehr kostenlos. Schon Mobutu musste seine Schulden bezahlen und strich dafür einfach die Lehrergehälter. Bis heute erhalten fast alle Lehrer im Kongo entweder gar kein oder nur ein sehr geringes Gehalt vom Staat. Trotzdem hat der Kongo viele Kinder und auch viele Schulen. Was war also die Folge? Die Eltern müssen Schulgeld bezahlen! Jeden Monat zwischen 5 und 10 Dollar pro Kind. Wenn nicht gezahlt wird, können die Kinder mit ihren Schulranzen wieder nach Hause gehen. Dabei ist die Motivation zur Schule zu gehen sehr hoch. Schulpflicht existiert nicht, wie auch, wenn viele Eltern das Schulgeld gar nicht zahlen können. Wenn eine Familie überhaupt zahlen kann, dann wird für einen oder mehrere Söhne zusammengelegt.

Deshalb sind heute rund 90 % der jungen kongolesischen Frauen Analphabeten. Hinzukommt, dass viele von ihnen während der Kriegszeit vergewaltigt wurden. In der Uvira-Region wütete der Krieg besonders lange, weil dies immer wieder Durchzugs- und Rückzugsgebiet von Milizen war. Westlich der Ruzizi-Hochebene (Der Ruzizi-Fluß kommt aus dem Kivusee und speist den Tanganjikasee, 700 m Gefälle) ist der ziemlich unberührte Itombwe-Gebirgswald, in den sich Milizen immer wieder zurückzogen. Somit sind bis in die jüngste Zeit Überfälle auf die Dörfer am Rand des Waldgebietes fast an der Tagesordnung gewesen. Ein geordnetes Erwerbsleben war deshalb nicht leicht aufzubauen. Die meisten kleineren Orte in der Region haben außerdem weder elektrischen Strom noch fließendes Wasser. Viele Familien leben von der Subsistenzwirtschaft, also von der Hand in den Mund.

Bei unseren BMZ-Projekten stellen wir über die Teilnehmerlisten für die freiwilligen, monetär bewerteten Hilfsarbeiten (Pflanzlöcher vorbereiten, Bäume pflanzen, Unkraut jäten) leicht fest, wer nicht Lesen und Schreiben kann. Das sind oft die meisten, die mit ihrem in Tinte eingetauchten Daumen „unterschreiben“. 

Mit diesem Programm der Alphabetisation werden mindestens 300 Frauen mehr Selbstbewußtsein und Resilienz entwickeln können.

Mit den Kenntnissen können sie später weitere Kurse besuchen und sich weiterbilden. Auf jeden Fall sind für die meisten einkommenschaffenden Tätigkeiten (Nähen, Kleinhandel, Seifenherstellung u.a.) Grundkenntnisse in Lesen und Schreiben wichtig. Und noch einen weiteren Grund habe ich immer wieder gehört: Bei den Wahlen wollen wir nicht das Kreuzchen da machen, wo unser Mann sagt, wir sollten das tun!

Das Projekt ist inzwischen abgeschlossen. Hier der Projektbericht