Bewertung Forstprojekte LHL im Ostkongo

Dies war das allererste Projekt in der Provinz Südkivu, welches forstfachliche und forstwirtschaftliche Fragen mit der lokalen Bevölkerung bearbeitet hat und somit ein Pilotprojekt bei welchem im Forstbereich während der Projektlaufzeit hinzugelernt werden musste Deshalb mussten beispielsweise die Aufstockungen für weitere Ausbildung und Brandbekämpfung beantragt werden. In den Projektgebieten ist zweifellos durch das Projekt ein nachhaltiger Lernprozess angestoßen worden. Die Zielgruppe war vorher mental im Primärwalddenken verhaftet und kam durch dieses Projekt mit den Herausforderungen in Berührung, die Sekundärwälder darstellen. Dadurch ist auf allen lokalen Ebenen: Verwaltung, traditionelle Chefs, Viehzüchter, Bauern, Frauen, Kinder und Jugendliche ein Diskussionsprozess entstanden, der zu erheblichen Veränderungen in der Zukunft führen wird. Nur einige Stichworte sind zu nennen: selektiver Einschlag statt Kahlschlag, Wandel von der bisherigen Niederwald- zur Hochwaldbewirtschaftung, überhaupt alle Fragen der Bewirtschaftung eines Waldes sind gestellt und bedürfen Schritt für Schritt der Beantwortung. Die Konflikte, welche bereits im Vorgängerprojekt (2008-2012) sich gezeigt hatten zwischen Viehzüchtern und Forstleuten, wurden sehr aktiv bearbeitet und ziemlich erfolgreich auf einen kooperativen Weg gebracht. In den meisten Gebieten sind die Viehzüchter inzwischen sowohl an den Diskussionen um die Landnutzung beteiligt als auch an Aufforstungen selbst interessiert. Das Problem der Buschfeuer wurde erstmals überhaupt öffentlich thematisiert und breit diskutiert auf vielen Versammlungen und schließlich mit einer eigenen Kampagne aktiv angegangen. Dies war das erste Mal in der gesamten Kivuregion, dass ein Projekt dies überhaupt aktiv angegangen ist. Die breite Integration der Viehzüchter könnte in Zukunft bewirken, dass sie in der Trockenzeit zur einer Heufütterung übergehen und deswegen von sich aus kein Interesse mehr am Abbrennen trockenen Grases (zum besseren Nachwachsen bei Beginn der Regenzeit) haben. Jedenfalls ist auch dies breit diskutiert worden und wird im neuen Projekt 2952 mit einer weiteren Partnerorganisation, die in diesem Bereich Erfahrung hat, aktiv bearbeitet.

Die fünf Organisationen haben sich mit fünf weiteren in der Aufforstung aktiven Organisationen zu einem Dachverband der Forst-NGOs zusammengeschlossen („RESEAU CONCOLAIS POUR LA REFORESTATION, R.C.R./Sud Kivu »), um gegenüber den staatlichen Behörden als Lobbygruppe mit einer Stimme sprechen zu können. Dieser Dachverband organisiert gemeinsame Versammlungen und Treffen, um Interessen zu koordinieren und ist inzwischen auch Ansprechpartner für das GIZ-Forstprogramm.

Weil wir keine Förster hauptamtlich permanent im Projekt installieren konnten, konnten forstfachlich bisher nur einführende Maßnahmen vorgenommen werden. Zu Beginn des Projektes fanden wir im gesamten Südkivu weder eine Forstverwaltung noch Förster. Inzwischen hat sich mit Unterstützung der GIZ zwar eine Forstverwaltung im regionalen Umweltministerium installiert, die jedoch bisher nur sehr begrenzte forstfachliche Kompetenzen hat. Trotzdem ist eine Grundlage geschaffen worden, um in Zukunft auch von dort aus die lokal benötigten Forstverwaltungen zu installieren. Da wir aber explizit im kommunalen Bereich tätig sind, werden diese sich mit der staatlichen Forstverwaltung über Rechte und Pflichten einigen müssen.

Die Maßnahmen konnten bisher leider noch nicht zu einer eigenwirtschaftlichen Basis führen, weil dafür die Bestände noch zu jung sind. Aus diesem Grunde hatten wir das Programm der Landvolkshochschulen installiert, um durch Fortbildungen vor allem im landwirtschaftlichen Bereich der auf diese Eigenwirtschaftlichkeit wartende Bevölkerung einen Ausgleich anzubieten…

Bewertung der Nachhaltigkeit / Lebensfähigkeit und Folgekostenfinanzierung

Das Projekt konnte das vermittelte forstfachliche Wissen noch nicht in der Form festigen, dass es auch weiterhin angewendet werden wird. Das liegt vor allem daran, dass sich noch kein Wirtschaftsunternehmen aus den NGOs heraus entwickelt hat. Nur wenn die forstlichen Praktiken auch angewendet werden können, um Gewinn zu erwirtschaften, ergibt sich eine Notwendigkeit, dieses Wissen zu behalten und weiterzuentwickeln. Aber auch wenn dieser Baustein noch fehlt, so hat das Projekt erreicht, dass das Wissen in den Forstkomitees, der lokalen Bevölkerung und den Kinder- und Jugendclubs diskutiert wird. Das wiederum bildet eine solide Basis, um den nächsten Schritt in der Entwicklung des Forstsektors zu gehen. Insbesondere die Einbindung der nächsten Generation ist hierbei unbedingt erforderlich. Es ist daher umso notwendiger, dass die Kinder und Jugendlichen die Erwachsenen dabei beobachten können, wie diese den Wald nutzen und gleichzeitig die Ressourcen für die nächsten Generationen erhalten.

Es geht aber nicht nur um das forstliche Know-How. Auch die technische Weiterentwicklung ist noch nicht gesichert. Die ist aber für eine effiziente, nachhaltige und sichere Forstwirtschaft notwendig. Wenn durch die Einzelstammnutzung die verbleibenden Bäume in den Wäldern dicker werden, so ergeben sich neue Herausforderungen für den Einschlag, die Rückung (Entfernung der Stämme aus dem Wald) und den Transport zu den Märkten. Auch die Weiterverarbeitung des Holzes könnte effizienter gestaltet werden. Hierzu werden neue Rücke- (z.B. Seilwinden) und Fälltechniken sowie arbeitssicherheitsrelevante Strukturen benötigt. Ob die noch zu gründenden forstwirtschaftlichen Betriebe die notwendigen Gewinne erwirtschaften können, um die Anschaffung von Equipment und die Weiterbildungen zu bezahlen ist noch ungewiss. Eventuell muss hier noch Unterstützung von außen geleistet werden.

Ein Aspekt, der die Zukunft der gepflanzten Wälder gefährdet, sind die Buschbrände. Die ländlichen Strukturen sind noch nicht auf Feuerprävention und -bekämpfung ausgelegt. Zwar existiert eine große Motivation der lokalen Bevölkerung, Feuer auf den Aufforstungsflächen zu löschen, aber die Methoden sind noch zu ineffektiv. Auch sind Methoden der Feuerprävention nur rudimentär vorhanden. Und dabei ist das der Punkt, an dem die lokalen Strukturen am besten greifen.

Ein zukünftiges Feuermanagement auf dörflicher Ebene muss in der Lage sein, Buschbrände und Brände in sehr jungen Aufforstungen (Setzlinge nicht höher als 50cm) effektiv löschen zu können. Zudem muss es die Bestände präventiv feuerresistent machen können (u.a. Brandschutzstreifen und die Befreiung der Fläche von dem leicht entflammbaren Gras). Für die Löschung von Aufforstungsbränden, muss kleineres Equipment (z.B. Feuerpatschen und Rucksackspritzen) den Regionen zur Verfügung gestellt werden…

Schlussfolgerungen
Während der Durchführung des Projektes wurde allmählich klar, dass die Wirtschaftlichkeit der Antrieb sein muss, der die nachhaltige Nutzung der Ressourcen gewährleistet. Erste Schritte hin zu einer Forst-Institution wurden zwar über die Forstkomitees getan, jedoch ist dies noch nicht ausreichend, um einen wirklichen wirtschaftlichen Nutzen zu schaffen. Ein besseres Verständnis der Wertschöpfungsketten von Holz und anderen Waldprodukten ist deshalb erforderlich.

In einem von LHL im August 2017 durchgeführten Survey zu der Situation der Privatwaldbesitzer, wurde deutlich, dass zum einen viele der Befragten bereits intuitiv eine Einzelstammnutzung betreiben und zum anderen alle 19 Befragten sich für die Gründung einer Genossenschaft ausgesprochen haben. Diese Erkenntnisse unterstützen die nächsten Schritte, die von LHL und seinen Partnern angestrebt sind. Insbesondere die Adaptierung der nachhaltigen forstlichen Praktiken wird vermutlich leichter vonstattengehen, da die Privatwaldbesitzer bereits Erfahrungen mit dieser Form der Waldbewirtschaftung haben.

Wie schon dargelegt, sind insbesondere weitere forstfachliche Maßnahmen nötig um in der Region eine Forstwirtschaft zu etablieren. Dieses Problem wird mit dem Nachfolgeprojekt 2192 bearbeitet.

Was die Wirtschaftlichkeit angeht, so befinden wir uns in einer Region zwischen Subsistenzwirtschaft und einer Perspektive für eine Forstwirtschaft, welche weiteres Knowhow für institutionelle Förderung benötigt, um wirtschaftlich arbeitende Forstinstitutionen hervorzubringen. Dafür wären Genossenschaften angemessen. Aus diesem Grunde hat sich LHL beim BMZ-Referat „Sozialstrukturförderung“ um ein Projekt mit dem Titel „Förderung genossenschaftlicher Strukturen und von Landvolkshochschulen im ländlichen Süd-Kivu, DR Kongo“ beworben. Mit dem gegenwärtig realisierten Projekt, bei zukünftig intensiverer Zusammenarbeit mit dem GIZ-PBI-Programm, vor allem zur Ausbildung von Forstfachkräften und einer Förderung für die Bildung von Genossenschaften für Land- und Forstwirtschaft, begleitet von weiteren Fortbildungen, würde diese Genossenschaftsförderung die abschließende Abrundung der Maßnahmen sein, womit gute Chancen bestünden, um der Bevölkerung die Werkzeuge in die Hand zu geben, um in Zukunft mit Land- und Forstwirtschaft die Subsistenzwirtschaft zu überwinden und zahlreiche Arbeitsstellen im ländlichen Raum entstehen zu lassen.