Bilder und Bericht aus dem Kongo: Was bewirkt unsere Aufforstung?

lm letzten Rundbrief vom September sprachen wir über die „Wirkung“ der LHL-Projekte im Kongo. Institutio­nelle Geldgeber wie das Entwicklungshilfeministerium (BMZ) fordern in den Planungen „Indikatoren“ , mit denen diese Wirkung dann gemessen werden kann. Also z.B. ganz konkret:100 Bauernfamilien sollen einen bes­seren Lebensstandard bekommen. Wenn sich zum Ende des Projektes für 80 Bauernfamilien der Lebensstandard verbessert hat, ist das Projektziel nur zu 80% erreicht worden – oder umgekehrt: 120 Familien stehen besser da, dann ist das Ziel mehr als erfüllt usw. Bei Forstprojekten ist zusätzlich eine langfristige Perspektive zu berück­sichtigen. In den vielen Volksversammlungen, die wir in unseren Projektgebieten abgehalten haben, habe ich den Bauern immer gesagt: Wenn eure Kinder, die jetzt Marafiki wa Mazingira (Mitglieder unserer jugendlichen Naturschutzgruppen) sind, erwachsen sind, dann sind auch die Bäume, die ihr jetzt pflanzt, ausgewachsen. Sie wachsen mit Euren Kindern.

Stufe eins bei Aufforstungen ist also das Bäumepflanzen. Da brauchen wir nicht mehr viel zu tun. Es geschieht inzwischen fast überall ganz selbstverständlich. Das Wissen darum ist vorhanden und viele pflanzen auch privat.

Stufe zwei ist allerdings etwas schwieriger: Das Pflanzen von einheimischen Bäumen –Das Saatgut dafür ist nicht so einfach zu bekommen wie das für die „exotischen“, aber gängigen Bäume, die seit einigen Jahrzehnten für Aufforstungen bevorzugt werden und für die überall Saatgut zu bekommen ist. Diese „Exoten“ stammen aus Asien, Südamerika oder wie der Eukalyptus aus Australien. Wir prüfen, wie wir für Saatgut von einheimischen Bäumen eine kleine „Samenbank“ einrichten und Samen aus dem nahen Kahuzie-Biega-Nationalpark professionell gesammelt bekommen.

Stufe drei ist die Pflege und die Sicherung der Anpflanzungen. Die Pflege wird über die Baumschulgärtner und Agronomen schon ganz ordentlich gewährleistet. Gesichert werden müssen die Setzlinge gegen Tierfraß, Überwucherung durch Gras und vor allem gegen Buschbrände. Das Problem des „Tierfraßes“ konnte durch die Kooperation mit den Viehzüchtern einigermaßen in den Griff gebracht werden, auch die Überwucherung durch das meterhohe Gras wird bekämpft. Gegen die Buschbrände ist in diesem Jahr erstmals eine professionelle Ausbildung von Feuerbrigaden durchgeführt worden mit Lindon Pronto, der aus Kalifornien stammt und in Freiburg im Breisgau an der Universität am Global Fire Monitoring Center Assistent von Prof. Goldammer ist.

Mit den „Feuerbrigaden“ wurde erstmals die Idee der „Freiwilligen Feuerwehren“ in die Dörfer gebracht. Wir müssen sehen, ob dies nachhaltig funktioniert. Immerhin werden die Buschbrände inzwischen häufiger aktiv bekämpft als vor zwei oder drei Jahren. Besonders erfreulich war in den letzten beiden Jahren die Entwicklung im südlichen Businga-Bereich an der Grenze zu Ruanda, wo unsere Partner mehr als 1.000 Hektar Naturwald reha­bilitieren und wo es ihnen gelungen ist, die Bevölkerung gegen Buschbrände zu mobilisieren. Erstmals seit vielen Jahren ist in den Trockenzeiten von 2017 und 2018 kein gravierender Buschbrand gelegt worden! Aber die Feuerbekämpfung ist eine langfristige Aufgabe in einer Region, in der man es gewohnt ist Brandasche zur Bodenverbesserung einzusetzen. Immerhin wird schon häufiger kompostiert. Und seit wir im Mai 2018 eine Fortbildung mit einer Viehzüchter-Organisation aus dem Ruzizi-Plateau (an der Grenze zu Burundi) durchführten, verfüttern mehr und mehr Viehzüchter das trockene Gras an ihre Kühe, anstatt dies zu verbrennen. Die großen Aufgaben für die Zukunft stehen uns aber noch bevor:

Stufe vier sind die Waldarbeiten: Ab wann können Bäume eingeschlagen werden und vor allem welche Bäume? Und wie werden diese Bäume von den Steilhängen abtransportiert? Hier sind Forstwissen und auch technische Hilfsmittel nötig. Da stehen wir erst am Anfang. Im Jahr 2019 sind deswegen vor allem forstliche Fortbildungen geplant. Doch einzelne Seminare helfen nicht langfristig weiter. Im Südkivu muss eine professionelle Forstausbil­dung an einer Schule oder Hochschule eingerichtet werden. Das kann LHL nicht alleine bewerkstelligen. Wir sind deshalb mit Partnern sowohl in der Provinzregierung als auch in der GIZ und mit anderen Fachleuten im Gespräch. Die Verwaltung von „Sekundärwäldern“, die jetzt heranwachsen, stellt ganz andere Herausforderungen dar als die eines Naturwaldes. Mit unseren Projekten gehören wir zu den ersten in der Region, deren Partner dem­nächst professionelle „Holzernten“ aus Sekundärwäldern durchführen müssen – und dies will gut vorbereitet sein.

Eine sehr erfreuliche Wirkung hat ein besonderer Teil unserer Forstprojekte: die Ausbildung von Kindern und Ju­gendlichen zu Naturschützern. Sie sind hochmotiviert und helfen vor allem bei der Buschfeuerbekämpfung und bei Aufforstungen. Sie zeigen ein hohes Verantwortungsgefühl für den Schutz der Wälder und wissen um die Früchte des Waldes, benötigen aber noch etwas Begleitung, bis aus ihren Gruppen eine Art „Pfadfinderbewegung“ entstanden ist, die sich auch ohne Pädagogen organisiert. Derzeit können wir noch acht Lehrkräfte für die Ausbil­dung dieser Kinder und Jugendlichen fördern(drei über ein BMZ-Projekt, fünf durch Zuwendung einer Stiftung).

Unser gesamtes Engagement im Kongo wäre so nicht ohne Ihre finanzielle Unterstützung möglich und nur des­wegen können wir Zuschüsse aus öffentlichen Mitteln beantragen. Wir benötigen diese auch weiterhin und bitten Sie um eine Spende. Helfen Sie uns, unseren Unterstützerkreis zu vergrößern, indem Sie diese Informationen weiterverbreiten und interessierte Menschen auf unsere „Überlebenshilfe“ im Kongo aufmerksam machen. Im Namen unserer Partner im Kongo danken wir herzlich für Ihre bisherige und zukünftige Unterstützung! Die Spen­denbescheinigungen versenden wir im Januar 2019.