Entwicklung des Forstsektors für Armutsreduzierung im Süd-Kivu / DR Kongo

Das weltweit zweitgrößte zusammenhängende Regenwaldgebiet befindet sich zum großen Teil in der DR Kongo. In der an das Kongobecken angrenzenden östlichen Gebirgsregion, zu dem der Süd-Kivu gehört, existiert daher in den noch intakten Ökosystemen eine herausragende Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt. Auch in dieser Provinz waren in der Vergangenheit die Wälder eine traditionell wichtige Ressource für den Lebensunterhalt der lokalen Bevölkerung. Nahrungsmittel in Form von Früchten, Gemüse und Fleisch, Medizinpflanzen, Bau- und Feuerholz, sowie Raum für eine kulturelle Basis in Form von Geschichten, Riten, usw. waren für die heimische Bevölkerung täglich verfügbar und keine Mangelware. Durch Flüchtlingsströme, bewaffnete Konflikte und falsche landwirtschaftliche Praktiken, hat sich die Situation gewandelt und ist für den Hauptteil der Bevölkerung zu Überlebenskampf geworden. Der Wald ist aufgrund seiner Ressourcen und Dienste (z.B. Erosionsschutz) unerlässlich, um in der Region Wohlstand und Stabilität wiederherzustellen.

Seit 2004 haben LHL und seine Partner neben anderen Maßnahmen, rd. 550 ha südlich des Kivu Sees in den fünf Zielregionen aufgeforstet, um die Erosion aufzuhalten und damit die Landwirtschaft zu schützen. Da viele Setzlinge an die Bauern für ihre privaten Flächen verteilt wurden, ist vermutlich doppelt so viel aufgeforstet worden. Dieses ursprüngliche Ziel der Erosionsbekämpfung ist allerdings gefährdet, da alte und neue Aufforstungen ihrerseits durch Feuer sowie Übernutzung bedroht sind. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, wurde in dem BMZ-Projekt 2013.1590.2 mit dem Transfer von forstfachlichem Know-How begonnen (2013-2017). Auch Sensibilisierungskampagnen zu Buschfeuern wurden durchgeführt. Die Übernutzung und Feuerschäden, können nur durch intensivere forstliche Maßnahmen und Feuerschutz verhindert werden. Denn insbesondere Feuer hat vielschichtige Ursachen und muss auf mehreren Ebenen gelöst werden. Hierbei muss die Stärkung von Kapazitäten in mehreren Gemeinden und auf verschiedenen sozialen Ebenen stattfinden. Darum werden diese Faktoren in diesem neuen Projekt weiterverfolgt.

In den Zielregionen leben ca. 7.000 Familien (ca. 51.000 Menschen) in ebenso vielen Haushalten, die indirekt von den Projektergebnissen profitieren werden. Davon werden 3.000 Menschen direkt von den Projektvorteilen (u.a. Erhalt von Baumsetzlingen) profitieren und aktiv an der Umsetzung der Projektmaßnahmen mitwirken. Diese Gruppe teilt sich in die Untergruppen “Frauen“, “Kinder“, “Beschäftigungslose Jugendliche und junge Erwachsene“, “Erwerbslose Männer“ und “Privatwaldbesitzer/innen“ auf. Alle diese Gruppen mit Ausnahme der “Privatwaldbesitzer“ waren bereits in frühere Projekte involviert und bringen Motivation und Qualifikationen für die Umsetzung der Projektmaßnahmen mit.

Zusammenspiel der Projektziele und Maßnahmen

Um die Verluste von alten und neuen Aufforstungen zu verhindern, wird neben einer Sensibilisierung der lokalen Bevölkerung auch eine Feuerbrigade in jeder der fünf Zielregionen eingerichtet und ausgebildet. Denn es hat sich gezeigt, dass - trotz des großen Engagements der lokalen Bevölkerung - die bisherige Feuerbekämpfung nicht effektiv war. Eine professionellere Feuerbekämpfung ist daher notwendig und verlangt nach Ausbildung. Sie wird durch einen Mitarbeiter des GFMC (Global Fire Monitoring Center) durchgeführt.

Alle Ursachen der Buschfeuer, können in diesem Projekt nicht angegangen werden. Es fehlt z.B. Entwicklung der Landwirtschaft, um so die Düngung mit Feuer zu reduzieren. Dieses Projekt geht aber gegen Brandstiftung vor. Dies wird durch die Verbesserung des Landverteilungsprozesses angegangen. Hier soll mit den traditionellen Führern (Mwamis etc.) und den Vertretern der drei großen Landnutzungsformen (Forst, Ackerbau und Viehwirtschaft) die Auszeichnung der jeweiligen Flächen geschehen. Auf diese Art sollen die Existenzängste, die besonders bei Viehzüchtern und -hirten angesichts der neuen Waldflächen aufkommen, gemindert werden. Eine detaillierte Beschreibung der Maßnahmen befindet sich im Anhang.

Ein Forstmanagement System soll durch die Ausbildung von Forstführungskräften und die Nutzung von bereits erfahrenen Waldarbeitern in der Region, etabliert werden. Dazu ist auch die Konsolidierung der fünf Partnerorganisationen notwendig. Da jede Organisation nicht über ausreichend Waldfläche verfügt, um das Management nachhaltig zu gestalten, ist dieser Schritt unbedingt notwendig. Dieser wird durch das Projekt beraten. Auch werden Privatwaldbesitzer angesprochen, um sie und ihre Waldflächen mit in das System zu integrieren. Ein kleiner Beitrag zu der Vergrößerung der Waldfläche wird auch von dem Projekt beigetragen. Die fünf Partnerorganisationen werden insgesamt 100ha neu aufforsten. Ein besonders wichtiger Teil ist die erste Durchforstung der älteren Aufforstungen, die in diesem Jahr teilweise 15 Jahre alt geworden sind. Heinz Rothenpieler und Philipp Jülke waren im August, Philipp auch bis September im Kongo. Ein erster Bericht findet sich im Kongobrief-September 2017. Aber auch die Kongobriefe des letzten Jahres sind jetzt online und können als pdf-Datei runtergeladen werden.