Europa: Artemisia annua - ein „neues Lebensmittel“?

9. November 2020 - Aus dem Landratsamt, das für Winnenden zuständig ist, kommt die Mitteilung, dass auch das einfachere "Mitteilungsverfahren" für ANAMED möglich ist, welches wir empfohlen hatten. Für diese Woche wurde ein persönliches Gespräch zwischen dem Landratsamt und ANAMED vereinbart, welches hoffentlich zu einer Entspannung und einer für alle Seiten zufriedenstellenden Lösung führt. Die letzte Korrespondenz dazu findet sich bei "Downloads".

2. November 2020 - Der Dezernent für Forst, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Vermessung des Landratsamtes Winnenden hat im Auftrag des Landrats das LHL-Schreiben vom 17.10. kurz und bündig damit beantwortet, Artimisia annua anamed sei „novel Food“, dies habe ein Gutachten bestätigt und damit basta. Deshalb hat LHL noch einmal an den Landrat geschrieben und darauf hingewiesen, dass die EU-Verordnung auch ein "Mitteilungsverfahren" kennt, welches insbesondere für traditionelle Heilpflanzen gelten kann, auf welches das Bundesinstitut für Risikobewertung hinweist. Somit stünden der Lokalbehörde in Winnenden auch andere Möglichkeiten zur Verfügung als jene obrigkeitlichen Maßnahmen, die bisher gegen ANAMED eingeleitet worden sind. (siehe "Download")

20. Oktober 2020. Als Heilmittel wurde Artemisia annua schon vor mindestens 2000 Jahren in China genutzt – und für die Wissenschaft seit Mitte letzten Jahrhunderts wiederentdeckt. Der Apotheker Dr. Hans-Martin Hirt hat dies – mit anderen tropischen traditionellen Heilpflanzen seit mehreren Jahrzehnten in Afrika mit seiner Organisation „Alternative Medizin in den Tropen“ (ANAMED) bekannt gemacht, zumal Artemisia annua als Tee verabreicht auch gegen Malaria-Erkrankungen wirksam ist. LHL hat seit mindestens drei Jahrzehnten Kontakt zu ANAMED und einigen ihrer Partnerorganisationen in Afrika, insbesondere im Kongo. Da Artemisia annua auch in Deutschland wächst hat ANAMED in Winnenden einen kleinen Vertrieb der getrockneten Teeblätter aufgebaut und dieser ist jetzt ins Visier der lokalen Lebensmittelüberwachung gekommen, die unter Berufung auf die „NOVEL-FOOD-Verordnung“ der EU diesem Wirken von ANAMED den Garaus machen willen unter schärfster Strafandrohung. Man wollte sogar den Warenbestand konfiszieren.

LHL hat gegen dieses Vorgehen beim zuständigen Landrat protestiert und u.a. darauf hingewiesen, dass in der gesamten Diskussion um Artemisia annua im Zusammenhang mit ANAMED die Empfehlungen des Bundesinstituts für Risikobewertung bisher offenbar nicht berücksichtigt wurden. Dieses weist darauf hin, dass die Novel-Food-Verordnung statt eines aufwändigen „Genehmigungsverfahrens“ auch ein einfaches „Mitteilungsverfahren“ an die EU vorsieht, welches gerade auch für kleinere Initiativen gedacht ist. Dies scheint die lokale Behörde des Landkreises, die mit schwerem Geschütz gegen ANAMED auffuhr nicht berücksichtigt zu haben. (siehe pdf-Datei bei den "Downloads" auf diesere Seite)

 

Weitere Hintergrundinformationen zu Artemisia annua und den Vorgängen in Deutschland:

Presseportal

Süddeutsche Zeitung

Hintergründe aus Afrika 1

Hintergründe aus Afrika 2

Weitere Artikel über Artemisia annua: 

Zeitung in Winnenden 1

Tagesspiegel

Zeitung in Winnenden 2

Der Spiegel

Persönlicher Rundbrief von Dr. Hans-Martin Hirt über die Hintergründe der Vorgänge in Winnenden