Kongo - Was planen die jugendlichen Naturschützer?

Wir sind dabei die Kinderprogramme neu zu strukturieren: Gruppenleiter sind jetzt die älteren Jugendlichen, die selbst in Marafiki-wa-Mazingira-Gruppen aufgewachsen sind und somit ihr Wissen weitergeben können. Für diese Gruppenleiter haben wir am 21. Oktober 2021 in Nyangezi unter Leitung des Agronomen Adolphe vom Businga-Projekt eine Weiterbildung organisiert. Derzeit nehmen rund 600 Kinder und Jugendliche an den Programmen teil. Bei der Fortbildung waren 16 Gruppenleiter anwesend. Die Partner berichten dies von der Fortbildung:

 

LHL finanziert seit mehr als 20 Jahren Aufforstungsprojekte im Süd-Kivu im Ostkongo. Dieses Projekt wird von einem weiteren Projekt begleitet, jenes für die Marafiki wa Masingira (MWM) das von Mitgliedsorganisationen des kongolesischen Netzwerks für Wiederaufforstung durchgeführt wird. Die verschiedenen MWM-Gruppen befinden sich in Kavumu, Katana, Burhinyi, Luwindja, Kaziba, Mushenyi, Nyangezi und Ngomo. Ziel des Projektes ist es, junge Menschen beim Naturschutz zu unterstützen, um in Zukunft eine „dynamische Jugend“ in einer gut geschützten Umgebung zu haben.
Da die Jugendlichen aus unterschiedlichen Hintergründen kommen und das Projekt einzigartig ist, organisiert LHL regelmäßig Trainings-, Diskussions- und Planungsworkshops, um in allen Gruppen die gleichen Aktivitäten zu haben und die gleichen Ergebnisse zu erzielen. In diesem Zusammenhang wurde der Workshop am Donnerstag, 21. Oktober 2021, organisiert. Dieser Workshop konzentrierte sich auf:
• Die Situation von MWM-Gruppen,
• Austausch über die Funktionsweise der Gruppen,
• Planung von Aktivitäten,
• Vorschläge von Teamleitern

Zunächst berichteten die Teilnehmer aus ihren Gruppen:

Luwindja

Hier existieren mehrerer MWM-Gruppen mit ungefähr 30 Kindern pro Gruppe. Diese durchschnittlich 15-jährigen Kinder züchten Meerschweinchen, Kaninchen und Schweine; außerdem kultivieren sie Amaranth, Kohl, Auberginen, Tomaten und Erdnüsse für den Verzehr und ihre Pflege. Sie beteiligen sich am Waldschutz (Überwachung der Wälder). Die Partnerorganisation ADMR stellt Fahrzeuge für Besichtigung verschiedener Ziele in der Umgebung von Luwindja zur Verfügung. Sitzungstage: Montag-Mittwoch-Samstag von 14:00 bis 16:00 Uhr

Burhinyi

Im Ortsteil Mulambi existiert eine MWM-Gruppe von 50 Jugendlichen. Diese jungen Leute sind 4 bis 19 Jahre alt und haben ein Durchschnittsalter von 9 Jahren. Diese Kinder und Jugendlichen bauen in einem Garten Kohl, Amaranth und Zwiebeln an. Von der Ernte können sie etwas Geld für ihre medizinische Versorgung beitragen. Im Durchschnitt gibt es in jedem Haushalt von MWM- Kindern 6 Meerschweinchen. Sitzungstage: Montag und Donnerstag von 14:00 bis 16:00 Uhr

In Kavumu, ca.20km nördlich von Bukavu zwichen Kivusee und Kahuzie-Biega-Nationalpark bestehen 2 Gruppen mit 42 und 30 Jugendlichen im Alter von 5 bis 18 Jahren und mit einem Durchschnittsalter von 14 Jahren. Diese jungen Leute bauen Amaranth an und kaufen von den Einnahmen der Ernte Meerschweinchen. Derzeit haben sie auch 6 Kaninchen.

Katana liegt ebenfalls nördlich von Bukavu ca. 20 km zwischen Kivusee und Kahuzie-Biega-Nationalpark.

Dort bestehen 3 Gruppen von je 20 Jugendlichen pro Gruppe im Alter von 13 bis 14 Jahren. Diese jungen Leute treffen sich jeden Donnerstag und Dienstag von 14 bis 16 Uhr und legen Gemüsegärten an und züchten Meerschweinchen und pflegen diese.

In Kaziba organisieren zwei Organisationen Gruppen mit MWM :

Die Organisation IPE hat 58 Kinder im Alter von 6 bis 13 Jahren mit einem durchschnittlichen Alter von 11 Jahren in 3 verschiedenen Gruppen. Abgesehen vom Gemüseanbau und der Aufzucht von Meerschweinchen und Kaninchen produzieren diese jungen Leute Baumsetzlinge und ernten Samen von Waldbäumen (Pinus und Grevillea). Durch den Verkauf von Saatgut und Baumsetzlingen können 10 Kinder der MWM-Gruppe ihr Schulgeld finanzieren.

Auch die Organisation APIK hat eine MWM-Gruppe von 60 Kindern, durchschnittlich im Alter von 13 Jahren, die Auberginen und Kohl anbauen, aber auch Meerschweinchen für den Familienkonsum haben. Sitzungstage: Montag und Freitag von 14:00 bis 16:00 Uhr

Mushenyi hat 2 Gruppen mit je 30 Jugendlichen im Alter von 7 bis 18 Jahren. Diese jungen Leute bauen Gemüse an und züchten Meerschweinchen für den Verzehr. Sie produzierten und verteilten Pflaumen- und Maracuja-Setzlinge an die örtliche Gemeinde. Diese Pflanzen beginnen mit der Produktion von Früchten, die in den Dörfern für Familienleistungen verkauft werden. Sitzungstage: Dienstag und Samstag.

In Businga sind 126 Kinder von 2 bis 15 Jahren (Durchschnitt 9 Jahre) in 3 Gruppen eingeteilt. Sie bauen Gemüse an, züchten Meerschweinchen und Hühner für ihren Lebensunterhalt (Schulgeld) und ihren Konsum, wobei sie laut dem Bericht des Gesundheitszentrums die Unterernährungsrate um 20 % reduzieren konnten.

In Ngomo (an der Nationalstraße nach Uvira im Businga-Gebiet) besteht eine Gruppe von 53 Jugendlichen im Alter von 3 bis 20 Jahren mit einem Durchschnittsalter von 13 Jahren. Sie haben 10 Meerschweinchen und bauten Gemüse das gegessen wurde. Sie beteiligten sich auch an der Wiederaufforstung in Ngomo.

An allen Standorten beteiligen sich junge MWM an der Wiederaufforstung und der Überwachung von Buschbränden.


Die kleine Geschichte mit den Meerschweinchen: Seit über 10 Jahren fördern wir die Marafiki wa Mazingira (MWM) in unserem Projektgebiet im Ostkongo. Wir hatten zu Beginn im Budget einen kleinen Betrag für Verpflegung der Kinder bei den Treffen. Vor allem Fanta wurde angeboten, was im Kongo etwas ganz besonderes ist, das die meisten sich nicht leisten können. Bei meinen Besuchen der Partnerorganisationen traf ich mich auch regelmäßig mit den MWM. Und eines Tages fragten mich die Kinder in Mushenyi, ob sie statt "Fanta" auch etwas anderes bekommen könnten? "Was wollt ihr denn bekommen?" "Meerschweinchen" war die Antwort. Pro Flasche Fanta könnten sie zwei Meerschweinchen kaufen. Natürlich hatte ich nichts gegen diesen "Tausch" und seitdem bekamen sie das Geld ausgezahlt für die Anschaffung von Meerschweinchen. Das interessante war dann, dass ich diese Geschichte in den nächsten Tagen auch den anderen Gruppen erzählte - und überall war man begeistert von der Idee und wollte auch Meerschweinchen statt Fanta bekommen. So begann die Meerschweinchenzucht und Jahr für Jahr erzählten mir die Kinder, wie sich ihre Meerschweinchen-Population entwickelte. Einige konnten Tiere verkaufen, andere selbst essen, denn Meerschweinchen-Fleisch ist eine Delikatesse im Kongo und dazu noch sehr proteinreich. Und andere hatten schon eine stattliche Anzahl von Meerschweinchen in ihren Ställen. Daraus entstand dann der Wunsch nach Anschaffung weiterer Kleintiere, was dann aus eigenen Einnahmen aus dem "Meerschweinchen-Verkauf" realisiert wurde.



Nach einer langen Diskussion über die Arbeitsweise der Naturfreunde hier die Schlussfolgerungen der Teamleiter:
• Vision aller jungen MWM: eine dynamische Jugend im Umweltschutz zu haben und durch die Pflege des Waldes seine Vorteile zu nutzen.
• Je nach Alter Gruppen von 20 bis 25 jungen Leuten haben und jede Gruppe wird von 2 älteren Jugendlichen geleitet.
• Keine theoretischen Bildungsangebote. Besser ist vor Ort Schulungen in den Bereichen Baumschule, Aufforstung, Pflege und Nutzung des Waldes, Tierhaltung und Gemüseanbau, Obstbaumproduktion, Ernährung und Herstellung von Düngemitteln und Insektiziden durchzuführen. Einige Module zur Unterstützung werden von GEAPD (Fütterung und Fortpflanzung von Meerschweinchen, Kaninchen und Hennen), IPE (Behandlung von Krankheiten in Kleinzucht und Produktion von Insektiziden), APIK (Management der Zucht von Kaninchen, Hühnern und Meerschweinchen) erstellt. und CDEP (Gemüseanbau). Auch andere Organisationenkönnen dies Module nutzen.
• Eine WhatsApp-Gruppe der jugendlichen Naturschützer wurde geschaffen, um Informationen, Ratschläge, Saatgut oder Setzlinge und Produktmarketing zwischen den Teamleitern auszutauschen.
• Naturfreunde müssen alles dafür tun, dass jedes Kind nach dem Verkauf des geernteten Gemüses mindestens 1 Dollar/Quartal zusätzlich zum Konsum verdienen kann.
• In der kommenden Saison ist eine Aufforstung von 1 ha pro Standort geplant. Dann soll berichtet werden, wieviele Bäume dort gepflanzt wurden.
• Tierzucht ist beliebt, doch die Gruppen sollen nicht zu lange bei den Meerschweinchen stehen bleiben. Je älter der Jugendliche, desto größer werden seine Bedürfnisse, weshalb wir uns in der Zucht weiterentwickeln müssen: erst Meerschweinchen – dann Kaninchen - Hühner - Ziegen - Schweine – etc.

Im nächsten halben Jahr sind folgende Aktivitäten geplant: jeweils ein Hektar Aufforstung, Kleintierzucht, Gemüseanbeu, Fortbildung und Besichtigungen, Freizeit und Sport.

Die Teamleiter baten, dass wir zweimal im Jahr solch eine Fortbildung unterstützen. Beim nächstenmal solle ein Agronom und ein Veterinär zur Verfügung stehen. Jede Organisation solle Flächen für die Tierzucht und den Gartenbau zur Verfügung stellen. Schließlich wurden die Partner in Deutschland gebeten wieder einmal Mittel für die Anschaffung von Fußbällen zur Verfügung zu stellen.

Weitere Berichte über die Marafiki wa Mazingira:

Die Arbeit mit den Marafiki wa Mazingira im Ostkongo

Die Marafiki wa Mazingira im Forstprogramm von LHL