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Kongobrief April 2019
Liebe Förderer, liebe Freunde der Ostkongo-Hilfe von LHL!
Gestern wurde mir empfohlen für Spender ein „Produkt“ anzubieten: Für 100 Euro 100 Bäume pflanzen, für 50 Euro 50 Bäume usw. In der Tat, das wäre populär und jeder Spender hätte sofort das Gefühl, etwas Gutes zu tun für die Umwelt.
Wie könnte dies bei LHL „umgesetzt“ werden? Unsere Kongoprojekte werden zu 90 % vom Entwicklungshilfeministerium gefördert – mehr als Projekte in anderen afrikanischen Ländern. Begründung: durch den Krieg ist die Armut besonders gravierend. Wir können also leicht für eine Spende von 100 Euro 100 Bäume pflanzen und 900 Euro Zuschuss dazubekommen. Nur – ein großer Teil der Bäume ist schon gepflanzt und zwar auch dank der Spenden von Ihnen in den letzten Jahren und sie wachsen jetzt heran. Unsere aktuellen Herausforderungen sind: Forstverwaltung, Forstwirtschaft, Forstarbeiten. Danach wollen die Menschen mit ihrem Wald Geld verdienen, genauso wie die Waldbesitzer in Deutschland.
Ist das denn alles noch „Entwicklungshilfe“?
Nun, unsere Zielgruppe ist eine sehr verarmte Landbevölkerung, die mühsam viele Hektar aufgeforstet hat und immer wieder neu Bäume pflanzt. Bis diese herangewachsen sind und „geerntet“ werden können, vergehen viele Jahre. Da wir die Armut deshalb auch jetzt bekämpfen müssen und nicht „nur“ mit den Bäumen in 10, 15 Jahren, hatten wir Landvolkshochschulen gegründet und dort werden nützliche landwirtschaftliche Kenntnisse vermittelt: Gemüseanbau, Vermehrung von Saatgut für Gemüse, Imkerei, Bau von holzsparenden Lehmöfen, Kompostierung, Herstellung von Ziegenmilch und –käse, Kennenlernen von essbaren Pilzen… Zusätzlich erhielten die Bauern, die beim Pflanzen geholfen haben, aus den Baumschulen Setzlinge für Wald- und Obstbäume, um auf ihrem eigenen Land Agroforstwirtschaft begründen zu können.
Und mitten drin die Kinder, die „Marafiki wa Mazingira“, die Naturfreundejugend. Tausende Marafikis wurden in den letzten Jahren in Jugendgruppen bei Spiel, Spaß und Ernst fortgebildet. Sie können jetzt nicht nur Bäume pflanzen, sondern Auberginen, Zwiebeln, Gemüse… ernten. Sie züchten Meerschweinchen und Kaninchen – und sie waren manchmal die treibende Kraft für Erneuerung und Veränderung in ihren Familien. Als sie älter wurden, sahen sie die Probleme mit den Buschbränden. Sie begannen Feuerbrigaden aufzustellen und die Brände zu bekämpfen. All dies ist – ich betone dies noch einmal – in den letzten Jahren durch Ihre Spenden möglich geworden! Dafür sind wir Ihnen sehr sehr dankbar, denn das BMZ gibt nur Zuschüsse, wenn wir auch den Eigenanteil aufbringen.
Doch während die Bäume wachsen, muss eine Forstverwaltung aufgebaut, Waldarbeiter ausgebildet und eine „Verwertungskette“ für das Holz vorbereitet werden. Dies soll demnächst in einer Genossenschaft geschehen, bei der auch die Privatwaldbesitzer mitwirken wollen, die bereits heute Holz verkaufen, doch bei einer Professionalisierung mit höheren Einnahmen rechnen können. Bisher liegen allerdings noch kaum Erfahrungen in der „Sekundärwaldbewirtschaftung“ vor, die Privatwaldbesitzer betreiben eine „Niederwaldbewirtschaftung“. Interessant sind zusätzlich die sogenannten „Non Timber Forest Products“, also, was sich mit einem Wald auch ohne Holznutzung erwirtschaften lässt: Honig, Pilze, Früchte, Heilkräuter, ja, auch die Jagd. Dafür wurden in den Landvolkshochschulen die Grundlagen geschaffen.
Was künftig noch der Förderung bedarf, ist die Professionalisierung der Forstwirtschaft und der Aufbau von gemeinsamen Strukturen. Ohne unsere Projekte entsteht wenig Kontakt zwischen den verschiedenen Chefferien, die bei unserem derzeit größten Projekt immerhin die Fläche eines deutschen Regierungsbezirks umfassen.
Zuletzt war ich Ende Januar bis Anfang März im Kongo. Auf der Internetseite von Lernen-Helfen-Leben berichte ich aus den Projekten. Nicht alle benötigten finanzielle Unterstützung von LHL, manchmal genügte Beratung.
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