Kongolesische Regierung stoppt Holzkohleproduktion im Businga-Wald

Über Whatsapp erhielten wir am 20.1. folgende Mitteilung von unserem Projektpartner in Businga:

Ich möchte Ihnen mit großem Bedauern mitteilen, dass die Umweltbehörde in Komplizenschaft mit dem Umweltbeauftragten von Nyangezi dabei ist, die Bäume zu fällen, die wir in Businga gepflanzt hatten. In diesem Moment, in dem ich Ihnen schreibe, wird im Bereich 3 unseres Naturschutzgebietes ein Holzkohlenmeiler installiert. Ich habe per Telefon alles getan, um diese « Umweltschützer » anzuflehen, diese frevlerische Zerstörung zu stoppen, aber ohne Erfolg. Ich habe sogar erfahren, dass sie das Militär zum Fällen der Bäume eingesetzt haben...den Bezirksvorsteher von Ibambiro, die Zivilgesellschaft von Ibambiro, ich habe sie ohne Erfolg kontaktiert. Diejenigen, die einen Weg haben, uns zu helfen, dies zu stoppen, bitte helfen Sie uns.“

Wir haben versucht weitere Informationen zu bekommen. Dies waren zunächst einige Photos, die wegen der Bewachung durch das Militär nicht einfach zu bekommen waren.

Dann entschlossen wir uns folgenden Brief an die kongolesische Umweltministerin in Kinshasa und den dortigen Innenminister (zuständige für die Provinzgouverneure) zu senden, mit Kopie an die deutsche Botschaft und an einige Rundfunkstationen (die franz. Version im Download) :

Deutsche Version Businga-Brief vom 30. Januar:

Am 20. Januar 2022, bekamen wir die Mitteilung von unserer Partnerorganisation GEAPD-Nyangezi, dass der mühsam rehabilitierte und wiederaufgeforstete Businga-Wald von der Forstabteilung des Umweltministeriums der Provinz Südkivu zur Rodung zugunsten von Holzkohle freigegeben wurde, die inzwischen unter militärischer Bewachung zugange ist.

Wir haben allein in dieses Projekt in den letzten 10 Jahren für Rehabilitation, Wiederaufforstung und Buschbrandbekämpfung über 220.000$ investiert. Davon kamen rund 180.000 Dollar vom deutschen Entwicklungshilfeministerium und 42.000$ von Spendern in Deutschland. Ein Teil der Fläche ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Der Naturwald war mit großer Biodiversität zurückgekehrt, auch die Quellen brachten wieder regelmäßiger Wasser zu dem darunter liegenden Dorf. Für die lokale Bevölkerung ist die Nutzung der NTFP (Non Timber Forest Products) derzeit wichtiger als die Nutzung des Holzes.

Wir sind erschrocken zu hören, dass inzwischen Köhler unter Bewachung von Militärs dabei sind, diesen Wald wieder abzuholzen nur zur Produktion von Holzkohle. Wir bitten Sie eindringlich dafür zu sorgen, dass dieser Frevel sofort beendet wird, damit der rehabilitierte Busingawald erhalten bleibt. Unsere Partnerorganisation GEAPD hat vom kongolesischen Staat die Pacht der Fläche bis 2040 zugesprochen erhalten. Dieser Pachtvertrag wird derzeit grob verletzt. Wir fordern Sie auf, dafür zu sorgen, dass dieser Vertrag eingehalten wird.

In Zeiten des Klimawandels, der Knappheit von Wasser und der natürlichen Ressourcen ist ein Kahlschlag des Waldes fatal. Eine Wiederherstellung durch Aufforstung und Renaturierung würde diesmal sicherlich nicht innerhalb von zehn Jahren gelingen, sondern eine Wüstensituation für die nächsten 50 Jahre bedeuten. Die Investition, die es benötigen wird, um den Wald wiederherzustellen steht in keinem Verhältnis zu dem kurzfristigen Gewinn der Holzkohle, wenn sie überhaupt realisierbar ist.

Der Busingawald ist in den letzten Jahren entlang der Nationalstraße nach Kamanyola/Uvira wieder zurückgekehrt und von der Bevölkerung in der Trockenzeit jedes Jahr gegen Brandstiftung geschützt worden. Der Busingawald existierte als Naturwald bis ungefähr 1995 und reichte bis hinunter ins Ruzizital und zur Grenze zu Ruanda. Nach dem Völkermord in Ihrem Nachbarland kamen Tausende, Millionen Flüchtlinge in den Kongo, die Feuerholz benötigten und diesen Wald abholzten. Vor ungefähr 10 Jahren begannen staatliche Stellen dankenswerterweise die Rehabilitierung und Wiederaufforstung zu organisieren in Zusammenarbeit mit der deutschen GIZ. Ziel der Bemühung unserer Partnerorganisation und von LHL war, den kongolesischen Staat bei seinen Bemühungen zur Wiederaufforstung zu unterstützten. Deswegen müssen wir jetzt fordern, dass die staatlichen Stellen ihre vertraglichen Verpflichtungen mindestens bis 2040 beachten und einhalten.

Eine forstwirtschaftliche Bewirtschaftung des Busingawaldes ist mittelfristig sehr sinnvoll, d.h. selektives Einschlagen, kein Kahlschlag. Eigentlich war vorgesehen, dass diese Nutzung während der Pachtzeit zunächst der lokalen Bevölkerung zugute kommen sollte. Unsere jahrelangen Bemühungen in allen bisher 10 Forstprojekten im Südkivu war der Transfer von forstwirtschaftlicher Kompetenz. Unsere Bemühung, die Forstausbildung zu fördern, konnte wegen Covid-19 nicht fortgesetzt werden. Leider fanden wir noch keine ausgebildeten Förster in den Wäldern in der gesamten Region. Somit wäre sehr viel wichtiger forstfachliche und forstwirtschaftliche Bemühungen weiterhin zu fördern und damit auch die Produktion von Feuerholz durch selektives Einschlagen ohne Waldzerstörung. Hinzufügen möchten wir, dass wir ergänzend holzsparende Öfen eingeführt hatten, um den Feuerholzverbrauch zu reduzieren.

 

Schon zwei Tage später kamen von unserem Partner zwei wichtige Mitteilungen.

  • Erstens: Alle Radiostationen im Südkivu würden über das Problem sprechen (wir hatten den Brief an Radio Mandeleo und Radio Kamanyola geschickt).
  • Zweitens kam die entscheidende Mitteilung aus Kinshasa: Der zuständige Beamte in Bukavu wurde von der nationalen Umweltministerin angewiesen, unsere Partnerorganisation wieder in ihre Rechte einzusetzen.

Dies veranlasste uns der Umweltministerin in Kinshasa am 9. Februar 2022 einen Dankesbrief zu schreiben, der ebenfalls an die Deutsche Botschaft und die beiden schon genannten Rundfunkstation ging.

Darin schrieben wir:

Wir hatten Sie mit unserem Brief vom 30. Januar über den Schutz des Businga-Waldes in Süd-Kivu alarmiert. Bei dieser Gelegenheit möchten wir Ihnen herzlich für Ihr schnelles Eingreifen danken, denn der zuständige Mitarbeiter des Umweltministeriums in Bukavu war angewiesen worden, die Abholzung zu stoppen und unsere Partnerorganisation GEAPD wieder in ihre Rechte einzusetzen.

Wir sind lediglich etwas verwundert, dass einer der für diese Abholzung verantwortlichen Mitarbeiter von Nyangezi nach Bukavu versetzt wurde, was offenbar eine Beförderung darstellt. Eigentlich hätte unsere Partnerorganisation ein Recht auf Schadenersatz.

Wir danken Ihnen und Ihrem Ministerium dennoch dafür, dass Sie sich für Recht und Gerechtigkeit einsetzen, um den Rest des geschützten Businga-Waldes zu erhalten.

Es wird für Sie interessant sein zu erfahren, dass wir in den letzten zehn Jahren Tausende junger "Marafiki wa Mazingira" in Businga und zehn weiteren Orten in Süd-Kivu ausbilden konnten. Derzeit gibt es Gruppen von etwa 500 Kindern und Jugendlichen, die sich für die Aufforstung und den Naturschutz engagieren. Diese Gruppen wurden im Oktober letzten Jahres zu den nationalen Gewinnern des Energy Globe für den Kongo ernannt, was die Jugendlichen natürlich sehr ermutigt hat.

Wir danken Ihnen nocheinmal, dass Sie so prompt auf unsere Anfrage geantwortet haben. Wir verbleiben mit freundlichen Grüßen, Exzellenz Frau Umweltministerin...

Hier klicken für einige weitere Hintergrundinformationen zum Businga-Wald

Hier ein Filmclip via Facebook über die Situation:

 

Hier ein zweiter Filmclip, veröffentlicht bei Facebook von dem Problem in Businga: