Kenia-Brief Dezember 2019

Liebe Freunde und Förderer des Kenia-Projektes

Das vergangene Jahr war so ereignisreich wie kaum eines zuvor. Die Entwicklung unserer Projekte hat so rasant Fahrt aufgenommen, dass wir oft Mühe hatten Schritt zu halten. Dennoch überwiegt die Freude über jeden einzelnen Erfolg.

Im Juni kam Ingenieur Christoph Müller, ein Spezialist für den Bau und den Einsatz von Solarsystemen, nach Kiini. Er zeigte den Ausbildern an unserer Berufsfachschule, wie thermische Solaranlagen aus vorgefertigten Komponenten zusammengebaut und installiert werden. Der praktische Teil wird auch in Zukunft von unseren Mitarbeitern durchgeführt, während die Firma Moxi Power für die Vermarktung zuständig ist.

Das Solartrockner Projekt nahm im Laufe des Jahres eine erfreuliche Entwicklung. Und als ich einige großzügige Spenden für die Anschaffung einer Mühle für die getrockneten Produkte erhielt, war die Freude groß. Einige Mitglieder des MKICDO Vorstandes informierten sich und fanden ein geeignetes Modell einer „disc mill“. So konnten wir gleich nach meiner Ankunft im September den Bau in Auftrag geben.

Die Vermarktung von solargetrockneten und gemahlenen Produkten wie z.B. Cassava, Kürbissen und Bananen soll einen Mehrwert schaffen und Frauen in der Region ein Einkommen geben. Das ist eines der Ziele unserer Mount Kenya Integrated Community Development Organisation. Interessierte Gruppen sollen Kooperativen gründen, die Produkte anbauen, ernten und trocknen. MKICDO übernimmt die Weiterverarbeitung und die Vermarktung sowie die Schulung der beteiligten Frauen (und Männer). Die Grundlagen der Zusammenarbeit werden vertraglich geregelt.

Mugo hatte schon vor meiner Ankunft einige Gruppen in der Region kontaktiert. Um unserem Anliegen mehr Gewicht zu verleihen, wurde die Mobilisierung mit Hilfe der örtlichen Chiefs durchgeführt. Das half auch beim Abbau von Vorbehalten in einigen Gruppen, die schlechte Erfahrungen mit „Hilfsorganisationen“ gemacht hatten.

An unseren Werbeveranstaltungen nahmen verschiedene Mitglieder unserer NGO teil. Eine wichtige Persönlichkeit war Euridice Gatwiri, die die Teilnehmer redegewandt und voller Elan von den gesundheitlichen Vorzügen solargetrockneter Produkte überzeugen konnte. Auch Energie sparende Kocher, Passivkocher (fireless basket cookers) und Solarboxkocher führte sie vor. Unterstützt wurde sie von Newton Ntwiga, der viele Jahre als Leiter einer Kaffee-Kooperative gearbeitet hatte und seine Erfahrung nun in diesem Projekt einbringen konnte. Die Veranstaltungen fanden in verschiedenen Gegenden des Tharaka Nithi Countys statt. Zu jedem Treffen kamen bis zu 50 Vertreter verschiedener Organisationen. Unsere Idee wurde recht positiv aufgenommen. Und so war der erste Schritt zur zukünftigen Zusammenarbeit getan. Als Anfang Oktober die Regenzeit einsetzte, verschoben wir die noch geplanten Besuche. Die Frauen mussten in der nächsten Zeit zum Pflanzen auf ihre Felder.

Einige Gruppen bauen für uns schon Gemüse an – ohne den Einsatz von Kunstdüngern und Spritzmitteln! Es wird dann von Gatwiri und ihren Mitarbeiterinnen weiterverarbeitet.

Im Oktober bekamen wir Besuch aus Deutschland. Bärbel Höhn – ehemaliges Mitglied des Deutschen Bundestages – kam als Energiebeauftragte des BMZ für Afrika nach Kiini. Sie wurde begleitet von Dorothea Otremba von der giz. Im Rahmen einer Rundreise in mehrere afrikanische Länder besuchten sie Projekte mit dem Schwerpunkt Erneuerbare Energien. Mit großem Interesse ließen sie sich die verschiedenen Ausbildungsbereiche unserer Schule zeigen. Die Vorführungen von Auszubildenden und Mitarbeitern hinterließen einen sehr positiven Eindruck bei unseren Besucherinnen.

In den vergangenen Monaten war auch die neue Regierung des Bezirks Tharaka Nithi auf die Aktivitäten des Kiini Instituts aufmerksam geworden. Nach einem Treffen mit County Governor Muthomi Njuki wollte dieser sich selbst ein Bild von unserer Einrichtung machen. Kurzentschlossen kündigte er sein Kommen an. Und in den folgenden Tagen stand das ganze Institut Kopf mit den Vorbereitungen auf den Besuch des wichtigen Gastes.

    

    

Das Tharaka Nithi County nennt sich Haven of Value Addition. Der Governor war so begeistert von den Solartrocknern und den hergestellten Produkten, dass er versprach, die Verbreitung von Trocknern und die Bildung von Kooperativen zu unterstützen. Wir sind voller Hoffnung!

Christian Fenner, der zweite Vorsitzende der Lazola Initiative, begleitete mich auf meinen sechs-wöchigen Keniabesuch. Er begutachtete die noch vorhandenen Lazola Solarboxkocher und reparierte die brauchbarsten. Eigentlich sollten auch neue Lazola gebaut werden für ein Pilotprojekt im Kakuma Flüchtlingslager im heißen Nordwesten Kenias. Godfrey Mawira von der Eco-Mandate Ltd. hatte von der Organisation Solar Cookers International (SCI) einen Auftrag für 40 Kocher erhalten und an uns weitergeleitet. Von den Männern, die im Bau der Kocher ausgebildet worden waren, stand jedoch nur einer – ein gelernter Schreiner – zur Verfügung. So wurden kurzerhand ULOG Boxkocher aus Holz gebaut. Sie wurden mit dünnen Blechen verkleidet und mit gehärtetem Glas und einem Metall-reflektor versehen, um die Haltbarkeit unter den extremen Bedingungen in Kakuma zu erhöhen.

An einigen Wochenenden machten wir Ausflüge. Vom Grundstück, auf dem `mein Häuschen´ steht, hat man nicht nur einen herrlichen Blick auf den Mount Kenya. Man kann auch den steilen Hang hinunter zum Nithi Fluss gehen. (Für den Rückweg braucht man eine gute Kondition.) Unser Watchman Mutembei führte uns zu einer kleinen Grotte am Fluss. Dort holen die Leute aus der Umgebung mineralhaltiges Wasser für ihre Tiere. Einige sollen es sogar zum Kochen verwenden.  

    

Einmal fuhr ich mit Christian, Mutembei und Josephine zur Mount Kenya Forest Lodge – von Chogoria aus 25 km durch den Mt. Kenya Wald. Dort auf 2950 m Höhe ist einer der Eingänge zum Mt. Kenya Nationalpark und ein Ausgangspunkt für Wanderungen zum 5000 m hohen Gipfel Point Lenana.

Nach meiner Heimreise begannen in Kiini Bauarbeiten zur Erweiterung des Schulgebäudes. Das BMZ hatte uns einen Zuschuss gegeben. Und so konnte es zu Beginn der unterrichtsfreien Zeit im November losgehen.

Im November kam noch eine weitere Gruppe Food Science Studenten von der Kenyatta Universität in Nairobi, um sich über `Value Addition´ zu informieren.

Das Schulgebäude ist inzwischen in die Höhe gewachsen.

Mugo arbeitet unermüdlich für das Kiini Institut und die Projekte unserer Organisation. Er hat ein gutes Team an Mitarbeitern, die ihn unterstützen, aber die Hauptverantwortung liegt auf seinen Schultern und ist schwer zu tragen. Im Januar soll es Entlastung für ihn geben. Die Schule wurde zu einer staatlichen Ausbildungseinrichtung ernannt und erhält einen qualifizierten Schulleiter, der von der nationalen Regierung bezahlt wird. Auch die Anstellung staatlich finanzierter Ausbilder wurde in Aussicht gestellt und beantragt. Leider wird die Bezahlung der von uns angestellten Ausbilder – die wir auf jeden Fall behalten wollen - nicht von der Regierung übernommen. Somit sind wir weiterhin auf finanzielle Unterstützung angewiesen, bis wir endlich `über den Berg´ sind und die laufenden Kosten durch regelmäßige Einnahmen abgedeckt werden können.

Im Namen all meiner Mitstreiter in Kenia und Deutschland möchte ich mich ganz herzlich bei denen bedanken, die uns in den vergangenen Jahren unterstützt haben. Eure Anteilnahme und eure großzügigen Spenden haben uns immer wieder Mut gemacht und die Mittel zum Durchhalten gegeben.

Wir würden uns freuen, wenn ihr uns weiterhin helft, den Ausbildungsbetrieb aufrecht zu erhalten, Auszubildende zu sponsern und das Solartrocknerprojekt fortzusetzen.

 Wir sind dankbar für jeden Beitrag.

Eine schöne Weihnachtszeit und gutes Jahr 2020 wünscht euch

Ingelore Kahrens

 

Spenden könnt ihr auf unser Keniakonto: Lernen-Helfen-Leben e.V.  IBAN: DE48 2806 4179 0135 8758 11

                                                                           bei der Volksbank Vechta