Bus-Odyssee erfolgreich beendet

Eine Odyssee ist mit dem gestrigen Tag zuende gegangen und wir werden diesen 12. Oktober 2020 im Kalender ankreuzen. Begonnen hat es im Jan. 2019 dass wir unseren Renault Kleinbus abgemeldet hatten und nicht so Recht wußten wohin damit. Aber dann berichtete Yahaya über den Mercedes-Transporter, der nach einem unverschuldeten Unfall gewisse Anzeichen von Schwäche zeigte und keine größeren Strecken damit mehr bewältigt wurden. Das war das Signal, dass zur Verstärkung der Bus von Renault seinen Standort wechseln sollte, statt Tiefgarage in Düsseldorf zukünftig ein offener verstaubter Parkplatz in der Sahara. Ein paar Verbesserungen wurden angebracht, eine zweite Sitzbank eingebaut, vier weitere Ersatzreifen hinzugekauft, eine Anhängerkupplung montiert und dann mußte Udo den Bus nach Hildesheim überführen. Dort haben unsere Freunde von adw (arbeit und dritte welt) ihre Werkstatt und dort ließen wir den Bus abmelden, ein kleiner Container wurde bestellt und das war dann für längere Zeit seine Garage. adw hat gute Kontakte zu einer erfahrenen Spedition die sich bereit erklärte, auch einen Transport in solch ein unsicheres Land durchzuführen, unsicher weil man weder die Kosten kalkulieren noch etwas über die Dauer der Passage sagen konnte, ganz zu schweigen von den weiteren Kosten wie Zoll oder Hafengebühren.

Am 8. März legte das Containerschiff in Hamburg ab und am 3.April 2020 erreichte das esTincan Island, den Hafen von Lagos. Inzwischen war Corona ausgebrochen und damit stellte das Land vorübergehend die Arbeit ein. Abgeladen wurde zwar noch der Container, aber ab diesem Zeitpunkt ging die Abfertigung nur noch sehr schleppend voran. Ein besonderes Kapitel stellt das Formularwesen dar, insbesondere die Containerpapiere, die in der Regel aus der Packliste und dem Bill of Lading (Frachtbrief) bestehen. Hinzu kommem spezielle landesspezifische Papiere, im Falle von Nigeria ist es das Form M, welches In Nigeria beantragt werden muss und bei der deutschen Spedition spätestens bei der Abfahrt des Containers vorzulegen ist. Wenn der Zoll seine Arbeit nach Vorschrift durchführt müßte für Maschinen und Geräte eine SONCAP-Zertifizierung vorgelegt werden (entspr. dem EN-Zertifikat der EU). Zum Glück blieben wir davon verschont, denn weder für den Akkuschrauber, den Generator noch den Kocher verlangte der Zoll ein Zertifikat des Herstellers.

Es wäre alles so einfach, wenn Nigerias Zollbehörde nicht seit Jahren versuchen würde, das Zollverfahren zu digitalisieren. Man ist dabei, aber nicht alle Teilnehmer verfügen über einen Zugang oder sind geschult im Umgang. Und weil jetzt auch die Banken zwischen dem Importeur und dem Zoll in das Geschäft eingebunden sind macht die Sache nicht einfacher. Es ist ja nicht nur eine Bank, sondern zuerst ist es die ortsansässige Geschäftsbank, die aber nur über ihre Hauptbank in Lagos handlungsfähig ist. Damit Yahaya nicht ständig nach Lagos fahren muss hat er dort seinen Agenten zu sitzen, der für ihn weitgehend handlungsbefugt ist. Natürlich kommt uns immer einer der vielen Feiertage dazwischen, die es reichlich in Nigeria gibt. Die längste Pause wird durch das muslimische Opferfest verursacht bzw. durch die vorgeschaltete Pilgerfahrt für diejenigen Muslime, die sich das finanziell leisten können. Natürlich hat unser Bus auch den 1. Okt. den Nationalfeiertag in seinem Container verbracht und da er dieses Jahr auf einen Donnerstag fiel blieben nur der Montag und Dienstag als Arbeitstage, am Mittwoch bereitet man sich vor und am Freitag ruht man sich aus, eine Regel, die bei vielen Feiertagen angewendet wird.

Die Fahrt von Lagos nach Kaduna führte über Abuja, weil der Lastwagenfahrer zwei der kleinen Container Huckepack nahm und nach der Zwischenstation Abuja erreichte er am Montag in aller Frühe unsere Farm. Da er sich telefonisch angemeldet hatte stand Yahaya mit seinen Männern zum Empfang bereit, ebenso wie zwei Autokräne, die den Container abluden. Und dann ging alles ganz schnell, denn man war gespannt, wie der neue Mannschaftswagen aussah. Das Herausmanövrieren war schnell erledigt und dann eine Ehrenrunde auf dem Farmgelände, soweit das bei dem aufgeweichten Boden möglich war (man muss dazu wissen, dass es seit Anfang august fast durchgehend geregnet hat und das Wasser stellenweise schon nicht mehr ablaufen konnte). Aber alles verlief zur vollen Zufriedenheit und jetzt noch ein letzter Gang zur Stadtverwaltung, wo der bus angemeldet werden muss und ein Nummernschild erhält, dann darf er auch auf Nigerias staubige Strassen.

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