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Aufklärungsarbeit über Pestizideinsatz in der Baumwollproduktion
Burkina Fasos Wirtschaft ist abhängig von der Produktion von Baumwolle für den Weltmarkt. Unglücklicherweise benötigt diese Massenproduktion große Mengen an Pestiziden, was sowohl die Natur als auch die Bevölkerung zu spüren bekommt. Viele Tiere, z.B. Insekten und Fische werden dadurch vernichtet und die Gesundheit von Kindern und Erwachsenen angegriffen. Eine schlimme Folge sind auch vermehrte Fehlbildungen bei Neugeborenen. Aufklärungskampagnen sind rar. Doch im Südosten des Landes wurde eine Kampagne mit der Unterstützung von der Organisation MAIA (bedeutet Menschlichkeit in der Sprache Bambara) im Mai/Juni 2017 durchgeführt.
Im März 2017 traf ich Aminata Diallo, die Leiterin des Vereins MAIA. Seit vielen Jahren unterstützt LHL1 diese Organisation in Bobo Dioulasso bei der Verbesserung der Situation von jungen Mädchen und Frauen. Insbesondere die schulische Bildung und Aufklärungsaktivitäten, die zu einem selbständiges Leben beitragen, stehen hierbei im Fokus. So kamen wir auf das Thema Vergiftung durch Pestizide zu sprechen. Aminata hatte einen Film über Montsanto gesehn und ich das Buch von Marie Monique Robin über den diesen multinationalen Konzern gelesen2.
Gemeinsam waren uns die Bilder von den Unmengen an Pestiziden und Dünger diverser Herkunft, die auf dem Markt in Bobo Dioulasso zu kaufen sind, und das Wissen, dass der Baumwollanbau in Burkina, der auch in der Gegend von Bobo Dioulasso betrieben wird, ein hohes Maß an Pestiziden und Dünger verlangt3. Auch beim Gemüseanbau werden diverse Pestizide verwendet und ein Deutschlehrer aus Bobo stellt fest, dass das Gemüse manchmal seltsam schmeckt. Ganz zu schweigen von den regelmäßigen furchtbaren Unfällen, wenn chemische Substanzen mit Mehl verwechselt werden oder in Kinderhände geraten.
Wir vereinbarten ein Pilotprojekt um die Informationen zum Pestizid- Einsatz an den Mann und die Frau zu bringen. Noch vor Beginn der Regensaison im Juni sollte das Projekt starten.
Schließlich fand die Aufklärungskampagne Anfang Mai bis Mitte Juni statt. Insgesamt 11 Dörfer im Gebiet der Haut Bassins im Südwesten wurden in die Kampagne integriert.
Die Animateure, wie die Vermittler von Fachwissen in Burkina heißen, waren ehemalige Mitarbeiter des Landwirtschaftsministeriums. Sie kennen sich mit der Materie aus und sprechen die gleiche Sprache wie die jeweiligen Bauern und Bäuerinnen.
Mit Megafon und eindrucksvollen Bildern bewaffnet, kamen sie während der Markttage nach Bama, Péni, Klessò ,Barré, Karankasso-Sambla, Lena, Diosso, Gnafongon, Moussobadougou, Soumousso und Yiriwal.
Viele waren interessiert an dem Austausch mit den Animateuren, da sie schon wussten oder stark vermuteten, dass die Pestizide negative Auswirkungen haben. Mehr Gespräch als Vortrag, so bringen die Animateure ihr Wissen unters Volk.
Zur Sprache kamen u.a. die verschiedenen Sorten von Pestiziden, die Vor - und Nachteile des Pestizideinsatzes, die Gefahren der Verwendung von Substanzen unterschiedlicher Firmen und die Vorsichtsmaßnahmen, die beim Einsatz der Giftstoffe zu berücksichtigen sind.
Hier gebe ich einige Aussagen der Bauern und Bäuerinnen wieder, die der Animateur Diakaria Sanou in seinem Bericht notiert hat.
- Wir haben ein massives Sterben von Fröschen und Kröten beobachtet, obwohl diese ja bei der Bekämpfung von Schädlingen eine wichtige Rolle spielen. Auch die Bienen haben stark abgenommen.
- Viele bekommen immer wieder Kopfweh nach dem Beginn der Besprühung der Baumwollpflanzen mit den Pestiziden, aufgrund fehlender Schutzmaßnahmen wie Anzug und Maske. *
- Es sind neue Krankheiten und Missbildungen bei Neugeborenen aufgetaucht, deren Ursachen unbekannt sind. Wahrscheinlich hängen diese mit dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zusammen.
- Unsere Teiche und Sümpfe werden durch die Abflüsse aus den Pflanzungen vergiftet und die Fische sterben.
- Die Verwendung von natürlichen Substanzen ist viel besser, weil wir dann gesunde Produkte, zum Beispiel Gemüse, bekommen und die Umwelt nicht verschmutzen.
- Unser Vieh wird manchmal vergiftet, wenn es Pflanzen frisst, die mit Herbiziden behandelt worden sind.
- Der Verzehr der behandelten Gemüsesorten führt manchmal zu Vergiftungserscheinungen bei den Konsumenten und sogar manchmal zum Tod.
Die Resonanz auf die Informationsveranstaltungen war sehr positiv, viele Bauern und Bäuerinnen waren sehr froh, teilgenommen zu haben und fühlen sich jetzt besser informiert. Laut dem Bericht von Herrn Sanou wurde der Besuch der Koordinatorin, Mme Diarra/Sanou mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen.
Wir planen 2018 wieder eine Informationskampagne und eventuell einen Besuch von Dörfern, wo die Baumwolle ohne Giftstoffe angebaut wird. Um eine Vorstellung vom Preis dieser Kampagne zu geben: Für den Besuch von 11 Dörfern haben wir 2 000 Euro ausgegeben.
Monika Sanou (Projektunterstützung MAIA in Bobo Dioulasso)
1 Der Kontakt kam zustande durch Monika Sanou, ein langjähriges Mitglied von LHL, die einige Jahre in Bobo Dioulasso gelebt hat und bei dieser Organisation mitgearbeitet hat.
2 Maire-Monique Robin: Mit Gift und Genen. Wie der Bio-Konzern Monsanto unsere Welt verändert. DVA München 2009
3 Baumwolle ist weltweit die Nutzpflanze, die für den kommerziellen Anbau am meisten Pestizide benötigt. Natürlich kann man auch Bio Baumwolle anbauen, aber das braucht viel Wissen und ist nicht im Interesse von SOFITEX, der staatlichen burkinischen Baumwollgesellschaft. In Syrien hat man sich vor Jahren entschlossen, ohne Chemikalien anzubauen und es scheint zu funktionieren.
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