Bericht zum Workshop AfriShiners in Kampala, Uganda, 21.-23. Juni 2018

Dank von zwei großzügigen Spenden wurde der Workshop in Kampala von LHL-Vorstandsmitglied Bernhard Müller, Eschborn, organisiert und durchgeführt. Die Maßgaben waren vor allem, eine Werkstatt derart auszurüsten, dass sie künftig mit der Produktion von sauber verbrennenden Kochern selbständig fortfahren kann. Aufgabe des Seminars war "saubere Energie für Basisarbeiter" zu vermitteln.

Das Hauptproblem der Werkstatt, nämlich eine Lochstanze, erwies sich als gelöst: eine Lochstanze wurde Awamu Biomass Energy kurz zuvor von dem amerikanischen Forscher Dr. Paul Anderson zur Verfügung gestellt. Die Stanzstempel und -formen können in Uganda hergestellt werden, falls dies einmal erforderlich werden sollte.

Der Workshop wurde exakt nach Plan durchgeführt. Gleich zum Anfang entstand ein großes Hindernis: das gebuchte Grand Global Hotel wollte von der Vereinbarung nichts mehr wissen und wartete mit verdoppelten Kosten für Unterbringung und Seminarräume auf. Nach kurzer Verhandlung wurde alles auf das Hotel J-Frigh in der Nanfumbambi Road umgebucht und alle Teilnehmer informiert, nachdem mit der Verkaufsleiterin zäh um Preise und Platz verhandelt wurde. Letztendlich erwies sich dieses Hotel als besser, nicht nur wegen der günstigeren Preise; die Lage gestattete kürzere Wege.

Teilnehmer, die Präsentatoren waren, wurden im J-Frigh Hotel untergebracht. Alle anderen Teilnehmer durften in der Pension Better Foundation Acommodation übernachten. Die Übernachtungskosten dort beliefen sich auf € 7,00 pro Person. Das Frühstück wurde von der Spenglerin und Co-Präsentatorin Esther Nattabi herantransportiert und zubereitet, obwohl zunächst vorgesehen war, dass sich die Teilnehmer das Frühstück selbst besorgen sollten.

Um den Teilnehmern einen schnellen Verlauf zu bieten, war es nötig, meine Anreise einige Tage vor der Veranstaltung zu buchen. Dies erwies sich als richtig, denn das Besorgen der verschiedenen Materialien war sehr holprig: ein Verkäufer nach dem anderen musste mit dem Taxi angefahren werden. Jedes Mal wurde eine langwierige Verhandlung notwendig. Die Arbeiter von Awamu Biomass Energy mussten detailliert eingewiesen werden, obwohl ich aus Deutschland laser-geschnittene Bleche und ein Muster des Baba Moto Herdes mitbrachte. Insbesondere die Führung der warmen Zweitluft, die für die außerordentlich saubere Verbrennung verantwortlich ist, war den Arbeitern völlig fremd. Die Laschen für die Zweitluftzufuhr in die Verwirbelungskammer wurden zu klein geschnitten, womit sich die Arbeiter gleich eine herbe Rüge von mir einhandelten. Nach einer wiederholten Erklärung sahen sie es dann schließlich ein und brachten weitere Löcher für die Zweitluft an.

Unterdessen wurden stets weiträumige Fahrten durch Kampala unternommen, um Angebote einzuholen und Einkäufe von Werkzeug und Material zu tätigen. Ugandische Großhändler ähneln kleinen Geschäften hierzulande. Werkzeughandlungen sehen eher wie Flohmärkte aus, wenn man sie mit deutschen Verhältnissen vergleichen will. Neue und gebrauchte Geräte liegen Seite an Seite, teilweise im Freien, wo sie allmählich verrosten. Wenn man eine größere Menge Bleche haben möchte, dann muss man sie lange vorher bestellen. Auch ist die gewünschte Blechstärke nicht immer lieferbar.

Edelstahl ist nur selten auf Lager, denn es besteht wegen des hohen Preises kein Bedarf. Ugandische Konstrukteure verwenden lieber ein qualitativ geringeres Produkt, weil für Edelstahl zu viel Kapital erforderlich ist, das nicht vorhanden ist. Im vorliegenden Fall wurden deshalb 0,9mm (ga. 20) galvanisch verzinkte Stahlplatten bestellt und nach ein paar Tagen abgeholt. Gemäß Auskunft von Awamu Biomass Energy halten die Kocher dann etwa 1 1/2 Jahre bei regelmäßigem Gebrauch.

Dies ist wenig befriedigend. Leider fiel mir wegen der kurzen Zeitspanne, die mir zur Verfügung stand, nichts Besseres ein.

Eingekauft wurden dann noch große Hebel-Blechscheren, Getriebeblechscheren, Hämmer, Meißel, Stahlniete und zwei Nietzangen. Auch wurde ein Metall-Roller in Auftrag gegeben, der aber nicht rechtzeitig angeliefert wurde. Zudem ist noch ein

Sicken- und Bördelgerät bestellt worden, das bis zu meiner Abreise nicht angeliefert wurde. Lieferverzögerungen von einigen Wochen sind in Uganda normal und sind deshalb auch wesentliche Ursache der lahmenden Wirtschaft.

Nieten aus verzinktem Stahl kosten in Uganda etwa das Gleiche wie Edelstahl-Nieten in

Deutschland: UGX 400, das sind knapp € 0,10 pro Stück.

Nachdem die Mitarbeiter geschult wurden, trafen die ersten Workshop-Teilnehmer aus Südafrika, Kongo, Kenia und Uganda ein. Am Abend vor der Veranstaltung lud ich die bereits angereisten 11 Teilnehmer zu einem(!) Welcome Drink ins Hotel J-Frigh ein.

Der Verlauf des Workshops kann dem Programm entnommen werden. Alles wurde als "Hands-On" Seminar gestaltet: die Teilnehmer mussten das Blech für ihren Kocher selbst schneiden, biegen, bohren und nieten. Auf das Geschlecht wurde keine Rücksicht genommen, denn Frauen müssen auch wissen, welche Arbeit hinter dem einfach anmutenden Blechkocher steckt. Bei dieser Gelegenheit konnte ich auch feststellen, dass für die kleinen 3mm-Löcher für die Niete kein besonderes Werkzeug nötig ist, denn die Afrikaner haben eine fantastische Methode entwickelt, die nicht zu verbessern ist.

Zunächst wird ein Loch mit einem Stichel gebohrt. Danach wird das Blech umgedreht und die Grate mit einem Hammer platt geschlagen. Dann wird noch einmal der Stichel in das Loch geschlagen, bis die Niete genau sitzt. Das hält einwandfrei und es ist noch nicht einmal eine Unterlegscheibe nötig. Man lernt nie aus!

Eine willkommene Unterbrechung war die Herstellung von Holzkohle- und Biomasse- Briketts, bei der jeder - ohne Rücksicht auf Geschlecht und Ansehen - Hand anlegen und sich die Finger dreckig machen musste.

Der Kocher Baba Moto hat eine Schwachstelle, die an der falschen Handhabung der afrikanischen Köche festzumachen ist: es wird stets zu viel Holz aufgelegt. Dadurch schlagen gelegentlich Flammen aus der Tür, weil das Loch des Konzentrators und der Zweitluft-Spalt zu klein sind, um das Feuer derart großer Brennstoffmengen in den Zaum zu bekommen. In der Folge werden die vorderen Holz-Griffe so heiß, dass man sie nicht mehr anfassen kann. Außerdem verfärben sie sich dunkel. Da besteht noch Konstruktionsbedarf, bei dem mir Richard Fetzner sicher helfen wird.

Die Teilnehmer, die an einer eigenen Fertigung von Baba Moto Kochern in ihrer Gemeinde interessiert waren, erhielten große - auf DIN A2 gedruckte - Pläne. Außerdem erhielt jeder Teilnehmer ein Handbuch in englischer und französischer Sprache. Alle drei dieser auserwählten Baba Moto Interessenten gaben an, dass sie alle Werkzeuge und Teile in ihrer Region bekämen, mit Ausnahme der Nietzangen und der Niete. Die drei Personen waren: Nabahya Guillain, Uvira, Kongo; Labeya Yafes, Gulu, Norduganda und Camily Wedende, Eldoret, Westkenia. Mittlerweile wurde eine Lieferung an Labeya Yafes veranlasst und abgeschlossen. Für Camily Wedende hat sich ein amerikanischer Sponsor gefunden. Hinsichtlich der Lieferung in die Demokratische Republik Kongo besteht noch Gesprächsbedarf mit LHL Düsseldorf.

Hier muss eingefügt werden, dass Charles Muwonge aus Kyabiiri (bei Masaka) auch zu den Workshop-Teilnehmern gehörte. Ich befragte ihn, was er mit dem Werkzeug machte, das ich ihm zusammen mit einem Basic (Mantelkocher) Kocher vor 2 Jahren gespendet hatte. Seine Antwort: da in Kyabiiri keiner die Metallarbeiten ohne weitere Schulung durchführen konnte, wurde das Werkzeug einem lokalen Schreiner überlassen. Ich gab mein Missfallen deutlich zum Ausdruck und wies ihn an, nie mehr so zu verfahren, ohne mich zu benachrichtigen.

Am Abend des ersten Tages führte ich noch im Hotel J-Frigh eine PowerPoint Präsentation über das Thema Energie vor: den Teilnehmern wurde erläutert, wie Energieeffizienz berechnet und beurteilt wird, welchen negativen Einfluss feuchtes Holz auf den Verbrennungsvorgang hat, wie Solarkocher funktionieren, und und und. Das volle Programm. Die Teilnehmer wurden diesbezüglich weit über das allgemeine afrikanische Bildungsniveau gehoben. Ein abschließendes gemeinsames Abendessen krönte den Tag.

Der zweite Tag war ganz der Herstellung von Fireless Cookers (Warmhaltekörben) gewidmet. Hierbei erwies sich erneut, dass Kochen, Bleche schneiden oder Nadelarbeiten nicht geschlechtsspezifisch sind: eine Männergruppe war mit der "Frauenarbeit" schneller und stellte auch den schönsten Korb her.

Für die Warmhaltekörbe läuft schon seit vergangenem Jahr ein separates Programm von LHL. Dank dieses Programms wird die Produktion und Verbreitung am Laufen gehalten.

Kora Koch von der Organisation www.uridu.org präsentierte zwischendurch das System von Uridu, das in entlegenen und armen Regionen Afrikas alle möglichen Informationen in der jeweiligen Sprache zugänglich macht.

Mehr davon auf der zuvor genannten Homepage von Uridu. 

Die leicht ausgelaugten und teilweise lädierten Teilnehmer durften sich am dritten Tag mehr einer intensivierten Bildung widmen. Ein Besuch der Makerere-Universität und dem angeschlossenen CREEC-Institut stand auf dem Programm. Dort ist neben dem am besten ausgestatteten Solarlabor Afrikas auch ein Labor, in dem Verbrauch und Emissionen gemessen werden. Das CREEC Labor ist von der GACC zertifiziert.


Aus Zeitgründen wurde das Mittagessen nicht im Hotel eingenommen, sondern bei Awamu Biomass Energy zubereitet und hastig verschlungen. Danach wurde der gemietete Bus bestiegen, der die Teilnehmer zum JEEP Institut brachte. Dort wartete ein riesiges Programm auf die Teilnehmer, das folgende Themen beinhaltete:
• Lorena-Lehmöfen
• Solarkocher
• Solartrockner
• Karbonisierer
• Warmhaltekörbe
• Herstellung von Briketts
• etc.
Die Teilnehmer waren nach diesem dichten Programm über das von JEEP zur Verfügung gestellte Kaffeekränzchen sehr dankbar. JEEP wurde von der dänischen Organisation Folkecenter gegründet und gefördert und bekommt zur Zeit auch Unterstützung von der deutschen NGO Artefact, Glücksburg.

Arg erschlafft fanden sich die Teilnehmer danach im Hotel J-Frigh ein, um meiner Präsentation über das solare Trocknen, unter anderem dem Herstellen von Fruchtleder und anderer Konservierungsmaßnahmen, zu folgen. Zu meiner Verwunderung waren alle noch hellwach, kein Auge war geschlossen.

Ein gemeinsames Abendessen schloss den letzten Tag ab. Die Teilnehmer waren voll des Lobes über den "besten Workshop aller Zeiten". Insbesondere die "Hands-On" Führung verzückte die Teilnehmer. Dies machte mich besonders stolz, weil alle schon an deutlich höherwertigen Konferenzen teilgenommen hatten, u.a. von Solar Cookers International, GIZ, GACC, ISES, SNV, Norad, REDD+, etc. Ich habe es mir auch nicht leicht gemacht und stets versucht, alles Schlechte zu vermeiden und neue Aspekte zu setzen, wobei ich stets das sorgfältige Verwalten der Spenden im Auge behielt. Falls LHL weitere Spenden bekommen sollte, habe ich schon zukünftige Workshops in Gedanken vorbereitet.

Es wurde auch ein Umfrageformular ausgegeben. Wer daran interessiert ist, kann bei mir die Ergebnisse anfordern.

gez. Bernhard S. Müller, alias Baba Moto