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Ein Solartrockner für die Witwen und Waisen von Orongo, Kenia
Vom 30. Juni bis zum 5. Juli 2019 unterbrach LHL-Mitglied Bernhard Müller - ein Solar-Experte seit den 1990er Jahren - seinen Uganda-Aufenthalt, um für einen Auftrag nach Kisumu (Westkenia) zu reisen und dort für die Witwen und Waisen von Orongo einen modernen Solartrockner in Tunnel-Bauweise zu installieren. Begleitet wurde er von der Allround-Expertin Esther Nattabi von der Giving Hope Foundation aus Kampala (Uganda), die ihrerseits schon seit Jahren die LHL-Lehrgänge für die Herstellung von Isolierkörben (Fireless Cookers) in Uganda leitet und zudem auch ein Mitglied des Netzwerks AfriShiners ist.
Müller und Nattabi wurden durch die Organisatoren der NGO "Orongo Widows and Orphans" und zwei gut vorbereiteten Schreinern begrüßt, die sogleich an die Arbeit gingen.
Bereits am zweiten Tag wurde der Trockner nahezu fertig gestellt woran die teilnehmenden Frauen einen hohen Anteil hatten. Gemäß Müllers Vorstellungen ist der Begriff "Women Empowerment" nicht nur ein leerer Begriff, sondern der Wunsch, die Frauen auf ein besonders hohes Niveau zu heben. Dies bedeutet, dass die Frauen sämtliche Arbeiten der Männer verstehen und auch durchführen müssen.
Zum Erstaunen und zur Freude aller hatte Müller eine kleine Zugabe im Gepäck: eine USB-Schnittstelle mit der ein Mobiltelefon während der Arbeit am Trockner aufgeladen werden kann. Während der Installation wurden allen Teilnehmern die technischen Details erläutert: Volt, Watt, Ampère, Kabel, Kurzschluss, Sperrdiode, Spannungsfall, Verpolung, Volumenstrom und und und. Selbstverständlich auch den Frauen!
Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie die zwei Schreiner wurden unterdessen von der Leiterin der lokalen NGO liebevoll verpflegt. Es mangelte an nichts.
Am dritten Tag bekam der Trockner dann noch sein elegantes Finish. Alle Lücken wurden versiegelt um Energieverluste zu minimieren, Moskito-Netze wurden vor dem Ventilator angebracht und alles freiliegende Holz mit Lasur versehen. Als Untergestell dienten zunächst zwei Tische, die erst im Laufe der folgenden Tage durch ein Metallgerüst ersetzt wurden.
Ein Tunneltrockner besteht aus zwei Sektoren: zunächst aus dem mit einem schwarzen Boden versehenen Teil, in dem die Luft erwärmt wird und sich dabei ausdehnt. Dadurch wird die relative Luftfeuchtigkeit verringert. Durch den Luftstrom, der gleichzeitig von dem Ventilator erzeugt wird, wird die warme Luft förmlich durch das System gedrückt. Hierbei strömt sie wie ein Kolben durch den zweiten Sektor, in dem der Trockenvorgang stattfindet: die feuchten Partikel auf und um dem Trockengut werden erfasst und hinweg befördert. Der Vorteil: ein warmer Luftstrom sorgt für eine rasche und gleichmäßige Trocknung. Mit einer Trocknung unter freiem Himmel oder mit einer "Zirkulation" kann dies nicht bewerkstelligt werden. Ein geschlossenes System vermeidet zudem Verschmutzung jeglicher Art.
Dies wurde bei einer probeweisen Inbetriebnahme bestätigt. Es wurden Moringa und andere Heilpflanzen auf den mit Moskitonetzen bespannten Rahmen ausgebreitet. Nach eineinhalb Stunden war alles durchtrocknet und stand zur Weiterverarbeitung als natürliche Medizin bereit.
Parallel zum Bau des Trockners in Kisumu wurde von der ugandischen NGO Solar Connect Association ein baugleiches Modell in Juba, Südsudan, in Betrieb genommen.
Am Tag ihrer Abreise aus Kisumu besuchten Müller und Nattabi noch einige Forscher die am Viktoriasee gegen die Plage der Wasserhyazinthen vorgehen. Die NGO Greenbriq trocknet diese invasiven Pflanzen, karbonisiert sie und fertigt Briketts aus dem Kohlestaub. Das interessante Projekt wird wissenschaftlich von der Pennsylvania State University begleitet. Die Ergebnisse dieser Erkundung wurden nach Rückkehr dem Arbeitskreis "Wasserhyazinthen am Lake Tana in Äthiopien" zur Verfügung gestellt. Diese Expertengruppe wurde anlässlich der internationalen Konferenz der EG-Solar e.V. im April 2019 gegründet. Ihr gehören unter anderem auch die LHL-Mitglieder Ingelore Kahrens und Richard Fetzner an.
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