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Kongo: Covid-19 - „Das ist unsere Logik: Wir geben niemals auf!“
Ende Oktober wurde im Kongo eine offizielle Statistik veröffentlicht: 11.191 Covid-19-Fälle, 305 Kongolesen starben daran und 10.509 gelten als geheilt – seit März 2020. In Deutschland hat allein die Hansestadt Hamburg mit 13.356 Fällen im gleichen Zeitraum mehr Erkrankungen zu verzeichnen. Frankreich, mit ähnlich starkem „Lock down“ wie der Kongo, zählte Ende Oktober 1.327.853 Fälle. Selbst wenn man davon ausgeht, dass im Kongo eher selten getestet wird, so melden einzelne Provinzen trotzdem nur ganz vereinzelt neue Fälle die medizinisch behandelt werden müssen. Man kann davon ausgehen, dass jeweils die Umgebung sofort isoliert und in Quarantäne geschickt wird. Zumindest das funktioniert im Kongo!
Ein Teil der Gründe ist klar: Der Kongo hatte fast ein halbes Jahr Stillstand – wie Frankreich und Belgien. Hygienevorschriften gelten schon lange, seit Ausbruch der Ebola-Epidemie und vor allem der Mundschutz hat sich innerhalb kurzer Zeit fast komplett durchgesetzt. Alle Nähmaschinen wurden sozusagen in Betrieb genommen, um textilen Mundschutz herzustellen.
Ein weiterer Grund ist sicherlich, dass der überwiegende Teil der Kongolesen Kinder und Jugendliche sind, die erfahrungsgemäß einen besseren Virenschutz entwickeln. Und der dritte, wahrscheinlich wichtigste Grund: Covid-19 ist aus afrikanischer Sicht eine “Krankheit der Reichen”. Sie wurde über Flugzeuge importiert, die nur die Oberschicht nutzen und man kann gut und gerne sagen, dass zwischen Oberschicht und dem Rest der Bevölkerung im Kongo eine Art Apartheid herrscht. Kurz gesagt: Das Volk geht zu Fuß, die Oberschicht fährt Limousine.
Genau das hat diesmal ausnahmsweise das einfache Volk besser geschützt vor der Pandemie. Auch wenn das sehr viel entwickeltere Brasilien als Gegenbeispiel gilt (wo sich die Bediensteten in den Häusern der Reichen ansteckten und dadurch Covid-19 in die Favelas brachten), so wird die tropische Hitze im Kongo vermutlich dem Virus nicht so optimale Bedingungen geboten haben wie etwa die Kühlhäuser der deutschen Schweinefleischfabriken, so wie auch bei uns im Hochsommer die Zahl der Fälle zurückgegangen war.
Waren die bei den Franzosen abgekupferten Lock-Down-Maßnahmen angemessen? Wenn eine „Tagelöhner-Gesellschaft“ zu Hause sitzen muss, im Hausarrest, bricht sofort extreme Not aus. „Wir sterben an Hunger, nicht am Coronavirus“ kam per Telefon, Facebook oder Whatsapp zu uns rüber. Ganze Städte standen still, wochenlang, polizeilich überwacht, nur mit Passierschein kam man durch – obwohl lange Zeit kein einziger Corona-Fall identifiziert wurde. Fast keine Familie kann Rücklagen bilden, man lebt von der Hand in den Mund. Wer noch etwas Geld hatte, konnte einkaufen. Nur auf dem Land ging das Leben normal weiter. Und von dort dürften städtische Verwandte versorgt worden sein.
Ja, die Kongolesen sind Überlebenskünstler. Irgendwie haben sie auch das überstanden, oder, wie mir ein Freund schrieb: „Das ist unsere Logik: Wir geben niemals auf!“ Inzwischen hat sich vieles im Land schon wieder normalisiert. Die Schulen öffneten in der 2. Oktoberhälfte und damit sind andere, alltägliche Sorgen wieder eingekehrt: Viele wissen nach wie vor morgens noch nicht, ob sie abends genug zum Essen haben oder wie sie Krankheitskosten oder Schulgeld aufbringen können – mit Corona-Pandemie oder ohne. Malaria oder Diarrhoe beispielsweise sind viel verbreitetere Plagen im Kongo.
Hier gehts zum Bericht "LHL-Partner in Zeiten des Coronavirus - Dem.Rep.Kongo" vom 20.4.2020
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