Madagaskar-Kochergruppe trifft sich im FJBK

Romain ist endlich wieder nach Deutschland gekommen um hier zu allererst ein verspätetes Weihnachtsfest zu feiern. Dazu hatte er die passende Temperatur mitgebracht und ein paar cm Schnee gab es auch zu seinen Ehren. Für uns war es wichtiger sich mit ihm zu treffen und deshalb gab es gleich zwei aufeinanderfolgende Termine: der erste mit der Kochergruppe im Franz-Jürgens-Berufskolleg (darüber wird im folgenden berichtet) und gleich am Tag darauf ein Treffen mit der neuen "Hochschulgruppe" an der HD (darüber wird separat berichtet).

Im FJBK standen zwei Berichte im Vordergrund: Romain brachte uns auf den aktuellen Stand (die schönste Nachricht: es regnet und damit könnte es eine gute Ernte geben). In Andalamengoke ist die Schulkantine das TOP-Thema (in der ersten Klasse erreichen wir zeitweise 100 % Alphabetisierung, was dem Schuldirektor zu grauen Haaren verhilft) und gleich dahinter unsere Versuchsfarm, die die Schulkantine mit Maniok, Nüssen, Mais, Wassermelonen und im letzten Jahr auch erstmalig Papaya versorgt und gleichzeitig ein wichtiger Arbeitgeber ist. Die Schule profitiert nicht nur von der Essenslieferung unserer Farm sondern auch von einer großzügigen Unterstützung durch das Düsseldorfer Luisengymnasium. Der Schulbesuch wird durch die Übernahme von Schulgeld erleichtert und die Klassenräume werden renoviert und besser ausgestattet.

Überraschend und erfreulich ist die Gründung einer Frauengruppe, die jetzt, zur Überraschung der Männer, 2 ha Land bewirtschaften und sich damit eine gewisse Selbstständigkeit verschafft haben. Besonders das Gewächshaus hat ihnen gefallen, denn dadurch ist das Trocknen von Obst erstmalig möglich. Zur Einweihung des Gewächshauses waren sie eingeladen worden und hatten sogleich Bedarf angemeldet, als sie die ersten getrockneten Papayas probierten.

Sie haben aber auch sofort erkannt, was noch verbessert werden muss: bisher werden einfache Plastiktüten zum Verpacken verwendet, die mit einem Clip verschlossen werden. Auf Grund des Lufteinschlussess hält sich das Obst max. eine Woche, also muss das Paket vakuumiert werden, damit es länger gelagert werden kann. Inzwischen hat sich auch schon ein Supermarkt aus Tulear gemeldet, der die getrockneten Früchte sofort abnehmen würden, wenn die Qualität stimmt. Wenn das gelingt dann sind gleich mehrere Arbeitsplätze möglich, denn der Ernte-, der Trocknungs- und der anschließende Verarbeitungsprozess erfordert viele fleißige Hände.

Im darauf folgenden Vortrag von Julia stand das Thema "Kocher" im Vordergrund, aber hier weniger das Gerät Kocher als vielmehr der Brennstoff für den Kocher. Denn das ist unser zweites Ziel: einen Ersatz für Holz und Holzkohle zu finden. Auf dem Weg dorthin haben wir einen großen Schritt getan, denn nach mehreren Versuchen mit unterschiedlichen Brikettgrößen und verschiedenen Zusatzstoffen als Bindemittel können wir vermelden, dass mit einer bestimmten Charge der Kocher 45 min. lang genügend Hitze lieferte, um eine ordentliche Portion Reis fertig zu kochen (die anschließend auch verspeist wurde). Und das Beste: die Testreihe ist noch nicht einmal abgeschlossen. Das bisherige Ergebnis wurde mit Pellets erzielt, die etwa 5 cm Durchmesser aufweisen, die Pellets aus der neuen Presse sind 2 cm und 1 cm und wir gehen davon aus, dass diese noch besser verbrennen.

Für diese neue Versuchsreihe haben wir auch schon einen höchst interessierten Projektbegleiter gefunden: ab Mitte März wird Thomas K.für drei Monate nach Madagaskar gehen und das Thema "Biomasse" interessiert ihn. Überhaupt ist unsere Überlegung "Kocher und Brennstoff" als ein Thema zu betrachten und zu bearbeiten ziemlich ungewöhnlich, unseres Wissens nach werden diese Themen stets getrennt  behandelt. Und das ist nur ein Teil seiner Aufgaben, denn die neue Schneid- oder Häckselmaschine ist noch ein Prototyp und muss bis Mitte März ausgetestet, verpackt und abgesandt sein. Ob die Presse schon ausgereift ist muss noch festgestellt werden, denn noch wissen wir nicht, ob auf das Maniok als Bindemittel verzichtet werden kann (was unser Ziel ist).

 

 

 

 

 

Damit ist zwar klar, dass wir einen ersten erfolgreichen Schritt geschafft haben, aber bis zum erfolgreichen Schluss bleibt noch einiges zu tun. Packen wir's also an.

 

 

 

 

 

Julia hat dann noch von einer Idee berichtet, die mindestens genauso wichtig ist wie die Kocherentwicklung selber: die Benutzer der Kocher von der Wichtigkeit zu überzeugen. Aus den bisheigen Erfahrungen wissen wir, dass, wenn diese Aufgabe nicht erfolgreich bewältigt wird, auch dem besten Kocher kein Erfolg beschieden ist. Diese Erkenntnis ist unsere und zugleich in Madagaskar erkannt worden und darum gibt es eine neue Aufgabe: mit der Jugend über das Umweltproblem ihrer Heimat zu sprechen und ihnen bewusst zu machen, dass viele brisante Probleme wie 16.375 Tote durch Atemwegserkrankungen (Quelle: Global Alliance for Clean Cookstoves) oder Umweltzerstörung in unverantwortlichem Maße die Folgen von Billigkochern sind. Auf der anderen Seite stehen Jobs und Arbeitsplätze, Wohlstand und Bildung. Wir haben also eine weitere Herausforderung, die wir unbedingt annehmen müssen, denn der bisher beschrittene Weg hat noch nicht zum durchschlagenden Erfolg geführt. Mit der Jugend zu bearbeiten heißt konkret im Kindergarten anzufangen und bis in die Universitäten hinein zu wirken, so wie das AJPER, unsere madagassische Studentengruppe, bereits seit ein paar Jahren vorexerziert. Unser Start könnte in Andalamengoke erfolgen, dort existieren ein Kindergarten, zwei Grundschulen und ein College und auch das Lycee im nahen Sakaraha wäre ein potentieller Partner für dieses Programm. Das sind unsere ersten Überlegungen und der Kontakt zu AJPER besteht bereits und ein erstes Konzept liegt bereits vor (in franz. und engl., deutsch folgt). Wir werden über dieses Thema an dieser Stelle berichten.

 

 

 

Arbeitsfelder