Mehr Kocher für Madagaskar. Ein Bericht von Bernd Blaschke

Bereits 2014 hatte LHL im Rahmen des Klimablick-Projektes 25 Kocher nach Fianarantsoa gebracht und diese an Mitglieder der Beresina-Kirchengemeinde zu Testzwecken verteilt. Es handelte sich um Holzkocher und das war auch einer der Gründe, weshalb dieser Versuch nicht so erfolgreich verlief wie erhofft, denn in der Stadt wird überwiegend Holzkohle als Brennmaterial verwendet während Holz überwiegend von der ländlichen Bevölkerung bevorzugt wird. Nun werden die Kocher von Familien im Außenbezirk verwendet und für die Stadtfamilien wurde ein Plan entwickelt, Holzkohlekocher herzustellen.

Zwischen Richard F. und Willy L. liefen daraufhin die Drähte heiß um hierfür ein Konzept zu entwickeln und zwei Jahre später war es soweit: der Holzkohlekocher für Madagaskars Stadtbewohner war fertig.

Das aber war nur eines von mehreren Problemen: wer gibt uns Geld für den Bau eines Prototypen und für das Lasern von 25 Kocherblechen, wie kommen diese nach Madagaskar und funktioniert der Versuch mit 25 Familien dieses Mal besser? Das Glück steht auf der Seite der Tüchtigen und wir erhielten Unterstützung gleich von zwei Seiten: LHL konnte den Prototypen finanzieren, die Markus-Kirchengemeinde die folgenden 25 Kocher und die Fa. Loesche übernahm die gesamten Transportkosten bis nach Fianarantsoa.

Das Glück hielt noch mehr in seinem Füllhorn für unser Projekt bereit: seit Jahren arbeitet in der Markus Kirchengemeinde eine Madagaskargruppe und diese war von der Idee, Familien in ihrer Partnergemeinde einen sparsamen Kocher zur Verfügung zu stellen, sehr angetan. Und da seit längerem schon eine Reise nach Madagaskar geplant war wurde kurzerhand der Reisezweck erweitert: Neben dem Besuch beim Pastor sollte die Gemeinde in dieses Vorhaben einbezogen werden. Die 5-köpfige Reisegruppe hatte sich dann auch noch entschlossen, einen weiteren Mitfahrer aufzunehmen: Joschua der Ofentechniker. Im Franz-Jürgens-Berufskolleg hatte Joschua sich die Ofenmontage genau angeschaut und danach beschlossen, seine Kenntnisse vor Ort den madagassischen Studenten (die sich in AJPER zusammengefunden hatten) zur Verfügung zu stellen.

Mit Jürgen Gewald haben wir einen Profi Dokumentarfilmer gewinnen können, der den Montagevorgang mit seiner Videokamera aufnahm und der unter Youtube veröffentlicht wurde.

Der Versand von 23 Kochern verlief erfolgreich, 2 Tage vor Ankunft der Reisegruppe erreichte das Paket seinen Zielort und kam somit rechtzeitig an, dass Joschua direkt vom Flughafen in Tana zur Werkstatt in Fianar durchfahren konnte, um dort den madagassischen Freunden in die Geheimnisse der Kochermontage einzuweihen. Über seine Erfahrungen und Erlebnisse mit den Studenten und die Erkenntnisse bzgl. unserer Kocherqualitäten, auch im Vergleich zu traditionellen Kochern und dem weit verbreiteten ADES-Kocher, gibt es einen interessanten und lesenswerten Bericht, der in der schlichten Feststellung mündet: Unser Kocher ist der beste - aber nicht der teuerste. Mit diesem letzten Thema werden wir uns noch intensiv auseinandersetzen müssen.

Ein Höhepunkt war dann endlich die Vorstellung der Kocher an die Gemeinde. Die kleine Reisegruppe hatte ihre Madagaskartour nach 14 Tagen beendet und Joschua hatte in dieser Zeit mit d en Studenten die 23 Kocher erfolgreich zusammengebaut. Eine große Runde hatte sich - Dank der tatkräftigen Unterstützung durch den Pfarrer – im Gemeindezentrum eingefunden und 23 Familien warteten auf ihren Auftritt. Alle wussten was sie für eine Aufgabe übernehmen werden und dass sie während dieser 2–monatigen Testzeit auch Besuch von den Studenten bekommen würden, die diesen Test wissenschaftlich begleiten und auswerten sollten. Mit dem Abschlussgottesdienst verabschiedete sich auch die deutsche Delegation und der Pfarrer betonte bei der Verabschiedung, wie wichtig diese sparsamen Kocher sowohl für die einzelnen Familien sind als auch für das ganze Land, welches unter Holzmangel leidet und darüber hinaus die Umwelt extrem zerstört wird.

Einen weiteren Höhepunkt gab es dann Ende November, als die Madagaskar-Reisegruppe zu einem Madagaskartag in das Gemeindezentrum einlud. Im großen Saal hatte Michael Braun viele Exponate aus und über Madagaskar präsentiert und zwischen den Vorträgen, an denen sich alle Reisegruppenteilnehmer beteiligten, konnten die Besucher sich stärken und Gespräche mit den Reiseteilnehmern führen. Pfr. Opitz betonte in seiner Eröffnungsrede die Bedeutung dieser Reise und dass die Gemeinde mit diesem Projekt eine neue Beziehung zur Partnergemeinde hergestellt hat die weiter ausgebaut werden sollte.

Inzwischen hat sich sowohl die Markus-Madagaskargruppe Anfang Dezember als auch die Kochergruppe Mitte Dezember getroffen und Überlegungen angestellt, wie es konkret weitergehen könnte. Neu sind zwei Unterprojekte, wobei sich eines mit der Frage nach der geeigneten Biomasse befassen wird (als Ersatz für das Brennmaterial Holz), das zweite Thema untersucht die Möglichkeiten für den Bau eines institutionellen Kochers, der in Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser und besonders häufig in Restaurants benötigt werden könnte. Mitte Dezember ist auch der Abschlussbericht aus Madagaskar eingetroffen der unseren Eindruck deutlich unterstreicht: Es gibt derzeit keinen besseren Kocher, doch hat die außerordentlich hohe Qualität, die sich in langer Lebensdauer und saubere Verbrennung verdeutlicht, seinen Preis. Wir sind gespannt, ob es gelingt die Familien davon zu überzeugen, dass durch Holzeinsparung und mind. 5 Jahre Haltbarkeit der Kocher schon nach zwei Jahren sich rechnet und es sich auf jeden Fall lohnt, dafür jeden Monat etwa 2 €uro zu sparen.