Starke Geschichten von Frauen aus Burkina Faso

Wie kämpfen Frauen für eine Verbesserung ihrer Lebensumstände?

So lautete der Titel unserer Veranstaltung im »Eine Welt Haus« München am 21. Mai 2019.

Die Referentin Frau Sanou ist führendes Mitglied der Frauenorganisation MAIA und Vorsitzende von OSHO, einem Verein, der den Schulbesuch von Kindern unterstützt.

Doch zuerst ein paar Worte zu Burkina Faso, dem Land der aufrechten Menschen, wie es auf Deutsch heißt. Im Norden grenzt das Land an die Wüste, im Süden und Südwesten aber gibt es Niederschläge wie in München. Allerdings sind diese auf die Regenzeit von Mai bis Oktober begrenzt.

Der Großteil der Bevölkerung lebt noch auf dem Dorf und ist als Bauer oder Bäuerin tätig. Angebaut werden Hirse, Mais, Fonio, Bohnen, Gemüse. Für den Export Baumwolle, Sesam, Mangos. Das Fleisch der Rinder und Schafe wird in die südlichen Länder wie Togo und Elfenbeinküste exportiert. Die Gesellschaft ist patriarchal strukturiert. Traditionell gehören die Ernten den Männern und die Herden auch.

Wie in anderen afrikanische Länder auch ist die Gesellschaft in Burkina im Umbruch. In den letzten Jahren wurden viele neue Grundschulen gebaut und auch auf den Dörfern weiterführende Schulen eingerichtet. Auch die Zahl der Gesundheitszentren hat sich erhöht. Heute gehen im Südwesten des Landes 95 % der Kinder in die Grundschule.

Das Land war bis 1960 französische Kolonie und hat Französisch als Amtssprache übernommen. In der Schule wird Französisch gesprochen, im täglichen Leben werden die lokalen Sprachen verwendet.

Ich hab Frau Sanou Anfang der 2000er Jahre in Bobo Dioulasso kennengelernt als sehr engagierte Frau, die neben ihrer eigenen Tochter immer auch 4 bis 5 Kinder und Jugendliche aus dem Dorf beherbergt hat, die dann das Collège in der Stadt besuchen konnten. Frau Sanou ist eine imposante Erscheinung, die als Lehrerin weiß, wie man das Publikum unterhält. Neben ihrem Beruf ist sie Vorsitzende von OSHO, (Organisation des Orphélins scolarisées du Houet ) und Mitarbeiterin der Frauenorganisation MAIA.

MAIA wurde 1994 von Aminata Diallo, Philosophielehrerin am Collège Ouezzin Coulibaly ins Leben gerufen. Frau Diallo machte die Erfahrung, dass die Mädchen, die schon in den ersten Klassen in der Minderzahl waren, in den höheren Klassen immer weniger wurden. Sie führte eine Umfrage unter den Schülerinnen durch und begann diese zu unterstützen.

Gründe waren: unerwünschte Schwangerschaften, die geringe Bereitschaft der Eltern Geld für den Schulbesuch eines Mädchens auszugeben. Außerdem beklagten die Mädchen, die bei einer Gastfamilie in der Stadt untergebracht waren, dass sie wenig Zeit für die Hausaufgaben hätten, da sie so viel Hausarbeit verrichten müssten.

Heute ist MAIA eine große und angesehene Frauenorganisation, die in verschiedenen Bereichen aktiv ist. Frau Sanou erklärt, dass Bildung und ein eigenes Einkommen der beste Weg sind um die Gesundheit und Unabhängigkeit von Frauen zu fördern und sie dazu zu befähigen ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen. Wenn die Frau ein Einkommen hat, profitiert davon die ganze Familie.

Deshalb fördert MAIA den Schulbesuch von Mädchen und ihre Berufsausbildung. Mittlerweile gibt es hunderte Frauen und auch einige Männer die ihren Weg ins Leben gefunden haben und als Krankenschwester, Lehrerin, Ärztin, Schneiderin arbeiten oder ihren eigenen Betrieb haben und ihre Familien ernähren. Dabei wird MAIA unterstützt von Partnervereinen in Frankreich, Belgien, Deutschland und der Schweiz und arbeitet eng mit dem Kinderhilfeverein von Frau Sanou zusammen.

Am Anfang der Geschichte von MAIA steht neben der finanziellen und beratenden Unterstützung von Mädchen die Aufklärungsarbeit.

Frau Diallo hat erst in ihrere eigenen Schule und dann zusammen mit anderen Lehrerinnen Aufklärungsworkshops organisiert, wo die Jugendlichen über Sexualität und Verhütung und sexuelle übertragbare Krankheiten informiert wurden. Auch das Recht der Mädchen, über ihren eigenen Körper zu bestimmen, war immer Thema. In Rollenspielen wurde gelernt mit herausfordernden Situationen umzugehen.

Seit 2002 arbeitet MAIA zusammen mit dem Mouvement Français du Planning Familial (MFPF). In diesem Programm werden Multiplikatorinnen und Multiplikatoren aus den Dörfern und Stadtvierteln ausgebildet, die in ihrer Umgebung Gruppen von 15 bis 20 Frauen bilden, die sich 7 mal treffen und die folgenden Themen behandeln: Wie funktioniert mein Körper? Wie kann ich verhüten? Welche Krankheiten sind sexuell übertragbar und wie kann ich mich schützen? Was passiert beim Gynäkologen? Welche Rechte habe ich als Frau? Kinderehen und schädliche Traditionen.

Allein 2013/2014 wurden mehr als 1000 Jugendliche und mehrere tausend Frauen und Männer durch diese Maßnahmen erreicht.

Ein andrer Aufgabenbereich von MAIA ist die wirtschaftliche Förderung von Frauen. Dieser liegt in den Händen von Frau Sanou und sie erzählt mit großer Leidenschaft von den Projekten.

Seit 2010 finanziert MAIA Suisse die Förderung von Frauenkooperativen. Frauen aus den Dörfern können sich zu einer Gruppe zusammenschließen und bei MAIA eine Anfrage einreichen und werden dann mit Startkapital und den für ihre Aktivitäten nötigen Geräten und Werkzeugen versorgt. Dabei wird viel Wert gelegt auf eine transparente Vorgehensweise, gute Zusammenarbeit und Betriebsführung. Dazu lernen die Frauen Buchführung, werden in den lokalen Sprachen alphabetisiert und eine Konsulentin von MAIA besucht sie regelmäßig.

Die Frauenkooperativen produzieren Erdnussbutter, Karitébutter, Seife, Soumbala (lokales Gewürz), Körbe, betreiben Mühlen und kleine Molkereien.

Dieses Projekt ist ein großer Erfolg. Die Frauen haben mehr Einkommen, können sich dadurch selber besser versorgen, z. B. Medikamente bezahlen oder Verhütungsmittel. Die Ernährungssituation in der Familie verbessert sich, der Schulbesuch der Kinder kann besser gefördert werden – die Auszahlung des Gewinns der Kooperativen erfolgt immer zu Beginn des Schuljahres.

Die Frauen selber gewinnen an Selbstbewusstsein, sie erfahren, dass sie zusammen was auf die Beine stellen können. Ihre Männer sind stolz auf sie, in der Familie und im Dorf haben ihre Worte jetzt mehr Gewicht.

Die Aktivitäten der Frauenkooperativen werden von Frau Sanou mit zahlreichen Bildern illustriert und der kurze Film, der die neue Getreidemühle zeigt und das Fest, wo die tanzenden Frauen ihre Freude und ihren Dank ausdrücken, rundet den Vortrag ab.

Im Gespräch mit dem Publikum kommt auch zur Sprache, wie die Männer in die Programme miteinbezogen werden und wie Schülerpatenschaften organisiert werden. Eine langjährige Patenfamilie berichtet von ihren Erfahrungen und wir weisen darauf hin, dass in München und in Peiting/Schongau schon lange Patenvereine bestehen. Für 200 bis 300 Euro im Jahr wird für benachteiligte Kinder das Schulgeld bezahlt, das Mittagessen und die medizinische Versorgung.

Wenn Sie sich mehr für die Arbeit von Karidia Sanou interessieren, können sie gerne Kontakt aufnehmen mit Monika Sanou in München:monikasanou(at)yahoo.fr