Dorfentwicklungsprojekt IV + Aufforstung
Die Insel Madagaskar gehört zu den ärmsten Ländern der Erde. Laut dem Human Development Report der Vereinten Nationen von 2015 wird Madagaskar derzeit – und in ähnlicher Weise wie seit Jahrzehnten – auf Rang 154 (von 188 Ländern) eingestuft. Das Bruttosozialprodukt der Bevölkerung von ca. 23 Millionen wurde von der gleichen Quelle auf 453 $/Kopf geschätzt (Deutschland zum Vergleich: 47.774 $/Kopf im Jahre 2014), mit sinkenden Tendenzen. 93% der Bevölkerung arbeiten für weniger als 2$/Tag, so dass es nicht verwundert, dass auch mehr als 22% der 5 bis 14jährigen Kindern arbeiten müssen. Annährend 50% der unter fünfjährigen leiden unter Mangelernährung.
Für den Süden Madagaskars treffen diese skizzierten, durchschnittlich bereits sehr belastenden Aspekte in einem nochmals erhöhten Maße zu. Durch lang anhaltende Trockenzeiten ist Wassermangel ein zentrales Thema, mit enormen Folgeproblemen für die Landwirtschaft und die menschliche Gesundheit. Darüber hinaus ist diese Region vergleichsweise isoliert. In den vergangenen Jahren war die Situation teilweise derartig katastrophal, dass die relativ wohlhabende Bevölkerung im Zentrum und Nordosten Madagaskars Sammelaktionen in Zeiten besonderer Engpässe startete. Die Bevölkerung ist vielfach abgeschnitten und ist sich weitgehend selbst überlassen.
Im Fokus des Projekts steht dabei das Dorf Andalamengoke im südwestlichen Madagaskar, gelegen an der einzigen Straßenverbindung zwischen der Hauptstadt Antananarivo und der Hafenstadt Tuléar sowie am Rande des Nationalparks (NP) Zombitse. Entsprechend der aufgezeigten problematischen Gesamtsituation zielt das Projekt darauf ab, die basalen Lebensbedingungen der Einwohner zu verbessern. Auf den Grundlagen einer bereits ca. 10 Jahre dauernden Zusammenarbeit sollen im Rahmen der ruralen Entwicklung unter dem Stichwort „Dorfentwicklung“ jetzt ein Bündel aufeinander abgestimmter Maßnahmen realisiert werden: Im Mittelpunkt steht dabei die Verbesserung kleinbäuerlicher Methoden mit dem Ziel, die Gesundheit der Bevölkerung zu sichern und zu verbessern. Durch verschiedene Maßnahmen z.B. Bodenverbesserung, dem Anbau von Mischkulturen, der Diversifizierung von Nutzpflanzen, und der Optimierung des Wasserverbrauchs, die beispielhaft auf einer 3 – 4 ha großen Musterfläche erprobt und erlernt werden, kann die autonome Versorgung gestärkt werden. Der erwartete Produktüberschuss, wird – bei ausreichenden Erträgen - über das Dorf hinaus verkauft, teils auch weiterverarbeitet (z.B. zu Saft und Marmeladen) und verbessert dadurch die wirtschaftlich-finanziellen Möglichkeiten der Dorfbevölkerung.
Im Rahmen dieses Projektes werden außerdem speziell Maßnahmen zur Förderung von Frauen durchgeführt, mit dem Ziel, deren Autonomie und Eigenständigkeit im dörflichen Kontext zu stärken (z.B. durch Vorträge zur Familienplanung und Genderfragen). In Zusammenarbeit mit dem NP Zombitse soll weiterhin eine ca. 10 ha große Pufferzone innerhalb des NP aufgeforstet werden, als beispielhafter Beitrag zur Verbesserung lokaler Nachhaltigkeit und um Möglichkeiten der kontrollierten legalen Holzentnahme für den Eigenbedarf zu schaffen (z.B. Bauholz).
Alle diese Maßnahmen stehen unter dem langfristigen Leitziel der allmählichen Entwicklung des Dorfes hin zu einem Umwelt- und Bildungszentrum im Kontext des Zombitse Nationalparks mit dem langfristigen Potential, die Attraktivität des Dorfes, z.B. für Touristen zu erhöhen (sanfter Ökotourismus).
Projektziel
Das zentrale Projektziel ist es, Armut und Hunger der Dorfbevölkerung von Andalamengoke zu reduzieren, die gesundheitliche Situation durch einerseits Ernährungssicherheit und andererseits Ernährungsvielfalt zu stärken und durch weitere Maßnahmen zugleich die wirtschaftliche Situation zu verbessern. Dies wird durch die Steigerung und Stabilisierung der landwirtschaftlichen Erträge (z.B. durch Kompostierung und Agroforestry), kombiniert mit Diversifizierung durch Anbau von bislang wenig verwendeter Nutzpflanzen (Gemüse wie Bohnen, Linsen, Tomaten, Moringa und Fruchtpflanzen wie Papaya und Granatapfel) und ergänzt mit neuen Vermarktungsmethoden (z.B. Saftproduktion) erreicht. Eine drei bis vier Hektar große im Privatbesitz befindliche Musterfläche erlaubt es, die neuen Methoden beispielhaft vorzuführen und zu erlernen.
Inzwischen sind erste Maßnahmen durchgeführt worden, z.B. der Bau eines kleinen Büros und die Rodung (Gras schneiden und abtransportieren).