Weniger Armut durch Forstwirtschaft im Ostkongo
Klimaschutz durch Bäumepflanzen im Ostkongo
Seit 2008 fördert LHL Aufforstungen im Ostkongo. Die Bäume wurden in 10 Standorten gepflanzt.
Die Region entspricht ungefähr einem größeren deutschen Regierungsbezirk. Inzwischen wachsen Millionen Bäume heran.
Die Partner müssen in den nächsten Jahren "Holzernten" organisieren. Uns ist wichtig, dass sie dann keinen Kahlschlag durchführen, sondern die Wälder nachhaltig nutzen, d.h. sie holen einzelne Bäume heraus und pflanzen dafür wieder junge Bäume in diese Flächen, sodass die Wälder erhalten bleiben und trotzdem eine Forstwirtschaft möglich ist.
Tausende von Jugendlichen haben gelernt Bäume zu pflanzen, Feldfrüchte anzubauen, Gemüsegärten anzulegen und sie bekamen auf eigenen Wunsch statt Fanta "Cobayes", Meerschweinchen, inzwischen auch Hasen, die sie sich eifrig vermehren lassen. Die älteren Jugendlichen helfen in der Trockenzeit die Buschbrände zu bekämpfen, sodass inzwischen jedes Jahr weniger Verluste dadurch entstehen. Manche "bekämpfen" die Plage der Buschbrände auch mit Straßentheater, welches sie in den Dörfern aufführen. Dort, wo vorher Ignoranz vorherrschte, ist jetzt ein kritisches Bewußtsein entstanden, dass die Buschbrände schädlich sind.
Im September 2019 wurden diese Wälder vom BMZ evaluiert. Hier einige Zitate aus dem Bericht:
"Fast alle Vorhaben an allen Standorten haben ihr Ziel in vollem Umfang erreicht und oft sogar übererfüllt. Die Aufforstungsprojekte haben bei der Bevölkerung ein allgemeines Problembewußtsein zu Ökologie, Wald und Klima geschaffen und verankert. Die Motivation der Zielgruppen ist beeindruckend. Die Projektdurchführungen sind allgemein extrem kostengünstig. Die Bildungsaktivitäten für die Zielgruppen, insbesondere auch Umwelterziehung für die Schulkinder, sollten unbedingt beibehalten werden."
Unsere Herausforderung besteht darin, forstwirtschaftliches Wissen und entsprechende Methoden in eine Region zu bringen, die bisher keine Förster kannte (Wozu benötigt auch der Urwald einen Förster?) Inzwischen müssen allerdings diese restlichen "Primärwälder", wie der Fachausdruck heißt, geschützt werden.
Die Bevölkerung, vor allem die Alten, können sich noch gut an die Zeiten erinnern, als ihre Berge bewaldet waren. Damals standen da keine Eukalyptus, Zypressen, Pinus, Grevillea, Maesopsis.... (alles Exoten, die irgendwann einmal in der kolonialen "Neuzeit" als schnellwachsende Bäume aus Australien oder Südamerika eingeführt wurden.) Im kongolesischen Bergwald wachsen mehr als 800 verschiedene Baumartken... Doch damit wurde bisher leider nirgends aufgeforstet. Unsere Partner wollen dies ändern. Obwohl auf den kahlen Flächen durch Erosion viel Mutterboden schon in die Flüsse geschwemmt und Richtung Atlantischen Ozean verschwand, kommt dort, wo unsere "Exoten" stehen, schon wieder Mutterboden zurück und allmählich werden diese Flächen mit einheimischen Bäumen durchmischt. Unsere Partner haben schon den kongolesischen Eukalyptus und die kongolesische Kiefer (Pinus) identifiziert und sind dabei, diese in ihren Baumschulen zu vermehren.
Wir benötigen für die Weiterführung dieser Aufgaben dringend weitere Spenden. Im Moment bekommen wir noch eine Förderung vom deutschen Entwicklungshilfeministerium, aber auch dieses fordert Eigenmittel durch Spenden. So bitten wir Sie ganz herzlich, Ihre Spende zum Klimaschutz für das Bäume pflanzen unserer Partner im Ostkongo zu geben.
Spendenkonto DE70 2806 4179 0135 8758 03 bei der Volksbank Vechta, BIC GENODEF1VEC, Verwendungszweck "Forstprojekt Kongo". Vielen Dank!
LHL ist vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannt, sodass wir Ihnen eine Spendenbescheinigung ausstellen können.
Aus dem Jahresbericht 2018:
Forstwirtschaft aufbauen!
Mit Unterstützung des BMZ fördert LHL im Ostkongo Forstverwaltung, Forstwirtschaft, Forstarbeiten. Unsere Zielgruppe ist eine sehr verarmte Landbevölkerung, die mühsam viele Hektar aufgeforstet hat und immer wieder neu Bäume pflanzt. Bis diese herangewachsen sind und „geerntet“ werden können, vergehen viele Jahre. Da wir die Armut deshalb auch jetzt bekämpfen müssen hatten wir Landvolkshochschulen gegründet, die nützliche landwirtschaftliche Kenntnisse vermitteln: Gemüseanbau, Vermehrung von Saatgut für Gemüse, Imkerei, Bau von holzsparenden Lehmöfen, Kompostierung, Herstellung von Ziegenmilch und –käse, Kennenlernen von essbaren Pilzen… Zusätzlich erhielten die Bauern, die beim Pflanzen geholfen haben, aus den Baumschulen Setzlinge für Wald- und Obstbäume, um auf ihrem eigenen Land mit Agroforstwirtschaft zu beginnen. Und mitten drin die Kinder, die „Marafiki wa Mazingira“, die Naturfreundejugend. Tausende Marafikis wurden in den letzten Jahren in Jugendgruppen bei Spiel, Spaß und Ernst fortgebildet. Sie können jetzt nicht nur Bäume pflanzen, sondern Auberginen, Zwiebeln, Gemüse… ernten. Sie züchten Meerschweinchen und Kaninchen – und sie waren manchmal die treibende Kraft für Erneuerung und Veränderung in ihren Familien. Doch während die Bäume wachsen, muss eine Forstverwaltung aufgebaut, Waldarbeiter ausgebildet und eine „Verwertungskette“ für das Holz vorbereitet werden. Interessant sind zusätzlich die sogenannten „Non Timber Forest Products“, also, was sich mit einem Wald auch ohne Holznutzung erwirtschaften lässt: Honig, Pilze, Früchte, Heilkräuter, ja, auch die Jagd.
Buschbrände sind eine Plage im Kongo. In den Aufforstungs-Standorten wurden mit einer Fortbildung 2018 Feuerbrigaden aufgebaut. Hierbei zahlte sich aus, dass wir seit mehreren Jahren Jugendgruppen für den Umweltschutz (Marafiki wa Mazingira) ausgebildet haben. Diese jungen Leute sind heute hochmotiviert, und wollen in der Trockenzeit die Buschfeuer aktiv bekämpfen. In Volksversammlungen haben wir in den letzten Jahren berichtet, dass in Deutschland in jedem Dorf eine Freiwillige Feuerwehr existiert. Buschbrände ließen sich oft mit ganz einfachen Mitteln bekämpfen, da nicht sofort Wälder lichterloh brennen, sondern die Feuer fressen sich ganz allmählich durch das Gras.
Eine holländische Organisation hat 2012 einen Film mit der Bevölkerung des Businga-Gebietes gedreht, in der diese ihren verschwundenen Wald beklagt. Ein Jahr später begann LHL genau dort mit einer Partnerorganisation Aufforstungen und vor allem die Rehabilitation des Naturwaldes. Sowohl der holländische Youtube-Film als auch Bilder vom Businga-Wald können auf der LHL Internetseite angeschaut werden. Vor allem der Feuerteufel wollte die Aufforstungen immer wieder zerstören. Die Leute haben gekämpft für ihren Wald, nächtelang Feuer gelöscht, haben Brandwachen in der Trockenzeit aufgestellt, das wild wuchernde Gras, das wie Zunder brennt, herausgeholt. Seit zwei Jahren ist Ruhe. Der Wald kommt zurück!
Schon 2016 hatten die mit LHL verbundenen Organisationen, welche in der Provinz Süd-Kivu Aufforstungsprojekte durchführten, das “Kongolesische Netzwerk für die Wiederaufforstung” gegründet. Dies will eine Lobbygruppe für die Aufforstungsbemühungen sein gegenüber kongolesischen Behörden und internationalen Organisationen. Inzwischen sind zwölf Mitgliedsorganisationen dabei, darunter die Maristas, ein katholischer Orden, der eine sehr professionelle Forstwirtschaft betreibt und für LHL und unsere Trägerorganisationen der ideale Partner ist.
Aus dem Jahresbericht von 2015
Aufforstung und Bildungsmaßnahmen für Forstmanagement
Warten auf das Wachsen der Bäume
„Überlebenshilfe“ nennen wir seit ein paar Jahren die LHL-Unterstützung für kongolesische Partner. Inzwischen wird ganz neudeutsch über „Resilience“ gesprochen: Im Nachkriegskongo soll die Bevölkerung gestärkt werden, um selbständig die Zukunft meistern zu können. Ihre Vergangenheit: das war Krieg um Rohstoffe, um Coltan, um die Vorherrschaft in Ostkongos Bergwerken: vergewaltigte Frauen, Flüchtlinge, 6 Millionen Tote. Der Krieg förderte Entwaldung und schwächte den Umweltschutz.
Die LHL-Überlebenshilfe setzte deshalb auch 2015 wieder mit Unterstützung des BMZ und vielen kleinen und größeren Spenden Aufforstung fort, dazu Bildungsmaßnahmen für Forstwirtschaft, aber auch ca. 2.000 „Marafiki wa Mazingira“ („Freunde der Natur“). Diese Naturfreundejugend legt Gemüsegärten an, pflanzt ebenfalls Bäume und hilft bei der Buschbrandbekämpfung. Im April 2016 erhielten wir von den lokalen Partnern Zahlen der Pflanzungen von 2015, die teilweise noch ins Jahr 2014 hineinragen:
Nyangezi: Rehabilitation von Naturwald und Pflanzung von 12.969 Setzlingen. Hier hatte im Vorjahr ein großes Buschfeuer gewütet. In 2015 konnte dies verhindert werden.
Mushenyi: 34.781 Setzlinge produziert, gepflanzt bzw. an die Bevölkerung verteilt. Kaziba: 18.914 Setzlinge produziert, davon 4.428 von fünf einheimischen Bäumen, deren Namen man noch nicht kennt, die aber gut gedeihen: eine kleine Sensation.
Luhwinja: 38.375 Setzlinge produziert, gepflanzt bzw. an die Bevölkerung verteilt, davon 4.390 Prunus africana, ein sehr wertvoller einheimischer Baum, der auf der Liste der gefährdeten Pflanzen steht. Und in Luhwinja wachsen und gedeihen jetzt wieder tausende, nachdem im Vorjahr ein Test mit 165 Setzlingen Erfolg zeigte.
Burhinyi: 52.563 Setzlinge produziert, aber auch große Verluste, ca. 30 %.
Katana: ca. 20.000 Setzlinge, teilweise in Nachbarschaft zum Kahuzie-Biega-Nationalpark.
Kavumu: 105.650 in zwei Pflanzperioden, d.h. ca. 52.825 in 2015, in 2014 auch Brandverluste.
Insel Idjwij, Nord und Süd: 199.200 Setzlinge in zwei Pflanzperioden, d.h. ca. 99.600 in 2015. Überall auf Idjwij pflanzen jetzt Familien Bäume.
Im Februar fand eine Evaluation des Entwicklungshilfeministeriums als Hauptgeldgeber statt. Im Bericht wird u.a. festgestellt: „Das Oberziel wird wie folgt formuliert: Das Projekt trägt dazu bei, im Südkivu (Ostkongo) die Armut zu reduzieren und die natürlichen Ressourcen zu rehabilitieren und zu schützen. Macht es Sinn, Bäume zu pflanzen in einem der ärmsten Länder der Welt, in dem die Analphabetenrate immens, die Gesundheitsversorgung mangelhaft, die Familienplanung nicht vorhanden und die Sicherheitssituation fraglich ist? Nach mehreren Besuchen und Feststellung der Fortschritte der Projektziele über viele Jahre kann man diese Frage nur bejahen. Das gemeinsame Engagement bei der Wiederaufforstung, die angesichts extremster Armut und Unsicherheit fast als „Luxus“ angesehen werden muss, bringt überraschenderweise auch nicht geplante und begrüßenswerte Nebeneffekte in Bezug auf Bildungsmaßnahmen, Förderung von Gesundheitsstrategien, Stärkung von Zivilbevölkerung und Friedensmaßnahmen mit sich. Die nachhaltige und immer absolut zuverlässige Betreuung durch LHL, auch in unsicheren Zeiten stärkt das Eigenmanagement der Partner, die ihrerseits eine stärkere Vernetzung mit gemeindefördernden Projekten suchen und finden... Die Qualität der Durchführung der Entwicklungsmaßnahme ist gut. Das Interesse und die Motivation aller Beteiligten der Projektträger sind hervorragend. Die Effizienz des Projektes kann als außergewöhnlich gut bezeichnet werden...“
Im Sommer 2015 wurde dann auch das bisher letzte Projekt in dieser Serie vom BMZ bewilligt: Aufforstung und Buschfeuer-Bekämpfung in der Uvira-Region.Auch hier wieder die gleiche Struktur, aber ein neues Element: Wildfeuer sind eine riesiges Problem in der Region, die nur so vor Biodiversität strotzt – wenn nicht die Brände wären, die jedes Jahr in der Trockenzeit gelegt werden. Hier ein paar Zeilen aus einem Reisebericht: „In Uvira (700 m über NN) bis hinauf nach Kamanyola (800 m über NN) an der ruandischen Grenze und weiter hoch ins Businga-Massiv begann unser Partner, die „Organisation St. Basilius für die Entwicklung des Ostkongos“, mit einem Programm zur Bekämpfung der Buschfeuer, die zu einer Plage geworden sind und in der kahlen Landschaft jede Aufforstungsbemühung zunichte machen. Als ob die Bevölkerung auf solch eine Kampagne gewartet hätte: Bei unseren zahlreichen Volksversammlungen während meiner Reise mit dem recht altersschwachen Jeep (dreimal Reifenpanne in einer Woche) wurde die Kampagne lebhaft begrüßt, allen voran auch von den „Honoratioren“ der Region, den „Mwamis“ (traditionelle Könige), von ihren Chefs und den staatlichen Vertretern, die bisher dagegen machtlos waren. Der Einsatz lohnt sich: Wenn unseren Partnern gelingt, die illegalen Wildfeuer einzudämmen, kann an vielen Stellen in wenigen Jahren der tropische Wald mit einheimischen Bäumen wieder rehabilitiert werden. Jetzt, in der Regenzeit, war die reiche Biodiversität der Region von Uvira überall sichtbar – ganz anders als weiter westlich im kahlen Hochland von Kaziba und Luhwinja, mehr als 1.000 Meter höher, wo Erosion die Böden verarmen lässt und Aufforstung ein mühsames Unterfangen ist.“ Heinz Rothenpieler
Aus dem LHL-Jahresbericht 2015