Ausbildungswerkstatt

 Das Projekt "Ausbildungswerkstatt in Kaduna/Nigeria" wird ab dem 1. Juli starten und es wird mind. drei Monate dauern, bis die Vorbereitungen abgeschlossen sind. Alle Werkstätten befinden sich auf unserem Farmgelände nördlich von Kaduna, welches wir seit einigen Jahren bereits gepachtet haben. Begonnen wird mit einer Metallwerkstatt, in der holzsparende Kocher hergestellt werden, und diese besteht aus drei Containern, die zu einem U zusammengestellt sind und darüber spannt sich ein Blechdach, worunter sich eine offene Werkstatt befindet. Die Infrastruktur ist bewußt mobil ausgerichtet, wir wollen anfangs kein Vermögen in Beton und Ziegelsteine investieren. Die Kurse werden drei Monate dauern und es werden Grundlagen der Metallverarbeitung vermittelt und exemplarisch an einem Kocher erprobt. Das Ziel dieser Kurzausbildung ist, junge arbeitslose Männer und Frauen bzw. ungelernte Handwerker mit einigen wichtigen Basistechniken vertraut zu machen, damit sie auf dem Arbeitsmarkt bessere Chancen auf einen Job haben. Wir unterstützen sie dabei, denn in unserer Kocherproduktion, die parallel dazu aufgebaut werden soll, können wir einige übernehmen und alle erhalten auch eine kleine Einführung in die Betriebsführung, d.h. Kalkulation, Buchhaltung, Einkauf und Verkauf stehen auf dem Stundenplan. Damit ausgerüstet können sie sogar den Weg in die Selbstständigkeit wählen und wem dieser Weg zu beschwerlich ist kann sich anstellen lassen, seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt sind allemal besser als die seiner Konkurrenten.

Zeitgleich beginnt ein zweiter Kurs: die Ausbildung zum Flaschenmaurer, der wesentlich wenger Aufwand benötigt. Die wichtigsten Arbeitsmittel sind die Maurerkelle, der Zollstock und die Wasserwaage, die wichtigsten Arbeitsmittel sind leere bzw. mit Sand gefüllte PET-Flaschen, ein Sack Zement, eine Schubkarre Sand und Wasser, damit kann man ganze Häuser bauen. In den ersten vier Wochen werden die Grundlagen des Maurerberufs erlernt und besonders wichtig sind neben der richtigen Mörtelmischung die Bedienung von Zollstock und Wasserwaage, damit die Wände Festigkeit bekommen und nicht umkippen weil zu schief gebaut. Wenn dann noch erlernt wird, wie in die Wand ein Fenster oder eine Tür eingebaut wird sind die wichtigsten Grundlagen für den Hasubau vermittelt und so ausgestattet beginnt der praktische Teil der Ausbildung. Auf dem Farmgelände gibt es reichlich zu tun, vielleicht beginnend mit einer Zisterne, einer Trenntoilette oder einer Mauer, die die Kocherwerkstatt umschließen soll. Nach den drei Monaten Ausbildung sind sie fit, erhalten eine Maurerkelle und einen Zollstock als Startkapital und werden so in den Arbeitsmarkt entlassen. Inzwischen haben sich die Flaschenbauten eine Nische erobert, es gibt Anfragen von Hausbesitzern, die nach Fachleuten fragen und wir werden unsere Azubis ggf. auch vermitteln können, denn es hat sich mittlerweile herum gesprochen, dass das Bauen mit PET Flaschen deutlich preiswerter ist als mit Ziegelsteinen und trotzdem entstehen stabile Gebäude, die nahezu unverwüstlich sind.

Unsere Azubis verbringen fünf Tage die Woche in der Ausbildungswerkstatt, wohnen und schlafen werden sie im Nachbardorf, dort ist ein größeres Haus angemietet und dort können die jungen Leute auch frühstücken und zu Abendbrot essen. Das Mittagessen findet auf dem Farmgelände statt, denn neben dem Zentrum - unser PET-Flaschenhaus - befindet sich ein Open-Air-Restaurant und selbstverständlich gehört eine Küche dazu. Wenn die beiden ersten Kurse voll besucht sind werden schon mal 50 Personen sich auf dem Gelände aufhalten und darum wird in der Küche ein Großkocher von Marinus eingesetzt. Die Toilette wird eines der ersten Gebäude sein das noch zu errichten ist. Selbstverständlich sind sie frei nach Feierabend in die nahe Großstadt Kaduna zu fahren, doch es sind 30 km Taxifahrt bis dorthin. Also werden sie während der Woche die Freizeit wohl eher in ihrem Dorf verbringen, vielleicht mit Fußballspielen oder anderen Freizeitangeboten. Am Freitag Nachmittag ist Feierabend bis Montag früh und vermutlich werden sie dann ausschwärmen in die Stadt zur Familie oder zu Freunden.

Eine Besonderheit ist die Bezahlung. Unsere Azubis erhalten ein kleines Lehrgeld, denn ohne eine Vergütung würde keiner kommen, wovon sollen sie denn leben in diesen drei Monaten? Anfangs können wir die Vergütung aus dem Projektgeld bezahlen, später muss die Produktionswerkstatt die Kosten für die Lehrlinge erwirtschaften, so wie das auch in Deutschland der Fall ist. Die Vergütung richtet sich nach dem Familienstand, für die Ehefrau gibt es einen Euro mehr, für die Kinder einen weiteren Euro. Die Unterkunft ist frei und ebenfalls das Mittagessen.

Eine weitere Besonderheit ist die Projektfinanzierung. Daran beteiligt sich sowohl das BMZ von deutscher Seite als auch die Landesregierung von Niger State zu je gleichen Teilen. Investitionskosten werden vom BMZ bezahlt, alle Betriebskosten vom nigerianischen Partner. Dafür sind alle Plätze für Teilnehmer aus Niger State reserviert und zwei Ministerien sind es, die sich den Kuchen teilen: das Ministerium für Gender Affairs und Social Development einerseits und das Ministerium für Youth Development andererseits. Während aus dem ersten Ministerium die Azubi-Frauen  benannt werden die überwiegend die Kocherkurse belegen, kommen aus dem zweiten Ministerium die  Jungen zum Zuge, die überwiegend für die Maurerausbildung vorgesehen sind. Wir sind sehr gespannt wie dieses Experiment endet.

Erwähnt werden muss noch unbedingt die Organisation "Arbeit und Dritte Welt" in Hildesheim. Seit Jahren schon arbeiten wir mit Thomas B. zusammen und es ist eine Freude zu sehen, welche Untertsützung wir von dort erhalten. Für dieses Projekt steht schon seit Wochen ein 40 ft Container auf dem Betriebsgelände und wird mit Werkzeug aller Art beladen, sowohl für die Metallwerkstatt als auch für den Bauhof. Im Juli soll er abgesandt werden und im August wird er hoffentlich wohlbehalten ankommen, auf die Zollrechnung darf man gespannt sein.